Albert Einstein in Erdatmosphäre verglüht
Redaktion
/ Pressemitteilung der ESA astronews.com
4. November 2013
Die Mission des vierten europäischen Raumfrachters, des ATV
Albert Einstein, ist am Sonnabend planmäßig zu Ende gegangen.
Albert Einstein verglühte über dem Südpazifik in der oberen Erdatmosphäre.
Die gesamte Mission verlief nach ESA-Angaben ohne Probleme. Zudem stellte
Albert Einstein auch zwei neue Rekorde für die ESA-Raumfrachter auf.

Das ATV-4 nach
dem Abdocken von der ISS.
Foto: ESA / NASA |
Das vierte Automatische Transferfahrzeug (ATV) der ESA, Albert Einstein, hat
am Sonnabend mit einem kontrollierten Wiedereintritt in die Erdatmosphäre und
dem sicheren Verglühen über einem unbewohnten Gebiet des Südpazifik seine
fünfmonatige Mission zur Versorgung der Internationalen Raumstation (ISS)
abgeschlossen. Die ATV sind die technisch anspruchsvollsten Raumfahrzeuge, die
je in Europa entwickelt wurden, und zugleich die größten und leistungsfähigsten
Frachttransporter, die an der ISS andocken.
Mit einem Gesamtgewicht von 20 Tonnen stellte das ATV-4 bei seinem Start von
Europas Raumflughafen in Französisch-Guayana am 5. Juni gewichtsmäßig einen
Rekord für die Ariane 5 auf. Zehn Tage später dockte es an der ISS an.
Die Rekordfracht von 2480 Kilogramm umfasste über 1.400 Einzelteile. Das ATV
"Albert Einstein" lieferte Frachtgut, das für den Betrieb der Raumstation
unerlässlich ist und den sechs Astronauten auf ihrem orbitalen Außenposten die
Durchführung von Experimenten ermöglicht.
ESA-Astronaut Luca Parmitano überwachte das automatische Andocken und war für
die Entladung und Verstauung der wissenschaftlichen Ausrüstung, Ersatzteile,
Frachtgüter, Kleidung und Nahrungsmittel verantwortlich. Ein kleiner Teil der
Fracht des ATV-4 umfasste Experimente für Emulsionen, die die Industrie bei der
Herstellung von länger haltbaren Lebens- und Arzneimitteln unterstützen werden,
eine Ersatzwasserpumpe für das europäische Columbus-Labor, einen neuen
Wasseraufbereiter für die NASA, eine GPS-Antenne für das japanische Kibo-Labor
und 3D-bedruckte Werkzeugkästen für den Weltraum.
Während das ATV-4 mit der Raumstation gekoppelt war, zündete es sechsmal
seine Triebwerke, um dem atmosphärischen Widerstand entgegenzuwirken und die
Raumstation in ihrer Bahn zu halten. Ohne die Bahnanhebungsmanöver mit den ATV
und den kleineren russischen Progress-Raumfrachtern würde die ISS mit
der Zeit absinken und letztlich in der Erdatmosphäre verglühen.
Vor seiner Abkopplung wurde das Druckmodul von den Astronauten mit Abfall
beladen, wodurch auf der ISS neuer Platz geschaffen wurde. Wie beim Hinflug hat
das ATV-4 auch bei seiner Rückkehr einen neuen Rekord aufgestellt, da es so viel
Abfall an Bord hatte, wie kein anderes ATV zuvor.
Albert Einstein trennte sich am 28. Oktober um 09.55 Uhr MEZ von der ISS und
begab sich rund 100 Kilometer unterhalb der Raumstation in eine sichere
Rückflugbahn. Das ATV absolvierte eine Reihe schwieriger Manöver, um seinen
Wiedereintritt unter der Raumstation zu vollführen, sodass die Astronauten sein
Verglühen in der oberen Schicht der Erdatmosphäre mitverfolgen und einzigartige
Informationen über die physikalischen Gegebenheiten beim Wiedereintritt gewinnen
konnten.
Das mit Abfall beladene ATV-4 verglühte am 2. November um 13.04 Uhr MEZ
gefahrlos in der oberen Schicht der Erdatmosphäre. Die automatischen
Transferfahrzeuge führen alle Manöver einschließlich des automatischen Andockens
unter der genauen Überwachung des gemeinsam von der ESA und der französischen
Raumfahrtagentur CNES betriebenen ATV-Kontrollzentrums im französischen Toulouse
durch.
"Der Missionsverlauf war perfekt – für das ATV-Team und mich selbst wie für
jede Mission im Weltraum ist dies eine tolle Sache", so der ATV-4-Missionsleiter
Alberto Novelli. "Der reibungslose Ablauf dieser vierten Mission zeigt den
Reifegrad des ATV-Programms und stellt eine vielversprechende Ausgangsbasis für
künftig ebenfalls erfolgreiche Vorhaben dar."
Das nächste ATV der Serie, Georges Lemaître, kam bereits per Schiff an
Europas Raumflughafen in Französisch-Guayana an. Die Beladung des Druckmoduls
wird im März nächsten Jahres beginnen. Im Anschluss werden die Module des ATV-5
montiert und das Raumfahrzeug wird an den Ariane-Träger gekoppelt. Der
Start ist für Ende Juni geplant.
Mit ihrer Serie von fünf ATV kommt die ESA ihren Beitragsverpflichtungen für
eine Nutzung der ISS bis Ende 2017 nach. Die ESA übernimmt zur Deckung der
Betriebskosten ihrer eigenen Bauelemente - dem Columbus-Labor mit
Experimenten und der entsprechenden wissenschaftlichen Ausrüstung - sowie der
Kosten für die regelmäßigen Flüge ihrer Astronauten einen erheblichen Teil der
Wartungsarbeiten auf der Raumstation.
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