Galaxien-Projekt geht in die zweite Runde
von Stefan Deiters astronews.com
17. Februar 2009
Das äußerst erfolgreiche Projekt Galaxy Zoo geht in
die zweite Runde: Heute wurde die neue Webseite freigeschaltet, auf der
Astronomiebegeisterte aus der ganzen Welt Galaxien klassifizieren können. Bei
der Neuauflage werden von den Teilnehmern detailliertere Angaben zu den
einzelnen Objekten erwartet. Am ersten Durchgang von Galaxy Zoo hatten
sich mehr als 150.000 Menschen beteiligt.
Kollidierende
Galaxien wie diese hofft das Galaxy Zoo-Team mit
der zweiten Auflage von Galaxy Zoo zu finden.
Bild: Oxford University |
Wie viele Arme hat eine Spiralgalaxie? Welche Form hat die
Auswölbung im Zentrum der Galaxie, der sogenannte Bulge? Stoßen hier
vielleicht gerade zwei Galaxien zusammen? Solche Fragen sollen ganz normale
Internetnutzer beantworten, die sich als Teilnehmer bei Galaxy Zoo 2
anmelden. Von den Daten erhoffen sich die Astronomen, die hinter der Webseite
stehen, wertvolle Unterstützung bei ihrer wissenschaftlichen Forschung.
Und diese Hoffnung ist nicht unbegründet, baut doch Galaxy Zoo 2 auf
das äußerst erfolgreiche Vorgängerprojekt auf, bei dem die Teilnehmer anhand von
Fotos aus dem Sloan Digital Sky Survey klären sollten, ob es sich um
eine Spiralgalaxie oder eine elliptische Galaxie handelt und in welche Richtung
sie sich wohl um die eigene Achse dreht. Mit dem neuen Projekt sollen nun
250.000 der interessantesten Galaxien detaillierter untersucht werden. Die
entsprechende Webseite wurde heute freigeschaltet.
"Die erste Version von Galaxy Zoo lieferte uns nur einen sehr groben
Führer über die Objekte am Himmel", erläutert Dr. Chris Lintott von der
Oxford University, einer der Initiatoren von Galaxy Zoo. "Jetzt
wollen wir, dass die Teilnehmer die Details liefern, damit auf diese Weise ein
wirklicher Reiseführer zu den Galaxien entsteht."
Der Erfolg von Galaxy Zoo hat das Team um Lintott überrascht: Mit
dem Projekt wollten sich die Astronomen die Tatsache zu Nutze machen, dass das
menschliche Gehirn bei der Erkennung von bestimmten Mustern immer noch deutlich
besser arbeitet als ein Computerprogramm. Sie baten deswegen Internet-Nutzer um
Unterstützung bei der Klassifikation von Galaxien. Den Angesprochenen gefiel
diese Möglichkeit der astronomischen Forschung zu helfen offenbar: In den
vergangenen 18 Monaten wurde über 80 Millionen Klassifikationen über rund eine
Millionen Objekte eingereicht. Beteiligt hatten sich über 150.000 Teilnehmer aus
aller Welt.
Auch in der neuen Version von Galaxy Zoo kann jeder so viele
Galaxien beurteilen wie er möchte. Mit nur fünf Minuten Zeitaufwand ist es somit
schon möglich, einen Beitrag zu leisten. Und auch der Spaß soll nicht zu kurz
kommen: So werden beispielsweise Galaxien im "Galaxy War" gegeneinander antreten
und um den Titel der "spiraligsten" Spiralgalaxie wetteifern.
Ein besonderes Augenmerk richtet das Team diesmal auf Galaxienkollisionen.
3.000 dieser kosmischen Verkehrsunfälle wurden zuvor bereits von Galaxy Zoo-Teilnehmern
aufgespürt. Einige davon hat das Team bereits mit dem Radioteleskop IRAM in
Spanien detailliert untersucht. Die Astronomen freuen sich nun auf weitere
Kandidaten, die man gründlicher unter die Lupe nehmen kann. Galaxienkollisionen
spielen bei der Strukturbildung im All eine wichtige Rolle. Man nimmt
beispielsweise an, dass die großen elliptischen Riesengalaxien durch wiederholte
Kollisionen und Verschmelzungen von Spiral- und anderen Galaxien entstanden
sind.
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