Im Inneren von Jupiter und Saturn
Redaktion /
idw / Pressemitteilung der Universität Jena astronews.com
26. Juli 2007
Auch Physiker der Universität in Jena nutzen den Hamburger
FLASH-Laser, um mehr über Materiezustände zu erfahren, die man im Universum
antrifft. Das Interesse der Thüringer Forscher gilt der "warmen dichten
Materie", wie sie sich beispielsweise in den Gasriesen Jupiter und Saturn
findet. Bislang ist über diese Materieform nur sehr wenig bekannt.
Mit Hilfe des Hamburger FLASH-Lasers wollen Jenaer Physiker mehr
über Materie erfahren, wie sie beispielsweise im Inneren von
Jupiter vorkommt. Foto:
NSSDC / NASA / STScI |
Ob es sich um die Zielankunft in einem Sprintrennen oder das
Flügelschlagen eines Insekts handelt, wer schnelle Bewegungen - unverwackelt -
auf ein Foto bannen will, muss mit sehr kurzen Belichtungszeiten arbeiten. Das
gilt für die konventionelle Fotografie ebenso wie für wissenschaftliche
Analysen.
"Will man etwa Schwingungen in einem Molekülgitter beobachten, deren Periode
nur Sekundenbruchteile beträgt, sind ultrakurze Lichtblitze nötig", erläutert
Prof. Dr. Eckhart Förster von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. "Sind die
Strukturen zudem sehr klein, wie im Falle einzelner Moleküle und Atome, muss die
Strahlung außerdem sehr kurzwellig sein und entweder im extremen ultravioletten
oder im Bereich der Röntgenstrahlung liegen", so der Professor für
Experimentalphysik weiter.
Derzeit gibt es weltweit nur einen einzigen Laser, mit dem sich Blitze im
Bereich der weichen Röntgenstrahlung mit ausreichender Intensität erzeugen
lassen: FLASH (was für Free Electron Laser in Hamburg steht). Das
Deutsche Elektronen-Synchrotron (DESY) in Hamburg betreibt den Rekord-Laser, der
bis zu 150 Röntgenpulse pro Sekunde mit einer Spitzenleistung von bis zu 10
Gigawatt pro Puls aussendet.
An der Hochleistungsanlage werden künftig auch die Forscher um Prof. Förster
arbeiten. Der Jenaer Physiker gehört mit seinem Team zu den ersten Gruppen, die
das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) kürzlich als Partner für
den neuen Forschungsschwerpunkt "FLASH: Materie im Licht ultrakurzer und extrem
intensiver Röntgenpulse" ausgewählt hat. Bis 2010 erhalten die Forscher über
700.000 Euro für ihre Untersuchungen.
Mit Hilfe von FLASH wollen die Physiker der Friedrich-Schiller-Universität
nun in Kooperation mit Kollegen der Universität Rostock und des DESY in Hamburg
die Eigenschaften so genannter "warmer dichter Materie" untersuchen. Diese Form
der Materie kommt beispielsweise im Inneren der großen Gasplaneten Saturn und
Jupiter vor. "Bisher wissen wir über diese Materieform aber nur sehr wenig", so
Prof. Förster.
"Lediglich" 10.000 bis 100.000 Grad Celsius sollen im unzugänglichen Inneren
von Saturn und Jupiter vorherrschen. Heiße Materie dagegen, aus der Sterne
bestehen oder die im Labor mit Hilfe von Hochleistungslasern erzeugt werden
kann, weist Temperaturen von mehreren Millionen Grad auf. "Heiße Materie lässt
sich deshalb gut untersuchen, weil sie sichtbare, ultraviolette und
Röntgenstrahlung aussendet, die wir auf der Erde messen können", macht Förster
den Unterschied deutlich. Warmer Materie fehlt die Energie zum Strahlen - für
die Wissenschaftler ist sie deshalb bislang nur äußert schwer zu erfassen.
Um die warme dichte Materie dennoch zu untersuchen, erzeugen sie die Physiker
im Labor. Und genau dazu brauchen sie "FLASH". Mit seiner Hilfe beschießen Prof.
Förster und seine Kollegen Wasserstofftröpfchen, die zuvor auf minus 260 Grad
Celsius abgekühlt wurden. Für winzige Bruchteile einer Sekunde lässt sich so im
Vakuum warme dichte Materie erzeugen. Das Röntgenlicht des Lasers wird zugleich
an diesem kurzzeitig existierenden Materiezustand gestreut. "Die Art und
Intensität der Streuung gibt uns Aufschluss über seine Temperatur und seine
Dichte", so Förster.
Nach einem erfolgreichen Vorexperiment im März dieses Jahres haben die Jenaer
Physiker ihre Untersuchungen an "FLASH" jetzt planmäßig begonnen. Damit liefern
sie auch wichtige Erkenntnisse, die dazu beitragen, "FLASH" weiter zu
verbessern. Der Laser ist die Pilotanlage für den noch weitaus
leistungsstärkeren Röntgenlaser XFEL, der ab 2012 noch kürzere Wellenlängen und
um Größenordnungen höhere Intensitäten erzeugen wird.
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