Weltraumlabor Columbus ein Jahr in Betrieb
Redaktion /
Pressemitteilung des DLR astronews.com
11. Februar 2009
Am 7. Februar 2008 war es endlich soweit: Nach vielen
Verzögerungen startete die Raumfähre Atlantis ins All und brachte das
Weltraumlabor Columbus zur Internationalen Raumstation ISS. Mit der
dauerhaften Montage an der ISS und der Inbetriebnahme am 11. Februar 2008 begann
der Einsatz des ersten europäischen Raumlabors für die Langzeitforschung unter
Weltraumbedingungen. Columbus ist Europas Hauptbeitrag zur ISS und soll
mindestens zehn Jahre lang eingesetzt werden.
Die Internationalen Raumstation ISS mit dem neu
angedockten Columbus-Modul (Bildmitte),
aufgenommen von der Atlantis-Crew am 18. Februar
2008.
Bild: NASA |
Unmittelbar nach seinem Andocken an die ISS begann die Forschung. Von Februar
bis März 2008 lief beispielsweise das Experiment WAICO (Waiving and Coiling
of Arabidopsis). Dieses Experiment aus der Gravitationsbiologie soll
klären, wie sich Pflanzen ohne Schwerkraft orientieren. WAICO bildete den
Auftakt biologischer Forschungsexperimente im Biolab, einem der
Experimentier-Regale im Columbus-Labor. Die Fortsetzung des Experiments
WAICO 2 ist für Sommer 2009 geplant.
Ebenfalls seit Februar 2008 in Betrieb ist die Anlage Expose-EuTEF,
mit der Experimente zur Strahlen- und Astrobiologie durchgeführt werden. Hier
laufen unter anderem die Experimente DOSIS zur Strahlenmessung, ADAPT zur
Adaptionsstrategie von Mikroorganismen und PROTECT zur Untersuchung der
Widerstandsfähigkeit von Sporen gegenüber extraterrestrischen Bedingungen. Alle
drei Experimente stammen vom Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin des
Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR).
Ein weiteres DLR-Experiment ist SOLO. Das Experiment aus der Humanphysiologie
untersucht, ob eine erhöhte Aufnahme von Salz über die Nahrung den ohnehin schon
stattfindenden Knochenabbau in der Schwerelosigkeit intensiviert. Insgesamt
wurden auf der ISS seit 2001 bereits rund 40 deutsche Experimente begonnen und
teilweise schon abgeschlossen. Der Schwerpunkt der Forschung lag dabei in den
Bereichen Biotechnologie, Raumfahrtmedizin und Plasmakristallforschung. Rund 60
weitere deutsche Projekte warten derzeit auf ihre Umsetzung. An Forschungsarbeit
besteht für die Astronauten also kein Mangel.
Mit dem Betrieb von Columbus begann auch die eigentliche Arbeit des
Columbus-Kontrollzentrums, das sich im Deutschen
Raumfahrt-Kontrollzentrum des DLR in Oberpfaffenhofen befindet. Das Columbus-Kontrollzentrum
steuert im Auftrag der ESA den Betrieb des Weltraumlabors und koordiniert das
wissenschaftliche Programm. Seit einem Jahr sind hier mehr als 75
Wissenschaftler und Ingenieure vom Industrial Operator Team (IOT) für
das europäische Weltraumlabor im Einsatz, um den 24-Stunden-Betrieb zu
gewährleisten, und investierten bereits 240.000 Arbeitsstunden in Columbus.
So konnten wichtige Erfahrungen gesammelt werden.
"Das Columbus-Modul läuft seit einem Jahr und bietet die Grundlage
für Experimente in der Schwerelosigkeit. Es wird jedoch ständige Überwachung vom
Boden benötigt, um eine angenehme und sichere Arbeitsumgebung für die
Astronauten zu gewährleisten", sagt Dr. Dieter Sabath, Projektleiter des
Missionsbetriebs im Columbus-Kontrollzentrum. "Das Flight Control
Team hat alle Arbeiten, die zum Betrieb von Columbus im ersten
Jahr notwendig waren, erfolgreich vorbereitet und durchgeführt sowie die
notwendigen Wartungsarbeiten unterstützt. Es hat sich jedoch herausgestellt,
dass für den langfristigen Betrieb ungefähr genauso viel Vorbereitungsarbeit
geleistet werden muss, wie Schichtarbeit an der Konsole anfällt. Doch zur Zeit
überwiegt noch die Schichtarbeit."
Die gewonnenen Erfahrungen haben auch ermöglicht, die Zusammenarbeit zwischen
den einzelnen Teams (Flight Control Team, FCT, Ground Control Team,
GCT, European Planning Team, EPT, Engineering Support Team,
EST) am Boden effektiver zu gestalten und Konzepte für zukünftige Verbesserungen
auszuarbeiten. Diese Effektivitätssteigerungen sind notwendig, um den
erweiterten Payload-Betrieb in Columbus durchführen zu können, der mit
der Ankunft des belgischen ESA-Astronauten Frank de Winne im Rahmen der
europäischen Langzeitmission OasISS im Mai beginnt.
Ab dann wird die Stammbesatzung die ISS von bisher drei Astronauten auf sechs
verdoppelt. Somit steht mehr Arbeitszeit der Astronauten für den
Experimentbetrieb zur Verfügung. Konkret werden dann statt bisher 30 Stunden
rund 100 Stunden Astronautenarbeitszeit pro Nutzungsabschnitt für
ESA-Experimente zur Verfügung stehen. Daher muss mehr Vorbereitungsarbeit für
die zusätzlichen Experimente geleistet werden, und während des Betriebs ist mehr
Unterstützung vom Boden notwendig, da auch mehrere Experimente gleichzeitig
laufen können.
Durch die Anwesenheit von Frank de Winne an Bord der ISS erhöht sich der
Arbeitsaufwand zusätzlich, da das Columbus-Kontrollzentrum der
Hauptansprechpartner für den europäischen Astronauten ist.
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