Das Geheimnis von Hanny's Voorwerp
von Stefan Deiters astronews.com
20. August 2008
Seit etwa einem Jahr können sich interessierte Websurfer an
einem Projekt zur Klassifizierung von Galaxien beteiligen. Dass man dabei sogar
als Laie ganz Neues entdecken kann, zeigt das Beispiel der niederländischen
Grundschullehrerin Hanny van Arkel, die am heimischen Computer ein
eigentümliches, geisterhaftes Objekt aufspürte, das inzwischen als Hanny's
Voorwerp bekannt ist.

Das geisterhafte
grünliche Objekt, das inzwischen Hanny's
Voorwerp heißt, ist vermutlich das Lichtecho
eines erloschenen Quasars.
Bild: Dan Smith, Peter Herbert, Matt
Jarvis & the ING |
Hanny van Arkel, eine Grundschullehrerin aus den Niederlanden,
beteiligte sich wie viele andere an dem Projekt Galaxyzoo, bei dem
Internetuser Galaxien am Bildschirm klassifizieren und so Astronomen bei der
Auswertung von Datenmaterial helfen können. Sie stieß dabei auf ein merkwürdiges
gasförmiges Objekt, mit einem Loch in der Mitte, das sich am besten als
"kosmischer Geist" beschreiben lässt und noch nie zuvor beobachtet wurde.
In einem Diskussionsforum von Galaxyzoo berichtete van Ankel von
ihrer Entdeckung, die bald als "Hanny's Voorwerp", also Hannys Objekt, bekannt
wurde. Die Astronomen, die die Webseite betreiben, wurden schnell auf die
Entdeckung der Lehrerin aufmerksam und begannen mit eigenen Untersuchungen. Sie
sind inzwischen der Ansicht, dass es sich um eine ganz neue Art von
astronomischen Objekten handeln könnte und planen sogar Beobachtungen mit dem
Weltraumteleskop Hubble, um mehr über "Hanny's Voorwerp" zu erfahren.
"Zunächst dachten wir, dass es sich um einen entfernte Galaxie handelt",
erinnert sich Dr. Chris Lintott von der Universität im englischen Oxford und
Mitglied des Galaxyzoo-Teams. "Doch dagegen sprach, dass es keine
Sterne enthält, so dass es sich wohl um eine Wolke aus Gas handeln muss." Kurios
ist allerdings, dass das Gas mit einer Temperatur von mehr als 10.000 Grad
Celsius ungewöhnlich heiß ist, sich aber in der näheren Umgebung keine Sterne
finden, die durch ihre Strahlung die Gaswolke hätte aufheizen können.
"Wir glauben mittlerweile, dass wir das Licht eines Quasars sehen, also eines
hellen Zentrums einer entfernten Galaxie, der von einem supermassereichen
Schwarzen Loch angetrieben wird", so Lintott. "Der Quasar selbst ist nicht mehr
sichtbar, aber sein Licht breitet sich noch durchs All aus und das Voorwerp ist
ein gewaltiges Lichtecho, das entstanden ist als das Licht auf das Gas getroffen
ist."
Das Schwarze Loch im Zentrum der Galaxie IC 2497 ist inzwischen inaktiv
geworden, weswegen man den Quasar nicht mehr als solchen erkennen kann. Vor
vielleicht 100.000 Jahren allerdings wäre er von der Erde aus schon mit einem
einfachen Amateurteleskop zu sehen gewesen. "Vom Voorwerp betrachtet würde die
Galaxie immer noch so hell erscheinen, wie sie erschienen ist, bevor das
Schwarze Loch inaktiv wurde", ergänzt Lintott.
Lichtechos, etwa von Supernova-Explosionen, wurden schon mehrfach beobachtet,
allerdings hat man dabei nie so ungewöhnliche Objekte gesehen wie den Voorwerp.
Bis jetzt hat zudem niemand eine gute Erklärung für das Loch in dem
geisterhaften Objekt. "Es ist schon faszinierend, dass dieses Objekt für viele
Jahre in den Archiven vorhanden war und freiwillige Helfer jetzt solche
Entdeckungen machen können", meint van Arkel. "Es war ein besonderes Geschenk zu
meinem 25. Geburtstag, dass wir nun Beobachtungszeit mit dem Weltraumteleskop
Hubble erhalten haben, um ergänzende Beobachtungen zu machen."
Während der vergangenen zwölf Monate wurde insgesamt 50 Millionen
Klassifikationen von etwa einer Millionen Objekten im Rahmen des Projektes
Galaxyzoo eingereicht. Beteiligt haben sich ungefähr 150.000 Freiwillige aus
aller Welt. In einer zweiten Phase sollen nun Galaxien noch genauer
klassifiziert werden, wodurch ungewöhnliche Objekten wie etwa "Hanny's Voorwerp"
leichter entdeckt werden können.
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