Vor vier Jahren entdeckten Astronomen im so genannten Kuiper-Gürtel jenseits
der Neptun-Bahn das Kuiper-Gürtel-Objekt 1998 WW31. Im April letzten Jahres
veröffentlichten Astronomen die Ergebnisse der Beobachtungen von 1998 WW31 mit
Hilfe des
3,6 Meter Canada-France-Hawaii
Telescope auf dem Manua Kea: Zu ihrer Überraschung handelte es sich bei
1998 WW31 um ein Doppelobjekt - das erste bis dahin entdeckte. (astronews.com
berichtete).
Bei 1998 WW31 dürfte es sich - genau wie bei den anderen eisigen Welten im Kuiper-Gürtel
- um Überbleibsel von der Entstehung unseres Sonnensystems handeln. Die
prominentesten Vertreter dieser Kuiper-Gürtel-Objekte (kurz KBO genannt) sind
zweifelsohne Pluto und sein Mond Charon.
Weitere KBOs wurden erst 1992 entdeckt
- bis dahin existierte der Kuiper-Gürtel nur in der Vorstellung der Astronomen
als Reservoir für Kometen. Mit dem System Pluto-Charon vor Augen lag natürlich
bald die Frage nahe, wie viele Doppel-Objekte es hier am Rande des
Sonnensystems noch gibt.
Seit 1992 wurden viele weitere Objekte im Kuiper-Gürtel entdeckt - manche davon waren
Doppel-Objekte ganz wie Pluto und Charon. "Mehr als ein Prozent der inzwischen
bekannten 500 KBO sind in der Tat Doppelobjekte", erläutert Christian Veillet
von der Canada-France-Hawaii
Telescope-Kooperation. "Das ist schon eine faszinierende Tatsache, für
die wohl manche Erklärung vorgeschlagen werden wird. Ein spannendes
Forschungsfeld also in den nächsten Jahren."
Im Vergleich zum Pluto-Charon-System ist 1998 WW31 wirklich winzig: Die
beiden Partner haben nur etwa den 5000. Teil der Masse von Pluto und seinem
Begleiter und umkreisen sich alle 570 Tage auf einem äußerst exzentrischen -
also extrem unkreisförmigen - Orbit. Ihre Entfernung voneinander schwankt dabei
zwischen 4.000 Kilometern und 40.000 Kilometern.
Das genaue Vermessen der Orbits
der Partner erlaubt den Forschern die Bestimmung der Masse des Systems. Wie
diese Doppelobjekte entstanden sind, ist den Forschern bislang nicht klar: Sie
könnten entweder als Doppelobjekte entstanden oder aber das Produkt einer
Kollision sein, durch die ein größeren Objekt auseinander gebrochen ist.
Der Kuiper-Gürtel gehört zu den letzten großen Rätseln, die die Astronomen
auf dem Weg zum Verständnis unseres Sonnensystems lösen müssen. So beobachtet
man beispielsweise Staubscheiben um ferne Sonnen, die sich durch Kollisionen von
Kuiper-Gürtel-Objekten erklären lassen würden.