Einer der Gründe für den bislang dichtesten Vorüberflug an Kallisto
ist, dass sich dadurch die Flugbahn der Sonde so verändern sollte, dass
sie ihre anderen Ziele - hauptsächlich den vulkanischen Mond Io -
erreicht. Diesen wird Galileo im August und Oktober überfliegen.
Dort soll die Sonde unter anderem nach einem eigenen Magnetfeld des
Trabanten fahnden.
"Da wir aber schon so dicht an Kallisto vorüberfliegen müssen,
um Io zu erreichen, wollen wir die Gelegenheit gleich nutzen und auch
Kallisto etwas genauer studieren", so Dr. Torrence Johnson,
Projektwissenschaftler im Galileo-Team. Kallisto, der immerhin in
etwa so groß ist wie der Planet Merkur, scheint keinerlei vulkanische
Aktivitäten zu zeigen, so dass sich auf ihm Krater erhalten haben, die
Milliarden Jahre alt sind. Außerdem deuteten frühere magnetische
Messungen von Galileo darauf hin, dass der Mond über eine
unterirdische Salzwasserschicht verfügen könnte. Allerdings dürfte
diese wesentlich tiefer liegen als etwa beim Jupitermond Europa.
"Kallisto ist so etwas wie das hässliche Entchen unter den
Jupitermonden", erläutert Johnson. "Aber wenn wir etwas
darüber erfahren wollen, wie das Jupitersystem in der Vergangenheit von
Asteroiden und Kometen bombardiert wurde, müssen wir diesen Mond
studieren. Die Krater sind der sichtbare Beweise für die Einschläge der
Vergangenheit." Das besondere Augenmerk der Forscher gilt dabei den
kleinen Kratern und Anzeichen für Erosion, die Oberflächenstrukturen
über die Zeit verwischt haben könnte. Bisher hatte man nämlich auf
Kallistos Oberfläche weniger kleine Krater gefunden als vermutet.
Die Daten des Vorüberflugs sollen dann während der nächsten zwei
Monate zur Erde überspielt werden. Außerdem soll Galileo noch
einen entfernten Blick auf Io werfen, um Anzeichen für einen
Vulkanausbruch zu finden, der vor fünf Monaten entdeckt worden war. Im
August soll die Sonde dann die Region des Ausbruchs auf Io direkt
überfliegen. Andere Beobachtungen dieser Woche betreffen den Jupiter
selbst. Hier sollen die Wolken des Gasriesen im Infraroten kartiert
werden. Die Wissenschaftler wollen diese Daten mit den Beobachtungen
vergleichen, die Galileo vor fünf Jahren zu Beginn seiner Mission
gemacht hatte.
Galileos Mission - ursprünglich nur bis Ende 1997 geplant -
wurde unlängst von der NASA bis Ende 2003 verlängert. Seit 1995 befindet
sich die Sonde im Jupitersystem und hat seither 30 dichte Vorüberflüge
an Jupitermonden gemacht. Ende 2003 soll die Sonde dann in die
Jupiteratmosphäre eintauchen, wo sie von dem immensen Druck zerstört
werden wird. Das Team hatte sich für dieses Ende entschieden, um eine
Verschmutzung der Jupitermonde durch einen Aufschlag der Sonde
auszuschließen. Sonst könnten eventuell einmal später aufgespürte
Lebensspuren auch von der Erde eingeschleppt worden sein.