Miniaturversion des Sonnensystems entdeckt?
von Stefan Deiters astronews.com
19. Februar 2008
Dank des Microlensing-Effektes gelang es Astronomen
nun, ein Planetensystem in rund 5.000 Lichtjahren Entfernung aufzuspüren. Die
Forscher entdeckten um die ferne Sonne zwei Planeten, die die gleichen
Größenverhältnisse haben wie Jupiter und Saturn in unserem Sonnensystem. Wurde
hier also eine Miniaturausgabe unserer galaktischen Heimat entdeckt?
In 5.000 Lichtjahren Entfernung entdeckten
Astronomen nun ein Planetensystem, das unserem
Sonnensystem ähnelt. Die Entfernung der Planeten
vom Zentralstern in dieser künstlerischen
Darstellung entsprechen nicht den wirklichen
Verhältnissen.
Bild:
LLNL / Korea Astronomy and Space Science
Institute / Chungbuk National University /
Astrophysical Research Center for the Structure
and Evolution of the Cosmos |
Ein internationales Wissenschaftlerteam hat jetzt ein Planetensystem in rund
5.000 Lichtjahren Entfernung entdeckt, in dem es zwei Gasriesen zu geben
scheint, die wie eine verkleinerte Ausgabe von Jupiter und Saturn aussehen. Sie
sind nur etwa halb so weit von ihrer Sonne entfernt, die wiederum auch nur die
Hälfte der Masse unserer Sonne hat. Die Forscher berichten über ihren Fund in
der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Science.
Nach Angaben der Astronomen handelt es sich erst um das fünfte
Planetensystem, das mit Hilfe des Gravitationslinsen-Effektes aufgespürt wurde.
"Dieses ist das erste Mal, dass wir etwas entdecken, das an unser Sonnensystem
erinnert", so Kem Cook vom Lawrence Livermore National Laboratory
(LLNL), Mitglied des Forscherteams und ein Pionier auf dem Gebiet der
Planetensuche mit Hilfe von Microlensing-Ereignissen. "Das deutet drauf
hin, dass diese Art von Planetensystemen relativ häufig sind. Dies allein ist
schon eine recht aufregende Entdeckung."
Der Fund gelang durch den sogenannten Microlensing-Effekt: Man beobachtet
dabei die Helligkeit eines weit entfernten Sterns. Läuft ein anderer Stern durch
die Sichtlinie, wird das Licht des Hintergrundsterns aufgrund des
Gravitationslinsen-Effektes auf typische Weise verstärkt. Dies konnten die
Forscher von Ende März bis Anfang April 2006 beobachten. Umrunden Planeten den
Stern in der Sichtlinie, wird diese zeitweise Verstärkung auf charakteristische
Weise gestört. Mit dieser Methode lassen sich nicht nur Gasriesen entdecken,
sondern sogar Planeten von Erdgröße.
Das so entdeckte Planetensystem wirkt wie eine verkleinerte Ausgabe unseres
Sonnensystems: Das Massenverhältnis und das Entfernungsverhältnis der Planeten
entspricht verblüffend denen von Jupiter und Saturn in unserem Sonnensystem. Die
ferne Sonne hat etwa 50 Prozent der Masse unserer Sonne. "Es ähnelt unserem
Sonnensystem mehr als alle anderen Planetensysteme, die wir bislang entdeckt
haben", meint auch LLNL-Kollege Bruce Macintosh. "Und in diesem System gäbe es
sogar noch Platz für einen Planeten wie die Erde."
Auf das System aufmerksam wurden die Forscher erstmals am 28. März 2006 durch
einen Hinweis des Optical Gravitational Lensing Experiment (OGLE). Das
Microlensing Follow Up Network (MicroFUN) organisierte dann zusammen
mit den Entdeckern weitere Beobachtungen, die schließlich zur Erkenntnis
führten, dass hier nicht nur ein Planet, sondern gleich zwei ins Netz gegangen
waren. Durch aufwendige Computersimulationen konnte schließlich der Fund von
einem Mini-Jupiter und Mini-Saturn bestätigt werden.
Zum Erfolg beigetragen haben auch Beobachtungen am Keck Observatory
auf Hawaii, das über eine adaptive Optik verfügt, durch die die störende
Luftunruhe bei Beobachtungen minimiert werden kann. So gelang es, den
Mutterstern der Planeten auch in einer Region mit sehr vielen Sternen
aufzuspüren. Die direkte Beobachtung des Objektes, das für das Microlensing-Ereignis
verantwortlich war, half den Astronomen dann, die Gesamtmasse des Systems besser
abzuschätzen.
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