Alle Welt schaut zur Zeit gebannt auf die Crew der
US-Raumfähre Atlantis und ihre Arbeiten an Bord der
Internationalen Raumstation ISS. Eine anderer Außenposten der Erde
ist dabei fast in Vergessenheit geraten, der schon seit fast zwei
Monaten bewohnt ist: die russischen Raumstation Mir.
Die beiden Kosmonauten, deren Aufgabe es war, die alternde
Raumstation fit für eine kommerzielle Nutzung zu machen, sollen
Mitte Juni wieder zur Erde zurückkehren.
Die zur Zeit laufende Mission zur Mir ist aus mehreren Gründen
bemerkenswert: Nicht nur, dass die meisten Menschen die russische
Pannenstation längst abgeschrieben hatten - die Mission ist auch der
erste bemannte Raumflug, der rein privat finanziert wurde und der zu einer
privat bezahlten Raumstation führte von der aus dann der erste privat
finanzierte Weltraumspaziergang durchgeführt wurde.
Hinter diesen Bemühungen, die Mir für eine wirtschaftliche
Nutzung zu retten und dafür Geld aus der Privatwirtschaft zu sammeln,
steht die in den Niederlanden ansässige Firma MirCorp. Unter ihrer
Leitung soll die Raumstation wieder fit gemacht werden und künftig
kommerziellen Zwecken dienen. Hinter der MirCorp steht zu 60
Prozent der russische Weltraumkonzern RSC Energia, den Rest der Anteile
halten private Investoren.
Anfang April war nun eine zweiköpfige Besatzung zur Mir
gestartet und sollte nach den ursprünglichen Planungen 45 Tage lang die Mir
auf Herz und Nieren untersuchen und wichtige Systeme wieder in Betrieb
nehmen. Da aber alles unerwartet glatt gelaufen ist, so die MirCorp
in einer Presseerklärung, hätte man den Aufenthalt der beiden
Kosmonauten Sergei Zalyotin und Alexander Kalery auf über zwei Monate
verlängert. Die beiden sollen nun Mitte Juni zur Erde zurückkehren.
"Die Crew konnten während der Mission alles erledigen, was
vorgesehen war", sagte MirCorp-Präsident Jeffrey Manber.
"Zusammen mit unseren Kollegen in Moskau konnten wir unter Beweis
stellen, wie robust diese Station noch ist und zudem zeigen, wie
enthusiastisch die Rettung der Mir in aller Welt aufgenommen
wurde."
In den nächsten Monaten sollen nun gründlich die nächsten Schritte
geplant und weitere Kooperationspartner gewonnenen werden. Und auch die
nächsten Missionen zur Mir sind bereits in Vorbereitung: Schon im
Herbst könnte wieder eine Besatzung ins All geschickt werden, für das
erste Quartal des kommenden Jahres ist ein weiterer Besuch vorgesehen.
Auch die Investoren von MirCorp scheinen überzeugt: "Nach
dieser Mission sind wir mehr denn je von der Machbarkeit einer
langfristigen kommerziellen Nutzung der Station überzeugt", so Dr.
Chirinjeev Kathuria, einer der Hauptinvestoren der Gesellschaft. "Die
Kosmonauten haben die Mir von Grund auf überprüft und bestätigt,
dass die Station in einem guten Zustand ist. Wenn man noch ein wenig
renoviert, kann die Mir noch lange Zeit betrieben werden."