Start des ESA-Raumfrachters rückt näher
Redaktion / DLR
astronews.com
26. März 2007
Noch in diesem Jahr soll die ISS von einem europäischen
Raumtransporter versorgt werden: Mit dem erfolgreichen Test für das zweite
Oberstufentriebwerk des so genannten Automated Transfer Vehicle ist eine
weitere Hürde auf dem Weg zum
Jungfernflug zur ISS genommen. Der Test fand beim DLR in Lampoldshausen
statt.
Der ESA-Raumfrachter soll noch in diesem Jahr zur ISS fliegen. Bild: ESA / D. Ducros
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Mitte März wurde beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in
Lampoldshausen bei Heilbronn das zweite Oberstufentriebwerk für die ATV-Mission
erfolgreich für seinen Flug getestet und qualifiziert. Mit dem ATV wollen die
Europäer noch in diesem Jahr den Transport des Nachschubes zur Internationalen
Raumstation ISS aufnehmen und sicherstellen. Mit dem nun erfolgten zweiten
Testlauf konnte die Flugqualifikation für das Oberstufentriebwerk Aestus
der Ariane 5 für die erste ATV-Mission erfolgreich abgeschlossen werden.
Damit sind die ersten beiden ATV-Triebwerke für den Jungfernflug qualifiziert
worden.
Bei dem Test wurde das Triebwerk unter anderem mit einer Laufzeit von einer
Minute und 40 Sekunden und anschließender Wiederzündung unter Vakuumumgebung
"heiß" gefahren. Die Wiederzündung bei warmem Triebwerk ist ebenfalls ein
wichtiges Testziel, da später zum Absetzen des ATV-Moduls in die korrekte
Umlaufbahn eine Wiederzündung der Oberstufe notwendig ist.
Um die Weltraumbedingungen, unter denen das Triebwerk später korrekt arbeiten
muss, so exakt wie möglich zu simulieren, sind Vakuumprüfstände wie der P4 des
DLR notwendig: Sie können bei laufendem Triebwerk eine Umgebung mit wenigen
Millibar Luftdruck herstellen. Der Prüfstand des DLR in Lampoldshausen ist dabei
der einzige, auf dem das Aestus–Triebwerk unter solchen Bedingungen und
damit realistisch getestet werden kann.
Das Institut für Raumfahrtantriebe beim DLR in Lampoldshausen betreibt
Großprüfstände für Raketentriebwerke. Es werden sowohl das Haupttriebwerk
Vulcain 2 wie auch das Oberstufentriebwerk Aestus der Ariane-5-G+-Rakete
getestet. Jedes Triebwerk, das später fliegt, kommt beim DLR auf die Prüfstände
und unterliegt dort einem so genannten Heißlauf unter realen
Umgebungsbedingungen.
Seit 2001 ist die Internationale Raumstation ISS durchgehend mit einer
Astronautencrew besetzt. Damit die Astronauten ihre wissenschaftlichen Arbeiten
und Experimente durchführen können und um den ständigen Nachschub von Nahrung,
Wasser, Ausrüstung, Verbrauchs- und Treibstoffe zu gewährleisten, ist eine
hochentwickelte Logistik notwendig. In naher Zukunft soll der Transport des
Nachschubes zur Internationalen Raumstation unter anderem durch das europäische
Automated Transfer Vehicle (ATV) durchgeführt werden (astronews.com
berichtete).
Das ATV ist ein unbemanntes, selbständiges Raumschiff, welches eine maximale
Nutzlast von bis zu 9,5 Tonnen transportieren kann. Es wird im Auftrag der
Europäischen Weltraumorganisation ESA von der Raumfahrtfirma Astrium Space
Transportation entwickelt und gebaut. Mit Hilfe einer zweistufigen
Ariane-5-G+-Rakete wird das ATV vom europäischen Weltraumbahnhof Kourou in
Französisch-Guyana gestartet und in die entsprechende Umlaufbahn gebracht. Bei
der ATV-Mission wird in der Oberstufe der Ariane 5 ein Aestus-Triebwerk
eingesetzt. Nach dem Andocken an die ISS wird das ATV mit seinem eigenen Antrieb
den Kurs der Raumstation korrigieren und damit reguläre Höhenverluste aufgrund
des Strömungswiderstandes ausgleichen. Das ATV wird das erste Fahrzeug
europäischer Herkunft sein, das automatisch an eine orbitale Station andockt.
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