Planet um Alpha Centauri B entdeckt
von Stefan Deiters astronews.com
17. Oktober 2012
Alpha Centauri ist mit einer Entfernung von 4,3 Lichtjahren
das sonnennächste Sternsystem. Und genau hier haben Astronomen jetzt mithilfe
des Instruments HARPS am 3,6-Meter-Teleskop der ESO in La Silla einen Planeten
aufgespürt, der ungefähr die Masse der Erde hat. Lebensfreundlich dürfte es auf
der Neuentdeckung nicht sein, doch könnte es noch weitere Welten in dem System
geben.
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So könnte ein
Blick auf Alpha Centauri B und den neuen Planeten aussehen.
Der kleine helle Punkt rechts oben ist unsere
Sonne.
Bild: ESO/L. Calçada [Großansicht] |
Alpha Centaui gehört mit zu den hellsten Sternen am südlichen Himmel und ist mit
einer Entfernung von nur 4,3 Lichtjahren gleichzeitig das der Sonne am nächsten
gelegene Sternsystem. Genau genommen handelt es sich um ein Dreifachsystem, das
aus den beiden sonnenähnlichen Komponenten Alpha Centauri A und B besteht, sowie
aus dem lichtschwächeren Zwergstern Proxima Centauri. Während sich Alpha
Centauri A und B in vergleichweise geringem Abstand umkreisen, hat Proxima Centauri
eine deutlich größere Entfernung zum Zentrum des Systems.
Nicht erst seit Entdeckung des ersten extrasolaren Planeten Mitte der 1990er
Jahre haben sich Wissenschaftler mit der Frage beschäftigt, ob es im Alpha-Centauri-System
vielleicht Planeten geben könnte. Und natürlich wurden auch in den letzten
Jahren die Teleskope immer wieder auf
Alpha Centauri gerichtet, um nach Planeten in dem System zu fahnden. Die Suche
blieb allerdings bislang immer erfolglos.
Jetzt aber haben Astronomen mit dem Instrument HARPS am 3,6-Meter-Teleskop der
ESO in La Silla eindeutige Hinweise auf einen Planeten um Alpha Centauri B
entdeckt. "Unsere Beobachtungen umfassen einen Zeitraum von mehr als vier Jahren
mit dem Instrument HARPS und zeigen ein winziges, aber eindeutiges Signal von
einem Planeten, der alle 3,2 Tage um Alpha Centauri B kreist", so Xavier
Dumusque von der Sternwarte in Genf und dem Centro de Astrofisica de
Universidade do Porto, der auch Erstautor eines Fachartikels über die
Entdeckung ist, der heute in der Zeitschrift Nature erscheint. "Das ist eine
außerordentliche Entdeckung, die unsere Technik bis an seine Grenze gefordert
hat."
Mit dem Instrument HARPS wurden bislang unzählige extrasolare Planeten
aufgespürt. Das Instrument ist im Prinzip ein hochempfindlicher Spektrograf, mit dem sich das
geringfügige Wackeln eines Sterns nachweisen lässt, das entsteht, wenn
ein Planet um diesen Stern umläuft. Dieses Wackeln ist naturgemäß umso größer,
je massereicher der Planet ist und je näher er um seine Sonne kreist. Deswegen
wurden in den ersten Jahren der Exoplaneten-Suche mit dem Instrument auch
hauptsächlich massereiche Gasriesen aufgespürt, die ihren Zentralstern in nur
geringem Abstand umrunden.
In den letzten Jahren ist es den Astronomen gelungen, mit dieser
sogenannten Radialgeschwindigkeitsmethode auch immer kleinere Planeten
nachzuweisen. Der Planet um Alpha Centauri B setzt aber jetzt einen neuen Maßstab: Es
handelt sich um den kleinsten Planeten, der mit diesem Verfahren entdeckt wurde.
Dazu mussten die Astronomen eine vergleichsweise winzige Wackelbewegung des
Sterns nachweisen: Alpha Centauri B bewegt sich durch den Umlauf des Planeten gerade
einmal mit einer Geschwindigkeit von nicht mehr als 51 Zentimetern pro Sekunde vor
und zurück, das entspricht 1,8 Kilometern pro Stunde.
"Dies ist der erste Planet mit einer erdähnlichen Masse, der um einen
sonnenähnlichen Stern gefunden wurde", so Stéphane Udry von der Genfer
Sternwarte. "Er umrundet den Stern in einem sehr geringen Abstand, so dass es
auf ihm viel zu heiß für uns bekanntes Leben sein wird. Aber es könnte sich nur
um einen Planeten in einem System aus mehreren Welten handeln. Unsere eigenen
Ergebnisse und die der Kepler-Mission zeigen, dass sich die Mehrzahl von massearmen
Planeten in solchen Systemen befindet."
Alpha Centauri
B ist ein wenig leuchtschwächer als unsere Sonne, die habitable
Zone, also der Bereich, in dem es flüssiges Wasser geben kann, liegt daher auch etwas näher
an dem Stern als in unserem Planetensystem,
ungefähr im Bahnbereich der Venus. Mit den gegenwärtig zur Verfügung stehenden
Methoden, so die Wissenschaftler gestern auf einer Pressekonferenz, müsste ein
Planet in der habitablen Zone um Alpha Centauri B eine Masse von mindestens der
vierfachen Erdmasse haben, um entdeckt werden zu können. Zum Vergleich: Das
"Wackeln", das die Erde durch ihren Umlauf verursacht, sorgt gerade einmal für
eine Radialbewegung von 0,32 Kilometern pro Stunde bei der Sonne. Diese
Geschwindigkeitsbereiche dürften erst in einigen Jahren mit einem neuen
Instrument messbar werden, das Ende 2016 oder Anfang 2017 am Very Large
Telescope der ESO montiert werden soll.
Die Suche nach zusätzlichen Planeten um Alpha Centauri B und auch weitere
Beobachtungen des bereits gefundenen Planeten dürfte in den kommenden Jahren
zunächst schwieriger werden: Die beiden Komponenten von Alpha Centauri
nähern sich nämlich - von der Erde aus gesehen - bis 2016 immer weiter an, so dass das
Licht der beiden Sterne immer schwerer zu trennen sein wird.
Interessant an der jetzt vorgestellten Entdeckung ist allein schon die Tatsache,
dass sich auch um Alpha Centauri B Planeten gebildet haben, obwohl der Stern
Teil eines Mehrfachsystems ist. Die Astronomen gehen davon aus, dass der Orbit
des neuentdeckten Planeten stabil ist und auch potentielle Planeten in der
habitablen Zone um Alpha Centauri B stabile Umlaufbahnen aufweisen können. Erst
noch weiter vom Stern entfernte Welten dürften dann durch Alpha Centauri A zu
stark gestört werden.
Nach einem Planeten im Alpha-Centauri-System war von mehreren Astronomenteams
weltweit gesucht worden. Die Präzision von HARPS, die lange Beobachtung sowie eine genaue Analyse der Eigenschaften von Alpha Centauri B haben
schließlich den Erfolg ermöglicht. Das Genfer Team hatte 1995 bereits den ersten
extrasolaren Planeten um einen sonnenähnlichen Stern aufgespürt.
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