15 Planetenkandidaten in habitabler Zone
von Stefan Deiters astronews.com
8. Januar 2013
Im Rahmen des Projekts Planet Hunters suchen
Internetnutzer auf der ganzen Welt in öffentlichen Daten der NASA-Mission Kepler
nach extrasolaren Planeten. Gestern hat das Projekt nun seinen zweiten
bestätigten Planeten vorgestellt. Er gehört zu insgesamt 15 neuen
Planetenkandidaten des Projekts, die alle in der habitablen Zone um ihren Stern
kreisen.

So könnte ein
Blick von einem potentiellen Mond um den Planeten
PH2 b aussehen.
Bild: Haven Giguere |
Das Weltraumteleskop Kepler der NASA sucht mithilfe der
Transitmethode nach Planeten um andere Sonnen. Dazu visiert das Teleskop ständig über 150.000 Sterne an
und überwacht ihre Helligkeit. Wandert - aus
Keplers Perspektive - ein Planet direkt vor seiner Sonne vorüber,
verdunkelt er seinen Zentralstern ein wenig. Dies führt zu einem
Helligkeitsabfall, der sich - entsprechend der Orbitperiode des Planeten -
regelmäßig wiederholt.
Das Kepler-Team wertet diese zahlreichen von Kepler
aufgezeichneten Lichtkurven mit einem Computerprogramm automatisch aus, um sich
so auf die Ereignisse konzentrieren zu können, bei denen es sich sehr
wahrscheinlich tatsächlich um einen Transitplaneten handelt. Die Rohdaten werden
allerdings nach einiger Zeit öffentlich zur Verfügung gestellt und können dann
von jedermann ausgewertet werden. Genau dies tut das Projekt Planet Hunters.
Auf einer speziellen Webseite können Internetnutzer am Webbrowser selbst einen
Blick auf die Lichtkurven werfen und nach Planeten fahnden, die bei der
automatischen Suche des Kepler-Teams unter den Tisch gefallen sind.
Im letzten Jahr konnte sich das Team von Planet Hunters über ihren
ersten bestätigten Planeten freuen (astronews.com
berichtete). Gestern stellte das Projekt nun die jüngsten Entdeckungen vor,
darunter 15 Planetenkandidaten, die in der habitablen Zone um ihre Sonne
kreisen. Dies bedeutet, dass sie sich in einem Abstand von ihrem Zentralstern
befinden, in dem die Temperaturen auf der Oberfläche die Existenz von Wasser in
seiner flüssigen Form möglich machen würde. Einer dieser 15 Kandidaten gilt,
nach weiteren Beobachtungen mit dem Keck-Teleskop auf Hawaii,
inzwischen nicht mehr nur als Kandidat, sondern als richtiger Planetenfund -
sein Name PH2 b.
Bei PH2 b handelt es sich allerdings nicht um einen Gesteinsplaneten, sondern
um einen jupiterähnlichen Gasriesen. "Es gibt ja fast schon eine Besessenheit,
einen erdähnlichen Planeten zu entdecken", meint Dr. Chris Lintott von der
Oxford University, der das Zooniverse-Projekt leitet, zu dem auch
Planet Hunters gehört. "Was wir hier mit PH2 b entdeckt haben, ist
jedoch viel seltsamer. Jupiter hat mehrere große Monde, auf denen es sehr viel
Wasser gibt. Man muss sich nur einmal vorstellen, wenn man dieses System in eine
wärmere Region des Sonnensystems ziehen würde, in der sich etwa die Erde
befindet. Wenn so ein Planet erdgroße Monde hat, würden wir nicht Europa und
Kallisto sehen, sondern Welten mit Flüssen, Seen und ganz verschiedenen
Lebensräumen - ein überraschendes Szenario, das aber vielleicht die Regel ist."
Europa und Kallisto sind zwei eisige Monde des Jupiter.
"Wir sehen hier den Beginn einer neuen Phase für das Projekt Planet
Hunters", meint Professor Debra Fisher von der Yale University,
die verantwortliche Wissenschaftlerin des Projekts. "Die Freiwilligen scheinen
bei der Suche nach Planeten in der habitablen Zone um einen Stern mindestens
genauso effizient zu sein, wie die Computerprogramme. Bei der Jagd geht es nicht
nur um irgendeinen alten extrasolaren Planeten, die Freiwilligen suchen nach
bewohnbaren Welten."
In dem Fachartikel, der die jüngsten Ergebnisse des Projektes beschreibt und
der in der Zeitschrift Astrophysical Journal erscheinen soll, sind über
40 Teilnehmer des Projekts als Co-Autoren für ihren Beitrag an der Entdeckung
aufgeführt. "Wenn mich Leute jetzt fragen, was ich das letzte Jahr getan habe,
kann ich denen sagen, dass ich geholfen habe, einen Planetenkandidaten um einen
entfernten Stern zu entdecken", meinte Mark Hadley, einer der als Autor
genannten Freiwilligen. "Wie cool ist das denn?"
"Es handelt sich bei den Funden um Planetenkandidaten, die durchs Netz
gerutscht sind, also von professionellen Astronomen übersehen und nun von
Freiwilligen am Webbrowser gerettet wurden", so Lintott. "Es ist schon
bemerkenswert, dass absolut jeder einen Planeten entdecken kann."
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