ALPHA CENTAURI
Ein Porträt
unserer nächsten Nachbarn
von Stefan
Deiters
astronews.com
24. März 2003
Das
Dreifach-System Alpha Centauri ist das der Erde am nächsten gelegene
Sternsystem. Dank neuer Beobachtungen mit dem Very Large Telescope Interferometer
(VLTI) konnte nun erstmals direkt die Größe von Alpha Centauri A und B vermessen
werden. Die neuen Daten über unsere Nachbarn im All bestätigen, dass die Modelle
der Astronomen über die innere Physik von Sternen korrekt sind.
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Aufnahmen des Alpha Centauri Systems: Das linke Bild
verdeutlicht die Lage der einzelnen Mitglieder. Alpha Centauri A
und B sind überbelichtet, nur Proxima Centauri ist zu sehen
(Pfeil). Oben rechts ist die Position von Alpha Centauri A und B
markiert, unten rechts ein Bildausschnitt mit Proxima Centauri.
Die Aufnahmen wurden mit dem Ein-Meter-Schmidt Teleskop der ESO
im chilenischen La Silla gemacht. Foto:
ESO [Großansicht] |
Das Dreifach-System Alpha Centauri ist unser nächster Nachbar im Weltall und
liegt 4,36 Lichtjahre von der Erde entfernt in Richtung des südlichen Sternbild
Zentaur. Die beiden Hauptsterne Alpha Centauri A und Alpha Centauri B ähneln in
mancherlei Hinsicht unserer Sonne, der dritte Stern des Systems, Proxima
Centauri, ist ein so genannter Roter Zwerg und deutlich kleiner als die anderen
beiden Sterne. Über Beobachtungen von Proxima Centrauri berichtete astronews.com
im letzten Jahr.
Alpha Centauri A und B umkreisen einander in einem Abstand von 3.600
Millionen Kilometern, was in etwa der Entfernung des Planeten Uranus von der
Sonne entspricht. Ein Umlauf dauert fast exakt 80 Jahre. Proxima Centauri liegt
rund 10.000 Astronomische Einheiten (also 10.000 Mal die Entfernung Erde-Sonne)
dichter an unserem Sonnensystem als Alpha Centauri A und B und dürfte die beiden
anderen Sterne mit einer Periode von mehreren Millionen Jahren umlaufen.
Für die Astronomen sind besonders die beiden helleren Komponenten des Systems
interessant, weil sie eine einmalige Chance zum Studium von sonnenähnlichen
Sternen in unmittelbarer Nähe bieten. Detaillierte Untersuchungen von Alpha Centauri A und B lassen damit auch Rückschlüsse darauf zu, ob die Theorien, die
die Astrophysiker über die Prozesse in unserer eigenen Sonne entwickelt haben,
zutreffend sind oder aber modifiziert werden müssen.
Mit Hilfe des Very Large Telescope Interferometers (VLBI) auf dem
Gipfel des Paranal in Chile hat ein internationales Astronomenteam nun erstmals die beiden Sterne Alpha Centauri A und B untersucht und ihre Größe
vermessen. Dazu nutzten die Wissenschaftler nicht die großen Hauptteleskope,
sondern zwei 0,35 Meter Testteleskope des Observatoriums. Durch die
Zusammenschaltung dieser Instrumente gelang es den Winkeldurchmesser der beiden
Sterne zu bestimmen und mit Hilfe früherer Entfernungsbestimmungen daraus ihre
wirkliche Größe. Alpha Centauri A hat danach einen Radius von 854.000 Kilometern
(was rund 1,2 Mal größer ist als der Radius der Sonne) und Alpha Centauri B hat
einen Radius von 602.000 Kilometern (also 0,865 mal der Radius der Sonne).
Dieses Messungen sind auch für andere Wissenschaftlergruppen interessant: So
hatte ein französisches Team anhand von unterschiedlichsten Messungen über die
Beschaffenheit der Sterne Alpha Centauri A und B ein Modell über ihre innere
Zusammensetzung entwickelt und daraus auch einen Radius berechnet - die
Ergebnisse stimmen fast exakt mit den VLTI-Messungen überein. "Die
Übereinstimmungen zwischen den VLTI-Messungen und der Theorie ist sehr zufrieden
stellend für beide Sterne", freut sich ESO-Astronom Pierre Kervalla. "Die
bestätigt die Gültigkeit unserer Annahmen und mit den Beobachtungen von Proxima Centauri haben wir nun einen fast kompletten
Überblick über dieses berühmte Dreifach-System."
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ESO, Europäische Südsternwarte |
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