Auf Außenbordeinsätze müssen sich Astronautinnen und
Astronauten gründlich vorbereiten: Das geschieht in der Regel in gewaltigen
Schwimmbecken, in denen sich Nachbauten der Raumstation befinden. Nun haben
Forschende der Uni Würzburg eine Virtual-Reality-(VR-)Anwendung entwickelt, die
das Training verschiedener Einsatzszenarien unter Wasser erlaubt.
Nirgends lässt sich die Schwerelosigkeit des Weltraums so gut simulieren
wie im Wasser – Trainings in großen Schwimmhallen gehören deshalb für
angehende Astronautinnen und Astronauten zur Tagesordnung. Immer und immer
wieder üben Sie Reparaturen, den Austausch von Sensoren und andere Einsätze
in riesigen, aufwändig präparierten Wasserbecken. Darin befinden sich
derzeit noch häufig Nachbauten von Raumstationen, Shuttles und Kapseln, an
denen geübt werden kann.
Ein Team von Forschenden der Julius-Maximilians-Universität (JMU) hat
jetzt jedoch eine Virtual-Reality-(VR-)-Anwendung entwickelt, die das
Weltraumtraining flexibler und ressourcenschonender machen könnte. Beteiligt
waren der Lehrstuhl für Informatik XVII (Robotik) unter Leitung von Andreas
Nüchter sowie der Lehrstuhl für Informatik IX (Human Computer Interaction)
unter Leitung von Marc Latoschik.
"Wir glauben, dass wir den Bedarf an riesigen Schwimmbädern für das
Astronautentraining durch eine innovative VR-Anwendung verringern können",
erklärt Nüchter. "Durch die Simulation von Weltraumausrüstung in der
virtuellen Realität machen wir große Schwimmbecken und aufwändige Nachbauten
überflüssig." Dazu hat das Würzburger Team in einer von der europäischen
Weltraumorganisation ESA geförderten Studie eine Taucherbrille mit einem
VR-Headset kombiniert und eine realitätsnahe Weltraumumgebung simuliert.
Mithilfe des Headsets tauchen Astronauten und Astronautinnen in einen
virtuellen Raum ein. Vor sich sehen sie ein digitales Abbild der
Raumstation. Tracking-Systeme unter Wasser ermöglichen ihnen eine genaue
Positionierung und Orientierung im Raum, sodass sie sich entlang der
virtuellen Station bewegen und ihre Perspektive ändern können.
Das Headset wasserdicht zu machen, war die größte Herausforderung der
Würzburger Forschenden. "Mit 3D-Druckern lassen sich zwar fast beliebige
Formen drucken, aber die Druckergebnisse müssen wasserdicht sein", so
Nüchter. "Auch die Verbindung zu den von der ESA vorgegebenen Masken mit
unterschiedlichen Materialien herzustellen, war schwierig. Zudem haben wir
unser Tracking weiterentwickelt, sodass die Brechung der Kamerastrahlen im
Wasser korrekt berücksichtig wird." Nachdem das System im Dezember auf der
AR/VR-Konferenz der ESA vorgestellt wurde, steht im Mai ein erster Test im
ESA-Astronautenzentrum in Köln an. Ein nächster Entwicklungsschritt, den
sich das Würzburger Team vornimmt, ist das Tracking von Händen und
Werkzeugen.