Auf den Spuren des Lebens
Redaktion
/ Pressemitteilung des DLR
astronews.com
22. Dezember 2008
Für die Astronauten an Bord der Internationalen Raumstation
ISS gibt es noch keine Weihnachtsruhe: Morgen sollen während eines
Weltraumspaziergangs eine Reihe von astrobiologischen und radiologischen
Experimenten an einer Außenplattform der Internationalen Raumstation ISS
montiert werden. An den Experimenten ist das Deutsche Zentrum für Luft- und
Raumfahrt (DLR) maßgeblich beteiligt.

Die
Internationale Raumstation im Juni 2008.
Foto: NASA |
Proben von insgesamt acht Experimenten, darunter ausgesuchte
organisch-chemische Verbindungen, Bakterien, Flechten und Pflanzensamen,
werden dort für rund ein Jahr den harten und lebensfeindlichen
Weltraumbedingungen ausgesetzt - insbesondere dem Vakuum, den
Temperaturschwankungen und einer Strahlungsumgebung (ultraviolette und
ionisierende Strahlung), wie sie auf der Erde in dieser Zusammensetzung
nicht vorkommt. Die nach der Mission gewonnenen Ergebnisse sollen dazu
beitragen, mehr über die Entstehung, die Evolution und die Ausbreitung
von Leben zu verstehen.
Mehr als 1.200 Proben und ein Messgerät wurden dafür im Juli und im August
2008 am DLR-Standort Köln in die so genannte Experimentieranlage EXPOSE-R
montiert, die am 26. November 2008 mit einer russischen Progress-Rakete
zur ISS gebracht wurde. Bereits im Februar dieses Jahres montierten die
Astronauten Rex Walheim und Stanley Love eine ähnliche Experimenteinheit
EXPOSE-E an die Außenwand des Europäischen Forschungslabors Columbus
und schlugen so ein neues Kapitel für DLR-Wissenschaftler auf der Suche nach der
Entstehung des Lebens auf.
Wie EXPOSE-R hat auch das Experiment "Spores" das Überleben von Organismen im
Weltraum zum Thema. Die Wissenschaftler untersuchen die Frage, ob Leben in Form
von Mikroorganismen durch Meteoriten von einem Himmelskörper zum anderen gelangt
sein könnte und nicht zwingend auf der Erde entstanden ist. Hierzu werden Sporen
von Bakterien und drei verschiedenen Farnarten mit Meteoritenmaterial gemischt
oder überdeckt und dann den extremen Weltraumbedingungen ausgesetzt.
Anschließend bestimmen die Biologen die Überlebensrate der Sporen. Zusätzlich
messen die in der Experimentieranlage EXPOSE-R eingebunden Geräte für
Radioaktivität (Dosimeter) die Strahlung, denen die Experimente ausgesetzt sind
und liefern wertvolle Daten für zukünftige Missionen.
Das Experiment "Spores" steht unter Federführung der Abteilung
Strahlenbiologie im DLR-Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin, das dabei mit
der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (RWTH Aachen) und der
Technischen Universität München (TU München) kooperiert. Es ist eines der sechs
astrobiologischen Experimente auf der Internationalen Raumstation des "ROSE-Consortiums"
(Response of Organisms to Space Environment), das vom DLR koordiniert
wird. Parallel zur Mission im Weltraum werden gleiche Proben in einer fast
identischen Einheit EXPOSE-R am Boden den simulierten Weltraumbedingungen
(Vakuum, Temperatur und Ultraviolette-Strahlung) ausgesetzt, wie sie von
EXPOSE-R auf der ISS gemessen und zur Erde übermittelt werden. Dies geschieht in
den Planetary and Space Simulations Facilities (PSI) des DLR in Köln.
Die Strahlenmessgeräte sowie alle chemischen und biologischen Proben werden
nach ihrem Aufenthalt im Weltall voraussichtlich im Mai 2010 zur Erde
zurückgebracht, auf die Labors der jeweiligen wissenschaftlichen Gruppen
verteilt und dort analysiert. Die gesamte Flugvorbereitung und die Integration
der Proben wurden durch das DLR-Nutzerzentrum für Weltraumexperimente (MUSC,
Microgravity User Support Center) durchgeführt. Sobald EXPOSE-R während des
für den am 23. Dezember 2008 geplanten Außenbordeinsatzes auf seiner endgültigen
Position außerhalb der ISS angebracht und eingeschaltet ist, wird das DLR die
Mission auch operationell unterstützen.
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