Chinesen starten Modul für Andocktests
von Stefan Deiters astronews.com
29. September 2011
China hat heute ein Tiangong 1 genanntes Modul gestartet,
mit dem im Verlauf der kommenden zwei Jahre Andock- und Rendezvousmanöver im
Erdorbit getestet werden
sollen. Für China sind solche Tests, die Amerikaner und Russen in den 1960er
Jahren durchführten, ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer eigenen
Raumstation.
So könnte es einmal aussehen, wenn ein
Shenzhou-Raumschiff an Tiangong 1 andockt.
Bild: China Manned Space Engineering
Office |
Heute Nachmittag, um 15.16 Uhr MESZ, hob eine Trägerrakete vom Typ
Langer Marsch 2F vom Kosmodrom Jiuquan in der Inneren Mongolei ab. Der Start
wurde live im chinesischen Fernsehen übertragen und stellte einen wichtigen
Schritt für die chinesische Raumfahrt dar. An Bord der Trägerrakete befand sich nämlich ein
Tiangong ("Palast im Himmel") 1 genanntes Modul, mit dem die
Chinesen in den kommenden Monaten Andock- und Rendezvousmanöver im All
testen wollen. Dazu soll bereits in den kommenden Wochen das unbemannte
Raumschiff Shenzhou 8 gestartet werden.
Auch wenn Tiangong 1 in einigen Medien bereits als Raumstation bezeichnet
wird, ist China noch einige Jahre von der Inbetriebnahme eines Außenpostens im
All entfernt, der mit den ersten Raumstationen der USA oder der Sowjetunion
vergleichbar wäre. Tiangong 1, so beschreibt es auch eine Sprecherin des
China Manned Space Engineering Project, soll hauptsächlich als Ziel für
Rendezvous- und Dockingmanöver im Erdorbit dienen. Außerdem sollen mit dem
"Himmelspalast" Erfahrungen mit einem unbemannten Dauerbetrieb und mit der
zeitweiligen Anwesenheit einer Besatzung gesammelt und auch bereits
wissenschaftliche Experimente durchgeführt werden. Auch für die USA und die
Sowjetunion war
Mitte der 1960er Jahre der Test von Andock- und Rendezvousmanövern ein wichtiger Schritt auf
dem Weg zu späteren Raumfahrtprojekten.
Tiangong 1 wird die Erde in einer Höhe von 343 Kilometern auf einer
kreisförmigen Umlaufbahn umrunden. Das Modul hat eine Länge von 10,4 Metern und
einen maximalen Durchmesser von 3,35 Metern. Die Startmasse beträgt 8,5 Tonnen.
Es besteht aus einer Experimentaleinheit und einer Versorgungseinheit, die
Experimentaleinheit bietet insgesamt 15 Kubikmeter Raum. Hier sollen sich bis zu
drei Taikonauten - die chinesischen Bezeichnung für Astronauten - aufhalten
können. Insgesamt soll Tiangong 1 rund zwei Jahre betrieben werden.
Mit dem Start von Tiangong 1 setzt China sein bemanntes
Raumfahrtprogramm fort. Die letzte bemannte Mission der Chinesen liegt bereits
drei Jahre zurück, damals hatte ein Taikonaut den ersten Außenbordeinsatz
durchgeführt. Ein erster Andocktest mit dem "Himmelspalast" ist noch für 2011 vorgesehen. Zwei bemannte
Besuche bei Tiangong 1 sind für das kommende Jahr geplant. Dabei sollen dann
von der Besatzung auch bereits wissenschaftliche Experimente in dem Modul durchgeführt werden.
China plant für die Zukunft den Start weiterentwickelter Tiangong-Module und
schließlich, mit neuen, leistungsfähigeren Trägerraketen, den Bau einer eigenen
Raumstation, deren Größe in etwa mit der amerikanischen Raumstation Skylab aus
den 1970er Jahren vergleichbar sein wird. Dies soll nach offiziellen chinesischen
Angaben bis Ende des Jahrzehnts gelingen.
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