Johannes Kepler an ISS angedockt
Redaktion
/ Pressemitteilung der ESA astronews.com
24. Februar 2011
Acht Tage nach dem Start dockte heute um 17.08 Uhr MEZ das zweite Automated Transfer Vehicle
(ATV) der
ESA, Johannes Kepler, problemlos an
der Internationalen Raumstation (ISS) an, um sie mit wichtigen Vorräten zu versorgen.
Nach dem zweiten erfolgreichen Flug des Raumfrachters denkt man bei
der ESA schon über weitere Verwendungsmöglichkeiten für die ATV-Technologie
nach.

Das ATV Johannes Kepler kurz vor dem Andocken an
die Internationale Raumstation ISS.
Bild: ESA [Großansicht] |
Der Anflug und das Andockmanöver wurden selbsttätig von den
bordeigenen Computern durchgeführt, jedoch eng von den Teams der ESA und der
französischen Raumfahrtagentur CNES im ATV-Kontrollzentrum in Toulouse,
Frankreich, sowie den auf der ISS stationierten Astronauten überwacht. Ein zweiter Satz an Sensoren und Computern an Bord des ATV führte ebenfalls
eine eigenständige Überwachung durch.
Obwohl das ATV und die ISS mit einer Geschwindigkeit von 28 000 Kilometern
pro Stunde um die
Erde kreisen, betrug die relative Geschwindigkeit während der letzten Anflugphase, die mit zentimetergenauer Präzision durchgeführt wurde, unter
sieben Zentimeter pro Sekunde. Johannes Kepler näherte sich der Rückseite der ISS, um am russischen
Swesda-Modul anzudocken.
Aus nächster Nähe berechnete das 20 Tonnen schwere unbemannte Raumfahrzeug seine
Position über auf an der Raumstation angebrachte Laser-Reflektoren gerichtete
Sensoren und bestimmte seinen Abstand von sowie seine Ausrichtung zur ISS. Die Andocksonde des ATV wurde um 16.59 Uhr MEZ vom
Führungstrichter am Heck des Swesda-Moduls eingefangen. Wenige Minuten
später wurde das Andockmanöver mit dem Verschluss der Andockhaken abgeschlossen.
"Mit diesem reibungslosen Andockmanöver hat sich Johannes Kepler als
herausragendes Beispiel europäischer Innovationskunst erwiesen und gezeigt, dass
Europa mehr denn je bereit ist für den Eintritt in ein Zeitalter der Autonomie
bei der Exploration des Weltraums," so Simonetta di Pippo, ESA-Direktorin für
Bemannte Raumfahrt.
"Dank der hohen Flexibilität des ATV ist es möglich, sich eine große
Bandbreite neuer Raumfahrzeuge vorzustellen. So wäre beispielsweise eine
Weiterentwicklung in ein Wiedereintrittsfahrzeug zur Unterstützung von künftigen
Infrastrukturen in der Umlaufbahn und Explorationsmissionen denkbar, das
Astronauten und Versorgungsgüter in Mondumlaufbahnen bringen könnte", so
di Pippo weiter. "Dies ist für uns und unsere Partner beim ISS-Programm äußerst
wichtig, denn nach der Betriebseinstellung des Space Shuttle wird das ATV das
größte Frachttransportsystem zur Versorgung der ISS sein und es liegt in unserer
Verantwortung, einen angemessenen Dienst bereitzustellen."
Das ATV Johannes Kepler wurde am 16. Februar vom europäischen
Raumflughafen in Kourou, Französisch-Guayana, aus an Bord einer Ariane-5
gestartet (astronews.com berichtete). Es wird bis Juni als zusätzliches druckgeregeltes Modul an der ISS
angedockt bleiben und wird zudem zur Anhebung ihrer Flugbahn eingesetzt. In den
Stunden nach dem Andocken wird die Bordmannschaft die Einstiegsluke des ATV
öffnen und das druckgeregelte Frachtmodul, das 1.760 Kilogramm Trockenladung
(Lebensmittel, Kleidung und Gerät) mit sich führt, entladen. Zudem werden 860
Kilogramm Treibstoff und 100 Kilogramm Sauerstoff in die Tanks des Swesda-Moduls gepumpt.
Das ATV hat eine rund dreimal höhere Ladekapazität als die russischen
Raumfrachter der Progress-Reihe. Der größte Anteil der Ladung an Bord von
Johannes Kepler besteht aus Treibstoff für seine eigenen Triebwerke zur
regelmäßigen Anhebung der Flugbahn der ISS, um den atmosphärischen Widerstand
auszugleichen. Bei Bedarf wird das ATV ferner zur Lageregelung der Raumstation oder für
Ausweichmanöver eingesetzt, falls potenziell gefährlicher Weltraumschrott der
ISS zu nahe kommt.
Nach Johannes Kepler wird als nächstes das Space Shuttle Discovery der
NASA mit dem ständigen Mehrzweckmodul Leonardo an Bord an der ISS andocken. Dann
werden das europäische ATV, das europäische Leonardo-Modul, das amerikanische
Space Shuttle, das japanische HTV-2 sowie zwei russische Sojus-Kapseln und ein
russischer Progress-Raumtransporter gleichzeitig an der ISS angedockt sein,
wodurch diese mit einem druckgeregelten Volumen von über 1.000 m3 und einem
Gesamtgewicht von über 500 Tonnen einen neuen Rekord für eine bemannte Station im All
aufstellen wird.
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