Marssonde vor dichter Phobos-Passage
von Stefan Deiters astronews.com
27. Dezember 2013
Die ESA-Sonde Mars Express wird am kommenden Sonntag in
einem Abstand von nur 45 Kilometern am Marsmond Phobos vorüberfliegen. Die Sonde
ist dem Mond des roten Planeten damit so nahe und passiert ihn mit so
hoher Geschwindigkeit, dass keine Fotos gemacht werden können. Die
Astronomen hoffen aber trotzdem auf neue Erkenntnisse über den noch immer
rätselhaften Trabanten.

Phobos-Aufnahme
von Mars Express vom März 2010.
Bild: ESA/DLR/FU Berlin (G. Neukum)
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Der Sonde Mars Express der europäische Raumfahrtagentur ESA steht am
Wochenende eine besondere Begegnung mit dem Marsmond Phobos bevor: Die Sonde
wird bei dem Vorüberflug am größeren der zwei Trabanten des roten Planeten nur
rund 45 Kilometer von dessen Oberfläche entfernt sein. Wegen der hohen
Geschwindigkeit und der geringen Distanz zu Phobos wird Mars Express dabei
jedoch keine
Fotos machen können, weil diese einfach nicht mehr scharf hinzubekommen sind.
Mars Express hatte Weihnachten 2003 den Orbit des Mars erreicht und sich auf
seiner Umlaufbahn dem Marsmond Phobos bereits mehrfach genähert. Der Rekord für
die geringste Entfernung lag bisher bei 67 Kilometern im März 2010.
Bei den dichten Passagen lieferten nicht nur
Beobachtungen mit den Instrumenten an Bord der Sonde Informationen über den
Mond, sondern auch dessen Einfluss auf Mars Express selbst.
Und genau deshalb erhoffen sich die Wissenschaftler auch bei dem Vorüberflug am
29. Dezember 2013 neue Daten über den Mond. Durch die Anziehungskraft von Phobos
sollte sich die Geschwindigkeit der Sonde nämlich um wenige Zentimeter pro Sekunde
verändern, was sich dann an den Radiosignalen ablesen lässt, die die Sonde zur
Erde funkt. Die so gewonnenen Daten erlauben dann Rückschlüsse auf die Masse und den inneren
Aufbau des Mondes.
Phobos hat eine Größe von etwa 27 mal 22 mal 18 Kilometern und dürfte, so haben
Messungen bei früheren Passagen ergeben, zu einem Viertel oder gar einem
Drittel aus leerem Raum bestehen. Es würde sich damit im Prinzip um eine Art
Geröllhaufen handeln, bei dem es zwischen den einzelnen Brocken größere
Hohlräume gibt.
Die neuen Messungen könnten helfen, hinter das Geheimnis von Phobos und dem
zweiten, noch
kleineren Marsmond Deimos zu kommen. Bei beiden könnte es sich nämlich, so eine
derzeit favorisierte Theorie der Astronomen, um eingefangene Asteroiden handeln.
Alternativ könnten sich die Monde aber auch aus Trümmerteilen gebildet haben, die
bei gewaltigen Einschlägen auf dem Mars ins All geschleudert wurden.
"Durch solche dichten Vorüberflüge an Phobos mit Mars Express können wir
Theorien über den Ursprung dieser beiden mysteriösen Monde überprüfen", so
Olivier Witasse, ESA-Projektwissenschaftler für Mars Express. Außerdem sollen
bei der bevorstehenden Passage noch Messungen über den Einfluss des Sonnenwinds auf die Oberfläche des
Trabanten gemacht werden.
Damit dies alles gelingt, muss die Position von Raumsonde und Phobos äußerst
präzise bekannt sein. Dazu hat die High Resolution Stereo Camera an Bord der
Sonde immer wieder Beobachtungen gemacht und Bodenstationen auf der Erde werden
insgesamt über 35 Stunden lang die Position von Mars Express vor und nach der
Passage detailliert verfolgen.
Mit wissenschaftlichen Ergebnissen ist erst einige Wochen nach dem Vorüberflug
zu rechnen.
Update (29. Dezember 2013): Mars Express hat den
Vorüberflug an Phobos ohne Probleme absolviert.
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