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BLUE STRAGGLER
Wie Magnetfelder bei der Entstehung von blauen Nachzüglern helfen können
Redaktion / Pressemitteilung des Max-Planck-Institut für Astrophysik
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7. April 2025

Die Entstehung sogenannter Blue Straggler, die jünger erscheinen als sie eigentlich sein dürften, fasziniert die Astronomie schon seit Jahren. Sie könnten das Resultat von Sternkollisionen sein, doch muss irgendetwas die durch die Kollision entstehende Rotation effizient abbremsen. Neue Computersimulationen zeigen nun die besondere Bedeutung von Magnetfeldern.

Simulation

Zunahme der Dichte (obere Reihe) und der Magnetfeldstärke (untere Reihe) als Funktion der Zeit bei der Kollision zweier Sterne mit 0,7 und 0,6 Sonnenmassen. Nach dem ersten Kontakt bei t = 0 h (nicht gezeigt) passieren die beiden Sterne einander (t = 5 h) und werden auseinandergerissen (t = 12 h). Aufgrund von Instabilitäten und Kompression beginnen die Magnetfelder zu wachsen. Bild: MPA [Großansicht]

Sternhaufen enthalten Hunderttausende von Sternen, die etwa zur gleichen Zeit und aus der gleichen Molekülwolke entstanden sind. Sie bieten der Astronomie daher ein hervorragendes Labor, um zu untersuchen, wie sich Sterne ähnlichen Alters, ähnlicher Zusammensetzung und ähnlicher Masse im Laufe der Zeit entwickeln. Eine besondere Untergruppe, die sogenannten Blue Stragglers (also "blaue Nachzügler"), stellt jedoch eine Herausforderung dar: Sie erscheinen blauer und heller als die anderen Mitglieder des Sternhaufens und damit jünger. Warum altern sie nicht wie typische Sternhaufensterne?

Die Antwort könnte sein, dass sie tatsächlich später als die anderen Sterne durch Kollisionen entstanden sind und dadurch an Masse gewonnen haben. Dies wurde schon länger vermutet, da sich Blue Straggler oft verstärkt in den dichtbesiedelten Zentralbereichen von Kugelsternhaufen finden, wo Kollisionen wahrscheinlicher sind als in den Außenbereichen. Mit der Erklärung gibt es allerdings ein Problem: Da die meisten Kollisionen zwischen zwei massearmen Sternen nicht genau frontal, sondern versetzt stattfinden, würde der entstehende massereiche Stern schnell rotieren. Dabei verliert er den größten Teil seiner Masse, während sich die Rotation bis zu einem stabilen Zustand verlangsamt - es sei denn, die Verlangsamung ist effizient.

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Obwohl viele der vorgeschlagenen Bremsmechanismen Magnetfelder voraussetzen, war mehr als zwei Jahrzehnte lang unklar, ob solche Magnetfelder tatsächlich existieren und ob sie stark genug sind, um eine entscheidende Rolle zu spielen. Ein Team des Max-Planck-Instituts für Astrophysik (MPA) hat nun ausgeklügelte 3D-Magnetohydrodynamik-Simulationen mit beweglichen Gittern von Kollisionen zwischen massearmen Hauptreihensternen durchgeführt und gezeigt, dass die Magnetfeldenergie bei diesen Kollisionen um den Faktor 10 Milliarden verstärkt wird. Im Kern des neu entstandenen Sterns kann das Magnetfeld bis zu 100 Millionen Gauß erreichen - zum Vergleich: das Magnetfeld in Sonnenflecken erreicht bis zu 5000 Gauß.

"Unsere Simulationen haben gezeigt, dass das Magnetfeld bei Stern-Kollisionen verstärkt werden kann, was ein vielversprechendes Anzeichen für einen effektiven Mechanismus zur Abbremsung der Rotation ist", sagt Taeho Ryu, Postdoktorand am MPA und Leiter der Studie. "Diese Verstärkung ist unabhängig von den Kollisionsparametern und könnte daher bei jeder Kollision zweier Sterne in einem Sternhaufen auftreten." Die Simulationen zeigen auch eine abgeflachte, rotierende Gasstruktur um die Kollision, was auf die Bildung einer Scheibe hindeuten könnte. Magnetisches Bremsen und ein Effekt namens "Disk-Locking" könnten die Abbremsung weiter unterstützen.

"Unser nächster Schritt wird sein, die langfristige Entwicklung nach der Kollision genau zu beobachten, um zu sehen, wie sich diese Sterne über Millionen oder Milliarden von Jahren entwickeln und ob sie wirklich zu den blauen Nachzüglern werden, die wir beobachten", fügt Ryu hinzu.

 Über ihre Studie berichtet das Team in einem Fachartikel, der in der Zeitschrift The Astrophysical Journal Letters erschienen ist.

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siehe auch
Kugelsternhaufen: Blue Straggler verraten dynamisches Alter - 19. Dezember 2012
Hubble: Kosmische Verjüngungskur für alte Sterne - 23. Dezember 2009
Kugelsternhaufen: Blue Straggler und die Massensegregation - 25. Oktober 2006
Links im WWW

Ryu, T. et al. (2025): Magnetic Field Amplification during Stellar Collisions between Low-mass Stars, ApJL, 980, L38
Max-Planck-Institut für Astrophysik
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