LEBEN IM
ALL
Im Bett für
die Forschung
Redaktion
astronews.com
25. Juli 2001
Bettruhe soll in einem Experiment der europäischen
Raumagentur ESA und des deutschen Zentrum für Luft- und
Raumfahrt (DLR) die Bedingungen im Weltall simulieren und so helfen,
die Auswirkungen der Schwerelosigkeit auf den Körper besser zu
verstehen. Die Ergebnisse könnten auch älteren und bettlägerigen
Patienten zu Gute kommen.
Viele
Astronauten an Bord eines Raumschiffes essen und trinken zu wenig,
weil sie weniger Hunger und Durst als auf der Erde verspüren oder
sich schneller satt fühlen. Dies bildet - neben den Wirkungen der
Schwerelosigkeit - einen bedeutenden Faktor für negative Effekte von
Raumflügen auf die menschliche Knochenbildung, das Muskelgewebe und
die Kreislauffunktionen. Das Deutsche Zentrum für Luft- und
Raumfahrt (DLR) und die Europäische Raumfahrtagentur ESA werden nun
in einer auf vier mal vier Wochen ausgelegten Großstudie gemeinsam
mit zwölf Wissenschaftlergruppen aus verschiedenen europäischen
Ländern und den USA Veränderungen ähnlich denen während eines
Raumflugs simulieren: Mit Hilfe von Bettruhe in leichter (minus 6
Grad) Kopftieflage wird dabei Schwerelosigkeit simuliert.
Zehn männliche Probanden im Alter von 20 bis 30 Jahren werden an
dieser Studie teilnehmen. Die Probanden halten sich vier mal -
jeweils für vier Wochen - im DLR-Institut für Luft- und
Raumfahrtmedizin auf. In zwei dieser vier Phasen werden die
Probanden eine Diät erhalten, die der durchschnittlichen
Nährstoffzufuhr von Astronauten entspricht: Sie werden deshalb ca.
25 Prozent weniger Kalorien zu sich nehmen als es ihrem Bedarf
entspricht. In jeder dieser vier Phasen werden unter anderem die
Auswirkungen der verminderten Nährstoffzufuhr isoliert und
kombiniert mit Bettruhe auf Knochenmineralverluste, Muskelatrophie
und Veränderungen des Kreislaufgeschehens untersucht.
Die Studie ist von wichtiger Bedeutung für die Betreuung von
Astronauten während Raumflügen. Sie gibt ebenfalls Aufschluss über
Veränderungen bei bettlägerigen Patienten, besonders, wenn diese
zusätzlich mangel- oder sogar unterernährt sind - eine Kombination,
die häufig bei älteren Patienten anzutreffen ist. Durch die
Aufklärung des kombinierten Einflusses einer Mangelernährung und von
Immobilisation auf bestimmte Körperfunktionen könnten für solche
Patienten neue Vorbeugestrategien entwickelt werden.
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