Nur wenige Tage nach der Rückkehr zweier Kosmonauten von
der russischen Raumstation Mir, macht die niederländische MirCorp
den nächsten Schritt zu einer kommerziellen Nutzung der Station:
Gestern stellte sie mit Dennis A. Tito den ersten Touristen vor, der
im Rahmen des neuen Citizen Explorer Programms im nächsten
Jahr zur Mir fliegen soll.
Die am 16. Juni in einer Wüste in Kasachstan gelandeten Kosmonauten
hatten zuvor die marode russische Station soweit auf Vordermann gebracht,
dass an eine weitere Nutzung überhaupt zu denken ist. Die 73-tägigige
Mission war der erste rein privat finanzierte Besuch bei einer Raumstation
und umfasste auch den ersten privat finanzierten
Weltraumspaziergang.
Die niederländische MirCorp hatte Anfang des Jahres die
russische Pannenstation vor ihrem schon als sicher geltenden Ende bewahrt
und plant nun, die Station kommerziell zu nutzen. Die Mission der beiden
Kosmonauten war dazu ein erster und entscheidender Schritt, sollte dabei
doch festgestellt werden, ob die großen Pläne, die die MirCorp
mit der Mir hat, sich überhaupt realisieren lassen.
Schon vor einem Monat kündigte die Firma an, dass sie für die Mir
eine lange Zukunft sieht und bereits weitere Flüge zur Raumstation plant.
Mit dem Start des Citizen Explorer-Programms stellte die
Gesellschaft nun auch ein entscheidendes finanzielles Standbein des
Raumstationbetriebs vor: "Unser neues Citizen Explorer-Programm
ist ein Element eines breit angelegten Wirtschaftsplans, in dem genauso
kommerzielle Forschungsarbeiten oder andere traditionelle Raumaktivitäten
vorgesehen sind wie neuartige Modelle wie ein Internetportal oder
Echtzeit-Bilder der Erde", erläutert MirCorp-Präsident
Jeffrey Manber.
Die Gesellschaft sei schon mit weiteren Kandidaten für das Citizen
Explorer-Programm in Verhandlungen und wird in Moskau ein Büro
eröffnen, um diese Aktivitäten zu koordinieren. Die Flugpläne für das
kommende Jahr werden im Juli festgelegt werden. Schon in den kommenden
Monaten sei ein unbemannter Versorgungsflug zur Station geplant.
Der erste "Privatkosmonaut" befindet sich zur Zeit zu
medizinischen Untersuchungen in Moskau. Für Tito erfüllt sich mit dieser
Möglichkeit ein jahrzehntelang gehegter Traum: "Der Start des
Sputnik hat mich so begeistert, dass ich mich mit Raumfahrt beschäftigte
und als einer der ersten einen Abschluss in Luftfahrt und Astronautik
machte", so Tito. In den 60er und 70er Jahren arbeitete Tito im
Weltraumprogramm der USA mit und berechnete Flugbahnen für die Missionen
zum Mars und zur Venus.
Wäre Tito Wissenschaftler geblieben, hätte er sich die Kosten für
einen Raumflug - man spricht von rund 20 Millionen Dollar - wohl kaum
leisten können: Der künftige Kosmonaut ist heute Chef einer
erfolgreichen Finanzberatungsfirma.