Erste Forschungen im Columbus-Labor
Redaktion /
Pressemitteilung des DLR astronews.com
5. März 2008
Zu den ersten Experimenten an Bord des im vergangenen Monat
installierten Weltraumlabors Columbus gehören Versuche aus dem Bereich
der Astrobiologie. Dabei soll unter anderem geklärt werden, wie groß die Gefahr
ist, dass irdische Raumsonden Leben von der Erde auf anderen Welten
einschleppen. Die Experimente sollen Möglichkeiten aufzeigen, die Infizierung
anderer Planeten mit irdischem Leben zu verhindern.

Das Columbus-Labor, aufgenommen nach dem
Abkopplungsmanöver der Raumfähre Atlantis von
der Internationalen Raumstation ISS. Das im
Februar 2008 montierte europäische Raumlabor
Columbus ist als waagrechte glänzende Tonne zu
erkennen. Die Nutzlastplattform EuTEF mit der
Experimentieranlage EXPOSE-E ist an der rechten
Außenseite des Weltraumlabors montiert.
Foto:
ESA / NASA
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Können Bakterien oder Pflanzensamen unter Weltraumbedingungen überleben und
wenn ja, wie lange? Zu den ersten Experimenten, die nach der Inbetriebnahme des
europäischen Weltraumlabors Columbus an der Außenhaut des Labors
begonnen wurden, gehören Versuche aus dem Bereich der Astrobiologie.
Wissenschaftler des Instituts für Luft- und Raumfahrtmedizin des Deutschen
Zentrums für Luft und Raumfahrt (DLR) betreuen diese Experimente. Operationell
begleitet werden sie durch das DLR-Nutzerzentrum in Köln.
Mit dem Weltraumlabor Columbus montierten die Astronauten im Februar
2008 auch die Nutzlastplattform EuTEF (European Technologie
Exposure Facility) an die Internationale Raumstation ISS. Diese
Nutzlastplattform brachten die Astronauten an der Außenwand des Columbus-Labors
an. Darauf befindet sich unter anderem die europäische Experimentieranlage
EXPOSE-E. EXPOSE-E bietet Platz für acht verschiedene
astrobiologische Experimente. Dabei werden organisch-chemische Verbindungen und
biologische Proben wie Bakterien und Sporen, sowie Pilze und Flechten bis hin zu
besonders resistenten Pflanzensamen für 18 Monate dem Weltraum-Vakuum,
Temperaturschwankungen und kosmischer sowie UV-Strahlung ausgesetzt.
Zusätzlich werden einige der biologischen Proben simulierten Marsbedingungen
ausgesetzt (Kohlendioxid-Atmosphäre bei niedrigem Druck und marsähnliche
UV-Strahlung, erreicht über optische Filter). Das DLR-Nutzerzentrum MUSC (Microgravity
User Support Center) in Köln übernimmt bei diesen astrobiologischen
Experimenten die operationelle Betreuung von EXPOE-E. Außerdem werden
hier die gesamten flugbegleitenden Simulationen am Boden durchgeführt. Dazu
werden zeitversetzt gleichartige Proben in einem fast identischen Instrument in
der Planeten- und Weltraumsimulationsanlage des DLR ähnlichen Umweltbedingungen
wie auf der ISS ausgesetzt.
Die Expertise und die technische Simulationsanlage wurden in den vergangenen
Jahrzehnten bereits für die Begleitung früherer, ebenfalls biologischer
Weltraumexperimente aufgebaut. In den vergangenen Jahren wurde die
Simulationsanlage für die Vorbereitung und Planung der EXPOSE-E
Experimente angepasst und eingesetzt. Die Experimentieranlage EXPOSE-E
auf der ISS bietet insgesamt Platz für 328 biologische und 80 chemische Proben.
Außerdem sind so genannte passive Dosimeter zur Strahlungsmessung zwischen und
unter den biologischen Proben angeordnet.
Nach Abschluss der Experimente wird EXPOSE-E in einigen Monaten
wieder zur Erde zurück gebracht werden. Astrobiologen untersuchen dann die
Veränderung der organischen Moleküle und die Fähigkeit der Organismen, den
harten Bedingungen des Weltraums standzuhalten. Außerdem analysieren sie die
Schäden, die die Organismen davongetragen haben. Daraus ergeben sich wertvolle
Informationen zur Entstehung des Lebens auf der Erde und seiner möglichen
Verbreitung im Sonnensystem.
Die Ergebnisse sind aber auch für das Vordringen zu anderen Planeten wie dem
Mars von Interesse. Die Wissenschaftler wollen verhindern, dass mit zukünftigen
Satelliten oder Landekapseln Organismen von der Erde zum Mars oder zu anderen
Planeten gebracht werden. Dazu müssen sie besonders widerstandsfähige
Organismen, die als "blinde Passagiere" den Flug durchs freie Weltall überleben,
kennen. Die Wissenschaftler wollen die Überlebenswahrscheinlichkeit solcher
Organismen quantifizieren und ihre Überlebensstrategien herausfinden. Nur so
können sie Vorkehrungen treffen, um die besuchten Planeten vor einer Infizierung
mit irdischem Leben zu schützen.
Seit zwei Jahren ist der "Virtuelle Kontrollraum" des DLR bereits online. Bis
jetzt konnte man dort aktuelle Daten direkt aus den Kontrollräumen des
Nutzerzentrums für Weltraumexperimente (MUSC) des DLR zu den Missionen
Rosetta und Matroshka verfolgen. Nun ist ein weiterer
"Kontrollraum" hinzugekommen: Die Benutzer können die aktuellen Messdaten des
EXPOSE-Experiments auf der ISS abrufen, das die Temperaturbelastung
außerhalb der Internationalen Raumstation ISS misst.
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