Merklicher Knochenschwund bei Astronauten
von Stefan Deiters astronews.com
27. Januar 2009
Ein Aufenthalt im All hat für den Knochenbau des Menschen
offenbar größere Auswirkungen als bislang angenommen: Amerikanische
Wissenschaftler veröffentlichten jetzt die Ergebnisse einer Untersuchung von 13
ehemaligen ISS-Besatzungsmitgliedern. Im Schnitt reduzierte sich bei ihnen die
Knochenstärke um 14 Prozent. Dies dürfte sie anfälliger für Knochenbrüche machen.
Arbeiten auf der ISS kann Folgen für das spätere
Leben haben.
Foto: NASA / JSC |
Die Wissenschaftler der University of California in Irvine und San
Francisco hatten für ihre Studie 13 Astronauten untersucht, die sich zwischen
vier und sechs Monaten auf der Internationalen Raumstation ISS aufgehalten
hatten. Sie stellten dabei fest, dass sich bei ihnen die Knochenstärke am
Hüftbein um durchschnittlich 14 Prozent reduziert hatte. Bei drei Astronauten
stellten sie sogar einen Rückgang von 20 bis 30 Prozent fest - was in etwa dem Befund
bei älteren Frauen mit Osteoporose entspricht. Die Ergebnisse waren eine
negative Überraschung, da sie deutlich über den Werten lagen, die bei früheren,
weniger aufwendigen Studien ermittelt worden waren.
"Wenn man keine besonderen Vorkehrungen trifft, dürften manche unserer
Astronauten auch noch Jahrzehnte nach ihrer Mission mit einem höheren Risiko von
Knochenbrüchen leben", erläutert die Studienleiterin Professor Joyce Keyak von der
University of California in Irvine die Ergebnisse.
Dass die Schwerelosigkeit im All die Knochen von Astronauten brüchiger macht,
ist schon fast seit Beginn der bemannten Raumfahrt bekannt. Neu an der jetzt
vorgelegten Studie ist, dass sie sich als erste gezielt mit der Knochenstärke
der aus dem All zurückkehrenden Astronauten befasst und nicht nur - wie bisher -
mit der Mineraliendichte der Knochen. Keyak und ihre Kollegen nutzen
dazu ein neues Computerprogramm, das in den vergangenen 20 Jahren zur Erkennung
der Gefahr von Hüftbeinbrüchen bei Osteoporose-Patienten entwickelt wurde. Mit
diesem Programm wurden die CT-Scans von einer Astronautin und von zwölf Astronauten
analysiert, die alle Besatzungsmitglieder auf der Internationalen Raumstation
waren.
Die so entdeckte Abnahme der Knochenstärke lag zwischen 0,6 und fünf Prozent
pro Monat Dienst auf der ISS. Bei früheren Studien war eine Abnahme zwischen 0,4
und 1,8 Prozent bei der Mineraliendichte der Knochen festgestellt worden. Die neuen
Werte, so Keyak, liegen somit signifikant über den zuvor gefundenen Werten. Am Hüftbein lässt sich
in der Regel der größte Knochenschwund nach einem Aufenthalt im All feststellen. Brüche
hier können meist nur mit Krankenhausaufenthalten und Operationen behandelt
werden und haben einschneidende Auswirkungen auf die Bewegungsfähigkeit der
Patienten.
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