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WIVERN soll Windgeschwindigkeit innerhalb von Wolken
messen
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Universität Leipzig astronews.com
25. September 2025
WIVERN wird die elfte Earth-Explorer-Mission der
europäischen Weltraumorganisation ESA. Das hat der zuständige ESA-Ausschuss
jetzt entschieden. Der Satellit soll erstmals globale Messungen der Winde
innerhalb von Wolken liefern. Dies wird das Verständnis von Stürmen und
Niederschlag verbessern und für bessere Wettervorhersagen sorgen.

Ein Modell, das das mögliche Aussehen des
Satelliten WIVERN zeigt.
Bild: ESA [Großansicht] |
Genaue Wettervorhersagen sind für das tägliche Leben wichtig, insbesondere
zur Unterstützung des Notfallmanagements bei Unwettern. Wind, Wolken und
Niederschlag sind die grundlegenden Variablen in modernen Wettervorhersage- und
Klimamodellen. Winde steuern, wo sich Stürme bilden, wo es regnet und wie sich
die Temperaturen von Ort zu Ort verändern. Insbesondere zum Wind fehlt es
Meteorologinnen und Meteorologen bislang jedoch an zuverlässigen weltweiten
Daten.
WIVERN, die Abkürzung steht für "wind velocity radar nephoscope" wird
erstmals Windmessungen innerhalb von Wolken global verfügbar machen und so eine
entscheidende Lücke im globalen Beobachtungssystem schließen. Das geplante
Wolkenradar an Bord eines neuen Satelliten soll die Atmosphäre abtasten und den
Doppler-Effekt nutzen, um aus den empfangenen Wolkensignalen den Wind zu
bestimmen. Darüber hinaus wird WIVERN hochauflösende Messungen von Regen,
Schneefall und Wolken in einer viel besseren zeitlichen und räumlichen Abdeckung
liefern, als dies aktuell mit Satelliten möglich ist. Zudem wird WIVERN die
Schneebedeckung und Meereisausbreitung erfassen sowie direkte Beobachtungen der
Meeresoberflächenströmungen liefern, was für das Verständnis des polaren Klimas
und der Ozeandynamik von Interesse ist.
Das Erdbeobachtungsprogramm der ESA stellt in seinem Kernprogramm die
Earth-Explorer-Satelliten mit ihren hochinnovativen Messtechniken zur Verfügung.
Dabei leistet Deutschland, unterstützt durch die Deutsche Raumfahrtagentur im
Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, den größten Beitrag. Im Fokus des
Programms stehen eine hochgenaue Beobachtung der Erde, um das Wissen über das
Erdsystem und insbesondere dem Klimawandel zu vertiefen.
Das internationale Forschungsteam von WIVERN hatte sich in einem mehrjährigen
Prozess um die elfte Earth-Explorer-Mission der ESA beworben. Ab Herbst 2023
waren noch zwei vorgeschlagene Missionskonzepte im Rennen. Im Juli 2025 empfahl
ein ESA-Expertengremium, WIVERN für die Mission auszuwählen. Dieser Empfehlung
folgte jetzt der Ausschuss für Erdbeobachtung der ESA. Der Start der Mission ist
für die erste Hälfte der 2030er Jahre vorgesehen. WIVERN wurde konzipiert von
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universität Reading und des
Politechnikums Turin. Aus Deutschland sind Forschende von der Universität
Leipzig, dem Max Planck-Institut für Meteorologie und dem Deutschen Wetterdienst
beteiligt.
"Ich freue mich riesig über die Entscheidung der ESA, wir werden uns in
den nächsten Jahren intensiv mit der Entwicklung von WIVERN beschäftigen", so
Dr. Maximilian Maahn vom Institut für Meteorologie der Universität Leipzig, der
in dem zwölfköpfigen Forschungsteam für die Entwicklung der mathematischen
Algorithmen zuständig ist, die die Rohdaten in Regen- und Schneefallraten
umwandeln. "Unser Schwerpunkt am Leipziger Institut für Meteorologie ist die
Polarforschung, daher werden wir uns in den nächsten Jahren vor allen Dingen auf
die Schneefallmessungen von WIVERN in den Polargebieten vorbereiten. Durch die
70-fach verbesserte Abdeckung werden wir erstmals beobachten können, wie sich
Schneefall regional von Monat zu Monat ändert. Dies ist zum Beispiel für das
Verständnis der Massenbilanz der Eisschilde in der Antarktis und Grönland von
entscheidender Wichtigkeit."
"WIVERN ist das erste internationale Satellitenprojekt, in dessen Konzeption
unser Institut eng eingebunden ist und wichtige Beiträge und Ideen liefert",
sagt Prof. Dr. Manfred Wendisch, Direktor des Leipziger Instituts für
Meteorologie. "Maximilian Maahn war einer der Aktivposten innerhalb des
Konsortiums an Wissenschaftlern, welche dieses Projekt vorangetrieben haben. Nun
freuen wir uns auf die Umsetzung der ambitionierten Pläne."
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