Astronautentraining mit VR-Brille erfolgreich getestet
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der TU Berlin astronews.com
12. März 2025
Forschende der Universität Würzburg haben ein Headset
entwickelt, mit dem Astronautinnen und Astronauten verschiedene Einsätze
trainieren können. Doch wie schlägt sich dieses Headset im realen Training? Das
wurde nun im Europäischen Astronautenzentrum in Köln ausprobiert. Sowohl die
Tester als auch das Würzburger Team waren mit dem Ergebnis sehr zufrieden.

Das neue Würzburger System im Praxistest:
Ausgestattet mit einem VR-Headset begeben sich zwei
Testpersonen immersiv auf einen Außenbordeinsatz ins All.
Bild: Sven Jörissen [Großansicht] |
Sei es für Reparaturen, den Austausch von Sensoren oder die Montage neuer
Ausrüstung: Außenbordeinsätze an Weltraumstationen verlangen ein umfassendes
Training der Besatzung. Geübt wird, um die Schwerelosigkeit des Weltalls zu
simulieren, häufig in riesigen Wassertanks. Darin eingelassen sind Nachbauten
von Shuttles und Raumstationen in Originalgröße. Das Problem: Solche Tanks sind
äußerst kostspielig und existieren deshalb weltweit nur an wenigen Standorten.
Ein Team von Forschenden der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) hat
nun eine flexible und kostengünstige Alternative entwickelt (astronews.com
berichtete): Dabei kommt ein wasserdichtes Virtual-Reality-Headset zum
Einsatz, das das Training in jedem herkömmlichen Schwimmbad ermöglicht.
Entwickelt wurde es am Lehrstuhl für Informatik XVII (Robotik) unter der Leitung
von Andreas Nüchter und am Lehrstuhl für Informatik IX (Human Computer
Interaction) unter der Leitung von Marc Latoschik.
Zur Einordnung: Virtual Reality (VR) ist eine Technologie, die es ermöglicht,
durch ein Headset (meiste eine Brille) in eine computergenerierte, immersive
Umgebung einzutauchen. Im Wasser befinden sich statt aufwändiger
Shuttle-Nachbauten nur noch simple Kunststoffblöcke, die von der VR-Brille
erfasst und in der virtuellen Realität als Bauteile einer Raumstation
dargestellt werden. Seit der ersten Entwicklung des Headsets im Januar 2024
haben die Forschenden bedeutende Fortschritte in der Tracking-Technologie
gemacht – so konnten sie die Stabilität und die Reaktionszeit des Systems weiter
verbessern. "Das ist entscheidend, um ein nahtloses und immersives
Trainingserlebnis zu gewährleisten, insbesondere bei längeren Trainings", weiß
Entwickler Nüchter. "Ein schnelleres und stabileres System minimiert bei der
Nutzung auch Unannehmlichkeiten wie Reisekrankheit."
Nach der erstmaligen Präsentation des Systems auf der AR/VR-Konferenz der
Europäischen Weltraumorganisation (ESA) im Dezember 2023 reiste das Würzburger
Forschungsteam nun zum Europäischen Astronautenzentrum in Köln. Dort wurde das
neue System in den Wassertanks der Neutral Buoyancy Facility jetzt auf
Herz und Nieren überprüft. Zunächst absolvierten die Testerinnen und Tester ein
festgelegtes Verfahren, bei dem sie strukturierte Aufgaben zur Orientierung und
Navigation in der virtuellen Umgebung erfüllten. Anschließend konnten sie sich
frei und ungehindert bewegen.
Das Ergebnis: Die Testerinnen und Tester fanden sich mit dem neuen System gut
zurecht. ESA-Astronaut Matthias Maurer stellte fest, dass die Simulation der
Schwerelosigkeit mit dem Unterwasser-VR-Headset der auf der ISS sehr ähnlich
ist. "Wir sind mit diesem Feedback sehr zufrieden", so Nüchter. "Sie markieren
einen wichtigen Schritt, um Unterwasser-VR als effektives Werkzeug für das
Astronautentraining zu etablieren und die Vorbereitung auf künftige
Raumfahrtmissionen zu unterstützen."
Nach dem erfolgreichen Nachweis der Machbarkeit und der Akzeptanz einer
Unterwasser-VR-Lösung soll das Projekt in die nächste Entwicklungsphase gehen.
Geplant ist, auf eine sogenannte "Inside-Out-Tracking-Technologie" umzustellen,
bei der die Kameras direkt im Headset integriert sind. Diese Weiterentwicklung
ermöglicht eine präzisere Erfassung der Bewegungen und erlaubt zudem das
Tracking der Hände. Dadurch können Astronautinnen und Astronauten noch
realistischer verschiedene Arbeitsabläufe im virtuellen Raum trainieren.
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