Mondsonden beenden Hauptmission
von Stefan Deiters astronews.com
30. Mai 2012
Die beiden Sonden der Mission Gravity Recovery and
Interior Laboratory (GRAIL) haben am Dienstag ihre primäre
wissenschaftliche Mission abgeschlossen. Die Sonden hatten in den vergangenen 89
Tagen ununterbrochen Daten über das Schwerefeld des Erdtrabanten gesammelt. Die
Wissenschaftler erhoffen sich davon neue Informationen über das Innere des
Mondes. Die Mission soll Ende August fortgesetzt werden.
Die beiden GRAIL-Sonden haben ihre primäre
wissenschaftliche Mission abgeschlossen.
Bild:
NASA / JPL-Caltech |
Seit dem 8. März 2012 haben die beiden NASA-Sonden der Mission Gravity Recovery and
Interior Laboratory (GRAIL) aus dem Mondorbit detaillierte Informationen
über das Schwerefeld des Erdtrabanten gesammelt (astronews.com berichtete). Ihre
Umlaufbahn führte die Sonden über die Pole des Mondes, so dass sie in den
vergangenen drei Monaten dessen Oberfläche drei Mal vollständig erfassen
konnten. Die letzten Daten dieser Primärmission wurden gestern übertragen, die
entsprechenden Instrumente dann um 19 Uhr MESZ abgeschaltet.
"Viele unserer Messziele haben wir schon durch die Analyse von nur der Hälfte
des Datenmaterials der Primärmission erreicht, was sehr viel über die
Fähigkeiten und die Hingabe unserer Wissenschaftler und Ingenieure aussagt", so
Maria Zuber, die verantwortliche Wissenschaftlerin für GRAIL am
Massachusetts Institute of Technology im amerikanischen Cambridge. "Es
liegt zwar noch jede Menge Arbeit vor uns, um die wissenschaftlichen Ziele der
Mission zu erreichen, es ist aber sehr beruhigend zu wissen, dass wir den
Hauptgrund, weshalb wir von der Erde zum Mond gereist sind, jetzt praktisch in
den Händen halten."
GRAIL, so Zuber weiter, hätte 99,99 Prozent der Daten, die theoretisch zu
sammeln gewesen wären auch tatsächlich zur Erde gesandt. "Das zeigt, wie gut
Sonde, Instrument und das Deep Space Network funktioniert haben." Die
Instrumente werden nun bis 30. August abgeschaltet, dann soll eine erweiterte
Missionsphase beginnen.
Zunächst müssen die beiden Ebb and Flow genannten Sonden
aber am 4. Juni eine Mondfinsternis überstehen. Die damit verbundenen
plötzlichen Temperaturschwankungen und der Energieabfall sollten aber kein
Problem für die Sonden sein. "Vor dem Start haben wir die primäre Missionsphase
von GRAIL extra so gelegt, dass sie zwischen Mondfinsternissen liegt", so David
Lehman, der GRAIL-Projektmanager am Jet Propulsion Laboratory der NASA.
"Jetzt sind wir aber schon eine Weile mit Ebb und Flow
geflogen, verstehen sie besser und sind uns sicher, dass sie diese Finsternisse
ohne Probleme überstehen können."
Während der erweiterten Mission soll versucht werden, das Schwerefeld des
Mondes noch detaillierter zu erfassen. Dazu werden die beiden Sonden auf einen
Orbit gebracht, der sie im geringsten, noch sicher möglichen Abstand um den
Erdtrabanten führt. "Mit einer durchschnittlichen Höhe von 23 Kilometern während
der erweiterten Mission werden die beiden GRAIL-Sonden einige höhere
Oberflächenstrukturen des Mondes in einem Abstand von nur acht Kilometern
überfliegen", so Joe Beerer, GRAIL-Missionsmanager am Jet Propulsion
Laboratory. "Wenn Ebb und Flow Füße hätten, würden sie
sie vermutlich einziehen, sobald sie über einen Berg fliegen."
Informationen über das Schwerefeld des Mondes sammeln die GRAIL-Sonden, indem
sie mit Hilfe von Radiosignalen ständig ihren Abstand
voneinander auf wenige Mikrometer genau bestimmen. Der Abstand kann
sich beispielsweise ändern, wenn eine der Sonden durch eine Massenkonzentration
stärker angezogen
wird als die andere Sonde. Bei solchen Massenkonzentrationen kann es sich
um sichtbare Strukturen wie Gebirge oder aber um verborgene
Massenansammlungen unter der Oberfläche handeln.
An Bord jeder Sonde befindet sich außerdem noch das Kamerasystem MoonKAM.
Es handelt sich dabei um ein Instrument, das ausschließlich für Bildungszwecke eingesetzt
wird. Bislang haben amerikanische Schüler damit über 70.000 Bilder des Mondes
aufgenommen. Auch dieses Programm wurde jetzt zusammen mit der Mission
verlängert.
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