Neues von CoRoT-Exo-3b
Redaktion
/ Pressemitteilung des DLR astronews.com
6. Oktober 2008
Vor etwa einem halben Jahr entdeckte das Weltraumteleskop
CoRoT ein eigentümliches Objekt, von dem die Astronomen nicht recht
wussten, wie sie es einordnen sollten. Auch nach neuen Beobachtungsdaten hat
sich daran wenig geändert. Es könnte sich aber um einen Vertreter einer neuen
Gruppe von sehr massereichen Planeten handeln.

Das
Weltraumteleskop CoRoT.
Bild: CNES / D. Ducros |
Das Weltraumteleskop CoRoT (Convection, Rotation and Planetary
Transits), an dem das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
wissenschaftlich beteiligt ist, hat ein für astronomische Verhältnisse
exotisches Objekt entdeckt. Astronomen zögern, es einen Planeten zu nennen. Das
Objekt mit dem Namen CoRoT-Exo-3b wurde bereits vor einem halben Jahr zum ersten
Mal als Entdeckung der CoRoT-Mission veröffentlicht (astronews.com berichtete),
jetzt wurden weitere Einzelheiten bekannt. Diese konnten durch Auswertung der
CoRoT-Daten und durch Nachfolgebeobachtungen vom Boden aus gewonnen
werden.
CoRoT-Exo-3b hat ungefähr die Größe des Jupiters, jedoch eine 20-fach größere
Masse. In einem Zeittakt von vier Tagen und sechs Stunden umkreist es seinen
Zentralstern. Dieser Begleiter wurde durch die so genannte Transitmethode
entdeckt. Dabei wird ein geringfügiges, regelmäßiges Abblenden des Sternenlichts
beobachtet, jedes Mal wenn das Objekt vor seinem Zentralstern vorbeizieht.
"Es war für uns eine absolute Überraschung, ein Objekt dieser Größe und mit
dieser Masse zu finden", meint auch Prof. Heike Rauer, CoRoT-Projektleiterin
beim DLR. "Die Vermutung liegt nahe, dass die Dichte von Exo-3b doppelt so groß
ist, wie die von Blei. Diese Entdeckung wird eine Diskussion über die
astronomische Einordnung von Exoplaneten auslösen."
Seit fast 15 Jahren suchen Forscher weltweit intensiv nach nahen Begleitern
mit Umlaufperioden von weniger als zehn Tagen. Mehrere solcher Planeten mit bis
zur zwölffachen Masse des Jupiters haben sie bislang gefunden. Ebenso entdeckten
sie Sterne mit 70 Jupitermassen, dazwischen jedoch war bei so genannten kleinen
Umlaufzeiten eine Lücke geblieben. Es wurde angenommen, dass solche Objekte gar
nicht existieren. CoRoT-Exo-3b mit seinen 20 Jupitermassen und seiner extrem
hohen Dichte entfacht nun die Diskussion, ob man ihn als Planet oder als braunen
Zwerg einordnen soll.
Wie sich ein solch schweres Objekt dicht an seinem Zentralstern entwickeln
konnte, ist bisher ungeklärt. "Es könnte sich auch um einen braunen Zwerg mit
einer sehr kleinen Masse handeln, ein 'verhinderter' Stern sozusagen. Dieser war
nie massereich und heiß genug, um wie ein normaler Stern zu scheinen,"
spekuliert Dr. Hans Deeg vom spanischen Instituto de Astrofisica de Canarias
(IAC), einer der Entdecker des Objektes.
Unter den Planetenforschern besteht derzeit keine Einigkeit darüber, wo man
genau die Grenze zwischen Planeten und braunen Zwergen ziehen muss. CoRoT-Exo-3b
befindet sich in diesem Grenzgebiet. CoRoT-Exo-3b könnte so der erste Vertreter
einer neuen Familie aus sehr massereicher Planeten sein, die sich um Sterne
ausbilden, die etwas massereicher als unsere Sonne sind.
Die Entdeckung von CoRoT-Exo-3b wurde durch Messungen mit Teleskopen vom
Erdboden aus unterstützt. Beteiligt war ein Netzwerk von Einrichtungen in
verschiedenen Ländern, unter anderem ein Teleskop am Observatoire de Haute
Provence in Frankreich, die Teleskope der Europäischen Südsternwarte (ESO)
auf dem Paranal und auf La Silla in Chile und die Thüringer Landessternwarte in
Tautenburg, sowie das Observatorio del Teide auf Teneriffa.
CoRoT ist ein Weltraumteleskop mit einer 27 Zentimeter großen
Öffnung. Es wurde entwickelt, um kleine Helligkeitsschwankungen von Sternen in
unserer Umgebung nachzuweisen. Eines der wissenschaftlichen Ziele der Mission
ist die Suche nach Planeten, die um andere Sterne als unsere Sonne kreisen,
insbesondere nach Gesteinsplaneten. Das zweite Ziel ist die Analyse des
Sterneninneren durch stellare Seismologie. Die Mission CoRoT wird von
der französichen Raumfahrtagentur Centre National d’Etudes Spatiales
(CNES) geleitet. Beteiligt sind des weiteren Forschungseinrichtungen aus
Belgien, Brasilien, Deutschland, Österreich, Spanien sowie die Europäische
Weltraumorganisation ESA.
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