Zu den faszinierendsten Projekten bei der Erforschung des Weltalls
gehört die europäische Kometen-Mission Rosetta, in deren Rahmen
eine Forschungssonde zu einem Kometen fliegt, ihn auf seiner Bahn
begleitet und dabei erkunden wird. Den Höhepunkt der Mission stellt die
Landung einer kleinen autonomen Tochtersonde dar, des Rosetta-Landers.
Er wird nicht nur das erste von Menschen gebaute Objekt sein, das auf
einem Kometen aufsetzen wird, darüber hinaus verfügt er über ein
Laboratorium, mit dem weitgehend automatisiert Untersuchungen am Kometen
vorgenommen werden können. Der Rosetta-Lander wurde von einem
internationalen Konsortium unter Leitung des Deutschen Zentrums für Luft-
und Raumfahrt (DLR) entwickelt und gebaut. Er wird in Kürze der
Europäischen Raumfahrtorganisation ESA zur Integration in die Rosetta-Sonde
übergeben.
Das Ziel der Rosetta-Sonde ist Wirtanen, ein relativ kleiner,
aktiver Komet von etwa 0,5 bis 1 km Durchmesser, der die Sonne auf einer
elliptischen Bahn mit einer Periode von 5,5 Jahren umrundet. Der Start der
Sonde soll im Januar 2003 vom europäischen Weltraumbahnhof Kourou in
Französisch-Guyana mit einer Ariane 5 Trägerrakete erfolgen. Da selbst
diese leistungsstarke Rakete die Sonde nicht auf eine direkte Bahn zu
Wirtanen bringen kann, sind komplizierte Manöver mit Vorbeiflügen an Mars
und Erde notwendig, um zusätzlichen Schwung zu gewinnen. Im Jahr 2011 soll
die Rosetta-Sonde den Kometen Wirtanen erreichen und die Messungen
beginnen. .
Nach genauer Erkundung des Kometen aus einer Umlaufbahn soll im Jahre 2012
der Höhepunkt der Mission erreicht werden: der Abstieg des Landers zur
Kometenoberfläche. Hierzu trennt sich der Lander mit einer vorher
wählbaren Geschwindigkeit von der Muttersonde, klappt seine Landebeine aus
und erzeugt durch einen Kaltgasstrahl einen zusätzlichen Impuls zum
Kometen hin. Im weiteren fällt er antriebslos zur Oberfläche, stabilisiert
durch ein Drallrad. Das Absinken dauert etwa eine Stunde, während dessen
werden die ersten Untersuchungen der Kometenumgebung durchgeführt und
Bildsequenzen aufgenommen. Das Aufsetzen wird durch das so genannte "Landedreibein"
gedämpft, zusätzlich bohren sich Eisschrauben in die Oberfläche des
Kometen. Darüber hinaus wird eine Harpune in den Boden geschossen, mit der
die wegen der geringen Schwerkraft notwendige Verankerung sichergestellt
werden soll.
Kometen sind primitive, irregulär geformte Körper, die im wesentlichen
aus Eis und Staub bestehen. Man vermutet, dass sie noch nahezu unverändert
das Material konserviert haben, aus dem sich das Sonnensystem vor mehr als
viereinhalb Milliarden Jahren gebildet hat. Von besonderem Interesse ist
beispielsweise die Frage, ob es bereits zu einem so frühen Zeitpunkt
komplexe organische Verbindungen gab, also die Grundlage für späteres
Leben, oder ob sich diese erst später gebildet haben, dann möglicherweise
unter dem Einfluss klimatischer Effekte in der frühen Erdatmosphäre.
An Bord des Landers befinden sich daher neun von internationalen
Konsortien entwickelte Instrumente sowie ein Bohrmechanismus zur Entnahme
von Proben und Verteilung an die Analysegeräte. Wesentliche
wissenschaftliche Ziele sind die Bestimmung der Zusammensetzung des
kometaren Materials, die Beobachtung der Oberflächenbeschaffenheit, die
Messung der physikalischen Eigenschaften der oberflächennahen Schichten
und die Erkundung des inneren Aufbaus des Kometen. Darüber hinaus soll
erforscht werden, wie sich die Eigenschaften des Kometen mit der
Annäherung an die Sonne ändern, wenn er durch die stärker werdende
Einstrahlung aktiv wird und seinen Schweif ausbildet.
Der Rosetta-Lander wurde Ende September fertig gestellt und, wie
bei Raumflugmissionen üblich, anschließend einer gründlichen Überprüfung
auf seine Weltraumtauglichkeit unterzogen. Dazu gehören Untersuchungen zur
elektromagnetischen Verträglichkeit, Schütteltests zur Simulation der beim
Start auftretenden Vibrationen, ein Test im Vakuum sowohl bei niedrigen
wie auch hohen Temperaturen, die Massen- und Schwerpunktsbestimmung und
schließlich eine magnetische Vermessung. Diese Tests sind weitgehend
abgeschlossen, so dass die Abgabe des Landers an die ESA zur Integration
in das Rosetta-Raumfahrzeug in Kürze erfolgen kann.
|