Grüne Erbsen-Galaxien entdeckt
von Stefan Deiters astronews.com
28. Juli 2009
Das Team von Galaxy Zoo kann einen neuen Erfolg
vermelden: Dank der Mithilfe von zahlreichen Internetnutzern auf der ganzen Welt
entdeckten die Wissenschaftler nun einen neuen Typus von Galaxien, der durch
seine Form und Farbe auffällt. Von der Untersuchung dieser "Grüne
Erbsen"-Galaxien erhoffen sich die Forscher wichtige Informationen über die
Entwicklung von Galaxien im jungen Universums.
Grüne Erbsen
(obere drei Bilder) im Vergleich zu einer
normalen Galaxie (unten) aus der Galaxy
Zoo-Datenbank.
Bild: Carolin Cardamone und Sloan Digital
Sky Survey |
Das Galaxy Zoo-Projekt, über das astronews.com schon
wiederholt berichtet hat, ist ein gutes Beispiel dafür, wie man mit Hilfe
zahlreicher Freiwilliger wichtige astronomische Forschung betreiben kann - und
dies auch noch vom heimischen Computerschirm aus. Im Rahmen von Galaxy Zoo
können nämlich Interessierte auf der ganzen Welt Galaxien klassifizieren und
damit eine Arbeit leisten, für die es in der professionellen Astronomie kein
Personal geben würde.
Beim Sichten der Galaxien fielen den Teilnehmern einige merkwürdige Objekte
auf, die sowohl wegen ihrer geringen Größe als auch wegen ihrer grüne Farbe
ungewöhnlich waren. Sie nannten sie daher Green Peas - Grüne Erbsen.
Weitere Analysen ergaben dann, dass in diesen Galaxien offenbar gerade mit einer
unvorstellbar hohen Rate neue Sterne entstehen. "Sie gehören mit zu den
aktivsten Sternentstehungsgalaxien, die wir je entdeckt haben", erklärt Carolin
Cardamone, eine Doktorandin an der Yale University und zudem
Hauptautorin eines Fachartikels über die Entdeckung, der bald in der Zeitschrift
Monthly Notices of the Royal Astronomical Society erscheint.
Unter den einer Millionen Galaxien, die sich in der Datenbank des Galaxy
Zoo-Projektes befinden, entdeckte das Team lediglich 250 Grüne
Erbsen-Galaxien. "Keine Einzelperson hätte diese Entdeckung machen können", so
Cardamone. "Selbst wenn wir es geschafft hätten, vielleicht 10.000 Bilder zu
analysieren, hätte wir nur ganz wenige Grüne Erbsen entdeckt und sie gar nicht
als eigene Klasse von Galaxien erkannt."
Die Grüne Erbsen-Galaxien sind etwa 1,5 bis fünf Milliarden Lichtjahre von
der Erde entfernt und haben nur etwa ein Zehntel der Größe und ein Hundertstel
der Masse der Milchstraße. Trotzdem entstehen in ihnen zehn Mal schneller Sterne
als in unserer Heimatgalaxie. "Sie wachsen mit einer unvorstellbaren
Geschwindigkeit", erklärt Kevin Schawinski von der Yale University, der
zu den Gründern des Galaxy Zoo-Projektes gehört. "Vermutlich waren
solche Galaxien im frühen Universum ganz normal, heute allerdings gibt es solche
aktiven Galaxien nicht mehr. Wenn wir mehr über sie lernen, können wir
hoffentlich auch verstehen wie Sterne im frühen Universum entstanden sind und
sich Galaxien entwickelt haben."
Die Freiwilligen, die die "Grünen Erbsen" entdeckten, nannten sich selbst das
"Peas Corps" oder die "Peas Brigade" und haben die seltsamen Objekte zuerst im
Online-Forum des Projektes diskutiert - der ursprüngliche Titel des Themas im
Forum lautete "Give Peas a chance." Cardamone bat dann die Freiwilligen, unter
denen sich auch viele absolute Astronomie-Laien befanden, um eine genauere
Untersuchung der entdeckten Galaxien, um die wahren "Grünen Erbsen" von nur
ähnlich aussehenden Objekten zu unterscheiden. Sie selbst bestimmte durch einen
Analyse des Lichtes der Galaxien deren Sternentstehungsrate.
"Dies ist ein klassisches Bürger-Wissenschaftsprojekt, bei dem die Teilnehmer
direkt an der Analyse beteiligt waren", so Schawinski. Die Namen von zehn
Freiwilligen, die besonders wichtige Beiträge bei der Untersuchung geleistet
haben, werden in dem Fachartikel sogar besonders erwähnt. "Das ist ein tolles
Beispiel für einen neuen Weg Wissenschaft zu betreiben und auf diese Weise zu
einem Ergebnis zu kommen, das auf anderem Wege nicht möglich gewesen wäre."
Das Galaxy Zoo-Projekt wurde 2007 gestartet. Seitdem haben 230.000
Freiwillige etwa eine Millionen Bilder von Galaxien klassifiziert, die aus dem
Sloan Digital Sky Survey stammen. Im Rahmen des Galaxy Zoo 2-Projektes,
das im Februar 2009 begonnen hat, sollen die Teilnehmer die 250.000 hellsten
Galaxien genauer untersuchen.
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