Auf der Suche nach der zweiten Erde
von Stefan Deiters astronews.com
6. März 2009 (mit Update vom 7. März 2009)
Dieses Wochenende soll es soweit sein: Von Cape Canaveral
aus wird die NASA ihre Mission Kepler starten. Der Satellit soll in den
nächsten dreieinhalb Jahren über 100.000 Sterne nach erdgroßen Planeten
absuchen, die zudem in einem Abstand um ihre Sonne kreisen, der die Existenz von
flüssigem Wasser möglich macht. Die entdeckten Planeten könnten also wirklich
zweite Erden sein.
Kepler soll nach
erdähnlichen Planeten suchen.
Bild: NASA / JPL |
"Diese Mission versucht eine uralte Frage zu beantworten:
Gibt es da draußen Planeten wie die Erde?", fasst Ed Weiler vom
NASA-Hauptquartier die Zielsetzung von Kepler zusammen. "Und das ist
nicht nur eine wissenschaftliche Frage, dies berührt die gesamte Menschheit."
Für den Start in der Nacht auf Samstag gibt es zwei mögliche sogenannte
Startfenster, eines zwischen 4.49 und 4.52 Uhr und das andere zwischen 5.13 und
5.16 Uhr MEZ.
Läuft alles nach Plan, wird Kepler innerhalb von weniger als zehn
Minuten mit Hilfe einer Delta 2-Rakete in einen Orbit gebracht und wird
zunächst in etwa 170 Kilometern Höhe um die Erde kreisen. Nach 43 Minuten werden
die Raketen erneut gezündet, um die Sonde auf eine Bahn zu bringen, auf der sie
die Erde um die Sonne verfolgt, sich dabei aber allmählich immer weiter
entfernt. Auf dieser Bahn ist ein äußerst exaktes Anvisieren von Objekten
möglich, weil sich die Sonde außerhalb des Einflusses der Erde befindet. "Mir
können es kaum erwarten, die Sonde zu aktivieren, wenn sie den Weltraum
erreicht", so James Fanson, Kepler-Projektmanager am Jet Propulsion
Laboratory der NASA.
Zwei Monate wird es etwa dauern, bis die Experten die Sonde in Betrieb
genommen haben und der normale wissenschaftliche Betrieb beginnen kann. Die
Aufgabe, die sich die Astronomen vorgenommen haben, ist gewaltig: In den
kommenden dreieinhalb Jahren soll Kepler eine kleine Himmelsregion
ständig beobachten und so nach Anzeichen von Planeten um über 100.000 Sterne
suchen.
"Wir werden dabei ganz verschiedene Sterne überwachen, kleine kühlere Sonnen,
denen mögliche Planeten sehr nahe kommen müssen, damit es auf ihnen warm genug
ist, aber auch größere, heißere Sterne, wo die Planeten einen erheblichen
Abstand halten müssen, damit es nicht zu heiß wird", beschreibt William Borucki,
der wissenschaftliche Verantwortliche für die Mission am Ames Research
Center der NASA. Borucki beschäftigt sich bereits seit 17 Jahren mit der
Mission. "Alles an Kepler ist darauf ausgelegt, Planeten von Erdgröße
zu finden, auf denen es die Möglichkeit gibt, dass sich dort Leben entwickelt
hat. Das wird uns helfen, die Frage zu beantworten, ob die Erde einzigartig ist
oder ob es viele Erden da draußen gibt."
Damit dies gelingt wird Kepler nach winzigen Helligkeitsschwankungen
bei den überwachten Sternen suchen, die sich durch einen Planeten erklären
lassen könnten, der - von Keplers Position aus betrachtet - genau vor
seiner Sonne vorüberzieht und diese dadurch kurzzeitig ein wenig verdunkelt. Die
Kamera von Kepler, die größte die jemals ins All gebracht wurde, ist
speziell dafür ausgelegt diese sogenannten Transits aufzuspüren - auch wenn das
"Flackern" des Sterns nur äußerst gering ist. "Wenn man versuchen möchte
Jupiter-große Planeten zu entdecken, die vor ihrer Sonne vorüberfliegen, ist das
in etwa vergleichbar mit dem Entdecken von Mücken vor einem Scheinwerferlicht",
meint Fanson. "Erdgroße Planeten wären da nur winzige Fliegen."
Die ersten potentiellen "zweiten Erden" würde Kepler um Sterne
finden, die weniger massereich sind als unsere Sonne. Das liegt daran, dass die
Zone, in der Wasser flüssig ist (die sogenannte habitable Zone) bei masseärmeren
Sternen dichter an der jeweiligen Sonne liegt und der Planet sich somit
schneller um seine Sonne bewegt. Kepler benötigt also weniger Zeit, um
einen Transit zu entdecken und ihn auch zu bestätigen. Für einen sonnenähnlichen
Stern dürfte es etwa drei Jahre dauern, bis Kepler dessen Existenz in
der habitablen Zone bestätigt hat. Bei einem solchen Planeten würde es sich dann
tatsächlich um eine Welt handeln, die alle Voraussetzungen hätte, eine zweite
Erde zu sein.
Update (7.März 2009): Die Kepler-Mission ist heute
um 4.49 Uhr MEZ erfolgreich gestartet. "Der Start war sehr eindrucksvoll. Das
ganze Team ist begeistert, dass es Teil dieser auch für die Menschheit so
bedeutenden Mission ist", meinte James Fanson, Kepler-Projektmanager am Jet Propulsion
Laboratory der NASA. Das erste Signal von Kepler empfing die NASA
um 6.11 Uhr MEZ nachdem die Sonde ihren endgültigen Orbit erreicht hatte. Sie
befindet sich nun 1.529 Kilometer hinter der Erde. Die Überprüfung und
Inbetriebnahme der Sonde wird rund 60 Tage in Anspruch nehmen. Bereits in etwa
30 Tagen könnten die ersten Probebeobachtungen gemacht werden.
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Kepler, Missionsseite der NASA
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