Galaxienkollision sorgt für Planetenboom
von Rainer Kayser
9. Januar 2004
Wenn zwei Galaxien miteinander kollidieren, sieht das nicht nur schön
aus, es sorgt auch für die Entstehung einer Vielzahl von bewohnbaren Planeten.
Das ist das Ergebnis von Beobachtungen mit dem Röntgenteleskop
Chandra. Die beobachteten Antennen-Galaxien könnten, so die
Forscher, bald von Leben nur so überschäumen.
Chandras Blick auf die Antennen-Galaxien. Das Bild zeigt das im
Röntgenbereich leuchtende glühende Gas. Die Farben lassen
Rückschlüsse auf die enthaltenen Elemente zu. Foto: NASA
/ CXC / SAO / G. Fabbiano et al. [Großansicht] |
Der amerikanische Röntgensatellit Chandra hat große Mengen an Neon, Magnesium und Silizium in zwei
zusammenstoßenden Galaxien entdeckt. Wenn die Gaswolken, in denen sich diese Substanzen befinden,
abkühlen, sollte daraus nach Ansicht von Astronomen eine außergewöhnlich große Zahl von Sternen
mit bewohnbaren Planeten entstehen. Eine ähnliche Entwicklung könnte sich in rund drei Milliarden
Jahren in der Milchstraße abspielen, wenn unsere Galaxis mit der Andromeda-Galaxie kollidiert.
Die Forscher veröffentlichen ihre Beobachtungen in Kürze im Fachblatt Astrophysical Journal.
"Die Menge an schweren Elementen in den Antennen-Galaxien ist phänomenal",
schwärmt die an den Beobachtungen beteiligte Forscherin Giuseppina Fabbiano
vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics in Cambridge. "Die Ursache für diese Anreicherung
muss eine sehr hohe Rate an Supernova-Explosionen in diesen zusammenstoßenden Galaxien sein."
Wenn Galaxien - Systeme aus rund hundert Milliarden Sternen -
miteinander kollidieren, kommt es kaum zu Zusammenstößen zwischen Sternen.
Zusammenstöße zwischen Gaswolken sind dagegen häufig, und diese können zur Entstehung
vieler neuer Sterne führen. Die massereichsten dieser Sterne verbrennen ihren Energievorrat
in wenigen Millionen Jahren und vergehen dann als Supernova. Dabei schleudern sie einen Großteil
der in ihnen entstandenen schweren Elemente ins Weltall hinaus - und ermöglichen so die Entstehung
von Sternen mit Planeten.
Die Antennen-Galaxien sind rund 60 Millionen Lichtjahre von uns entfernt.
Die Supernova-Explosionen haben das Gas in den Galaxien auf Temperaturen von
mehreren Millionen Grad aufgeheizt. Das heiße Gas sendet Röntgenstrahlung aus,
die von den Detektoren des Chandra-Satelliten empfangen und analysiert werden kann.
Aus der Energieverteilung der Strahlung können die Forscher ablesen, welche Elemente
in dem Gas vorhanden sind.
"Diese schweren Elemente sind die Bausteine für bewohnbare Planeten", erläutert Andrew King
von der University of Leicester. Sein Kollege Francois Schweitzer von den
Carnegie Observatories
in Pasadena ergänzt:
"Wenn nur auf einem Teil dieser Planeten Leben entsteht, dann werden die Antennen-Galaxien
in der Zukunft vor Leben überschäumen."
|
Ferne Welten
-
die astronews.com-Berichterstattung über die Suche nach extrasolaren
Planeten |
|