Der Tanz zweier Galaxien
von Stefan Deiters astronews.com
30. Oktober 2007
Eine heute von ESA und NASA veröffentlichte Aufnahme des Weltraumteleskops Hubble
zeigt den graziösen Tanz zweier Galaxien in rund 300 Millionen Lichtjahren
Entfernung. Die galaktische Choreographie wird durch die Anziehungskraft der
beiden Galaxien bestimmt. Das Hubble-Bild zeigt eindrucksvolle Details
des als Arp 87 bekannten Galaxienpaars.
Hubbles Blick
auf Arp 87.
Foto: NASA, ESA und das Hubble Heritage
Team (STScI/AURA) [Großansicht] |
Die beiden Galaxien, deren Bild das Hubble Heritage Team
jetzt veröffentlichte, sind den Astronomen unter dem Namen Arp 87 bekannt. Es
ist eines von vielen Hundert wechselwirkenden und verschmelzenden Systemen in
unserem näheren Universum. Seinen Namen verdankt das Galaxienpaar der Tatsache,
dass es im Atlas of Peculiar Galaxies enthalten ist, den Halton Arp in
den 1960er-Jahren veröffentlichte. Das Hubble-Bild beeindruckt durch
die zahlreichen Details, die auf den ursprünglichen Aufnahmen von Arp noch gar
nicht zu erkennen waren.
Das Paar besteht aus den Galaxien NGC 3808 (rechts), der größeren der beiden
Galaxien, und NGC 3808A auf der linken Seite des Bildes. NGC 3808 ist eine
klassische Spiralgalaxie, auf deren Scheibe wir fast genau drauf schauen, so
dass man die Spiralstruktur und mehrere Ringe mit Sternentstehung gut sehen
kann. Von NGC 3808 geht auch ein Band aus Sternen, Gas und Staub aus, das bis zu
NGC 3808A reicht. Bei dieser handelt es sich auch um eine Spiralgalaxie,
allerdings schauen wir hier von der Seite auf deren Scheibe. Die Galaxie ist
umgeben von einem sich drehenden Ring aus Sternen und Gas.
Die "Brücke" zwischen den beiden Partnern deutet darauf hin, dass bei einer
dichten Begegnung die kleinere Galaxie Sterne und Gas von der größeren Galaxie
abgezogen hat. Die Form beider Galaxien erscheint durch die Wechselwirkungen
deutlich gestört.
In wechselwirkenden Galaxien kommt es oft zu Phasen explosionsartiger
Sternentstehung. Einige verschmelzende Galaxien haben sogar mit die höchsten
Sternentstehungsraten im gesamten Universum. Deswegen hat das Weltraumteleskop
Hubble immer wieder kollidierende und verschmelzende Systeme anvisiert,
um mehr über diese Ausbrüche von Sternentstehung zu erfahren. So entdeckte man
beispielsweise, dass sich in Galaxien, in denen mit einer sehr hohen Rate Sterne
entstehen, auch eine große Zahl von Super-Sternhaufen befinden - Sternhaufen
also, die deutlich kompakter und deutlich mehr junge Sterne aufweisen als die
Sternhaufen in unserer galaktischen Umgebung.
Arp 87 liegt im Sternbild Löwe und ist etwa 300 Millionen Lichtjahre von der
Erde entfernt. Die Beobachtungen, auf den das jetzt veröffentlichte Bild
basiert, wurden im Februar 2007 mit der Wide Field Planetary Camera 2
gemacht.
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