Sorgte ein Einschlag für Beginn der Eiszeiten?
von Stefan Deiters astronews.com
21. September 2012
Vor rund 2,5 Millionen Jahren stürzte ein großer Asteroid
auf die Erde und schlug im Südpazifik ein. Dieses unter dem Namen
Eltanin-Einschlag bekannte Ereignis könnte nicht nur für einen gewaltigen
Tsunami gesorgt haben, sondern auch Auslöser für den Beginn eines Zeitalters der
Eiszeiten gewesen sein.
War der
Einschlag eines Asteroiden vor rund 2,5 Millionen
Jahren Auslöser für den Beginn des
Eiszeit-Zeitalters?
Bild: UNSW / NASA |
Manche bezeichnen den Einschlag des Eltanin-Asteroiden vor 2,5 Millionen Jahren
als den "vergessenen" Einschlag, da dieser Treffer eines bis zu zwei Kilometer
durchmessenden Brockens im tiefen Wasser des Südpazifiks auf den ersten Blick
als vergleichsweise unwichtig für die Entwicklung der Erde angesehen wird - ganz
anders als der Treffer vor etwa 65 Millionen Jahren, der zum Aussterben der
Dinosaurier beitrug. Doch war der Eltanin-Asteroid wirklich so bedeutungslos?
Eine Gruppe australischer Forscher hat da Zweifel.
"Es handelt sich hierbei um den einzigen bekannten Einschlag im tiefen Ozean und
er wurde fast vollständig vergessen, weil es keinen großen Krater zum
Untersuchen gibt, wie bei einem Einschlag auf Land", so Professor James Goff vom
Australia-Pacific Tsunami Research Centre der australischen
University of New South Wales und vom Natural Hazards Research
Laboratory.
"Aber wir reden hier von einem Objekt in der Größe eines kleinen Berges, das mit
hoher Geschwindigkeit in den tiefen Ozean zwischen Chile und der Antarktis
gestürzt ist", gibt Goff zu bedenken. "Im Gegensatz zu einem Einschlag an Land,
wo die Energie des Einschlags zum größten Teil lokal absorbiert wird, dürfte
dieser Asteroid einen gewaltigen Spritzer und Wellen von mehreren Hundert Metern
Höhe rund um den Einschlagsort verursacht haben."
Modelle hätten ergeben, dass die Wellen des dadurch entstandenen Tsunamis eine
gewaltige Höhe gehabt haben müssen. Der Tsumami dürfte sich über weite Teile des
Pazifiks ausgebreitet und anschließend auch noch Landesteile überflutet haben,
die weit im Inneren der Kontinente lagen. Zudem sollten durch den Einschlag
gewaltige Mengen an Wasserdampf, Schwefel und Staub in die Atmosphäre gelangt
sein.
"Schon der Tsunami allein dürfte eine verheerende Wirkung gehabt haben," so
Goff. "Das in die Atmosphäre geschleuderte Material aber könnte zudem
ausreichend gewesen sein, um die Sonne so stark abzuschirmen, dass sich die
Oberflächentemperatur dramatisch verringert hat. Die Erde war damals bereits
dabei, sich langsam abzukühlen. Der Einschlag könnte diesen Prozess beschleunigt
und verstärkt und damit die Eiszeiten ausgelöst haben."
Geologen und Klimaforscher, so schreiben Goff und seine Kollegen in einem
Fachartikel, der in der Zeitschrift Journal of Quaternary Science
erscheint, würden Ablagerungen in Chile, in der Antarktis, in Australien und an
anderen Stellen als Beweis für einen Klimawandel sehen, der den Beginn des
Quartär markiert, des jüngsten Zeitabschnitts der Erdgeschichte. Ein Teil dieser
Ablagerungen oder gar alle, so geben die Wissenschaftler zu bedenken, könnten
aber auch die Folge von Überschwemmungen durch den Mega-Tsunami sein.
"Es gibt keinen Zweifel daran, dass sich die Welt damals - im mittleren und späten
Pliozän - schon langsam abkühlte", erklärt Professor Mike Archer, ein Coautor
der Studie. "Was wir vorschlagen ist, dass der Eltanin-Einschlag diese langsamen
Veränderungen plötzlich beschleunigt und die Erde damit in ein Zeitalter von
wiederkehrenden Eiszeiten katapultiert hat, das 2,5 Millionen Jahre andauerte
und auch unsere Entwicklung als Spezies förderte."
Der Eltanin-Einschlag könnte, so die Forscher, damit insgesamt genauso wichtig
wie der Einschlag des Asteroiden gewesen sein, der vor 65 Millionen Jahren das
Ende der Dinosaurier besiegelte. "Wir fordern unsere Kollegen daher dringend
auf, noch einmal die konventionelle Interpretation dieser Sedimente zu
überdenken und auch in Betracht zu ziehen, dass sie durch einen von einem
Asteroiden ausgelösten Mega-Tsunami entstanden sein könnten," so Archer.
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