Roberto Vittori, 37, ehemaliger Testpilot der italienischen Luftwaffe
und nun Mitglied des europäischen Astronautenkorps der ESA, wird der
dritte Europäer sein, der der ISS einen Besuch abstattet. Ziel der "Marco
Polo" getauften Mission, zu der am Donnerstag kommender Woche neben
Vittori der russische Missionskommandant Juri Gidsenko und der erste
Südafrikaner im All, Mark Shuttleworth, in einer russischen Sojus
aufbrechen werden, ist unter anderem der Austausch des Rettungsfahrzeugs
für die Mannschaft der ISS.
"Marco Polo ist ein weiterer Teil des signifikanten Beitrags, den
Europa zur Entwicklung der Raumstation leistet", sagte Vittori zum
Abschluss seiner Vorbereitung in der Sternenstadt bei Moskau. "Die
Raumfahrt ist nun ständig präsent und für unsere Zukunft von
entscheidender Bedeutung. Zu meiner Aufgabe als europäischer Astronaut
gehört, das Interesse junger Menschen für die Raumfahrt zu wecken, indem
ich ihnen zeige, welche Rolle sie in unserem Alltag spielt."
Zwei Tage nach dem Start werden Vittori, der bei dieser Mission die Rolle
des Sojus-Flugingenieurs wahrnimmt, Gidsenko und Shuttleworth sich der in
rund 400 Kilometern Höhe mit einer Geschwindigkeit von knapp 27 000
Kilometern pro Stunde um die Erde kreisenden ISS nähern und an ihr
andocken. Ihr Drei-Mann-Fahrzeug wird das derzeit an der ISS befestigte
Sojus-"Rettungsboot" ersetzen, das nach den Sicherheitsvorschriften alle
sechs Monate ausgetauscht werden muss.
Die Mission "Marco Polo" - Vittoris Jungfernflug - wird im Rahmen einer
Vereinbarung zwischen der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) und der
Italienischen Raumfahrtagentur (ASI) auf der einen und der russischen
Raumfahrtagentur (Rosaviakosmos) und dem russischen Unternehmen RSC
Energija auf der anderen Seite durchgeführt. Während der acht Tage, die
die drei Neuankömmlinge mit der ständigen Mannschaft - Expedition Four-Kommandant
Juri Onufrienko und die Flugingenieure Dan Bursch und Carl Walz - an Bord
der ISS verbringen werden, wird Vittori vier europäische Experimente
betreuen. Dabei sollen die für Bewegungen unter Schwerelosigkeit
erforderlichen Kräfte und die Auswirkungen der kosmischen
Teilchenstrahlung auf den menschlichen Organismus gemessen sowie
neuentwickelte Kleidungsstücke und ein nichtinvasives Blutdruckmessgerät
getestet werden.
"Ich bereite mich seit August letzten Jahres intensiv auf diese Mission
vor. In dieser kurzen Zeit Russisch zu lernen, stellte eine zusätzliche
Herausforderung dar", sagte Vittori. "Das Steuern eines Raumfahrzeugs
unterscheidet sich nicht allzu sehr von dem eines Flugzeugs. Was die
Raumfahrt so aufregend und spannend macht, ist der Vorstoß ins
Unbekannte."
Nach der erfolgreichen Mission "Andromède" mit der Französin Claudie
Haigneré im Oktober vergangenen Jahres findet nun mit "Marco Polo" die
Serie von Flügen europäischer Astronauten zur ISS ihre Fortsetzung. Der
belgische ES@-Astronaut Frank De Winne hat bereits mit seiner Vorbereitung
auf einen ähnlichen "Taxiflug", der für Oktober dieses Jahres geplant ist,
begonnen. Schwedens erster Astronaut, Christer Fuglesang, wird im Frühjahr
2003 an Bord des Raumtransporters an einem ISS-Montageflug teilnehmen.