Als Trans-Neptun-Objekte (TNO) bezeichnet man jene
Himmelkörper, die jenseits der Neptunbahn die Sonne umkreisen. Der Planet
Pluto gilt unter Astronomen als größter Vertreter dieser Gruppe und hatte auch wegen
seines Mondes Charon eine Sonderstellung inne. Jetzt entdeckten
französische Astronomen auch einen Begleiter um das Trans-Neptun-Objekt 1998 WW31.
Das
Trans-Neptun-Objekt 1998 WW31 am 23.12. 2000. Foto:
Observatoire de Paris |
Eigentlich wollten
Alain Doressoundiram vom Observatoire de Paris und sein Kollege Christian
Veillet von CFH-Institute mit ihren Beobachtungen am 3,6 Meter Canada-France-Hawaii
Telescope auf dem Manua Kea nur sicherstellen, dass zuvor entdeckte
Trans-Neptun-Objekte (TNOs) nicht wieder verloren gehen: Beim 1998 aufgespürten TNO
1998 WW31 fehlten nämlich noch einige Beobachtungen um eine verlässliche
Bahnbestimmung durchzuführen. Als die Astronomen ihr Teleskop im Dezember auf
den entfernten Felsbrocken ausrichteten, fiel ihnen zunächst nichts auf - erst
bei einer nachträglichen gründlichen Analyse der Daten kamen sie der Ursache
für das etwas längliche Aussehen von 1998 WW31 auf die Spur: Es waren in
Wirklichkeit zwei Objekte.
Diese
Trans-Neptun-Objekte wurden schon seit langer Zeit jenseits der Neptunbahn
vermutet; ihre Existenz konnte aber erst in den letzten zehn Jahren durch eine
ganze Reihe von Beobachtungen belegt werden. Diese gipfelten in einer hitzigen
Diskussion Anfang 1999, ob der Planet Pluto nicht eher ein TNO sei und
ihm der Planetenstatus aberkannt werden müsste (astronews.com berichtete).
Diese über 30 Mal weiter als die Erde von der Sonnen entfernten eisigen Welten
gelten den Astronomen als Überbleibsel aus der Entstehungszeit des
Sonnensystems und sollten daher in ihrer Zusammensetzung dem Urnebel gleichen,
aus dem unser System einmal entstand. Eine wahre Fundgrube für Astronomen also.
Im Falle von 1998
WW31 gab es für die Beobachter auf dem Manua Kea zunächst zwei Möglichkeiten:
Entweder handelt es sich tatsächlich um ein Objekt mit einem Begleiter oder
aber - und das erschien zunächst wahrscheinlicher - zwei unabhängige Objekte haben
sich zufällig gleich am Himmel bewegt. Mit Hilfe von Archivbildern aus dem
Januar 2000 konnte dann die letzte Möglichkeit ausgeschlossen werden: Die
Aufnahme zeigte wieder das bekannte Paar, allerdings mit einer anderen
Orientierung. 1998 WW31 war tatsächlich ein Trans-Neptun-Objekt mit einem
Begleiter. Das zweite bekannte nach Pluto.
1998 WW31 ist 45.6
Astronomische Einheiten (eine Astronomische Einheit ist die mittlere Entfernung
der Erde zur Sonne) von der Erde entfernt und hat eine Helligkeit von 23,6
Magnituden. Die beiden Komponenten dürften nach den Beobachtungen vom Dezember
rund 40.000 Kilometer voneinander entfernt sein. Aus dem Helligkeitsunterschied
zwischen Begleiter und Hauptobjekt folgern die Astronomen, dass das Verhältnis
der Massen der beiden Körper 4/10 beträgt. Es dürfte sich also eher um einen
Doppel-"Planeten" als um ein Planet-Mond-System handeln.