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Kosmischer Tanz der Sterne enthüllt Struktur der Milchstraße
Redaktion
/ Pressemitteilung des Leibniz-Instituts für Astrophysik Potsdam astronews.com
27. Dezember 2024
Mit einem Blick auf den kosmischen Tanz der Sterne konnte
jetzt die komplizierte Struktur unserer Milchstraße entschlüsselt werden. Unter
der Annahme, dass jeder beobachtete Stern eine größere Population von Sternen
mit derselben Umlaufbahn repräsentiert, wurden die Eigenschaften dieser
verborgenen Sterne rekonstruiert und damit Lücken im Wissen über unsere
galaktische Scheibe gefüllt.
Das gesamte Sternlicht der Milchstraße von
der Seite aus gesehen, mit den Bahnen einiger
echter Sterne. Anhand der Umlaufbahnen der Sterne
können Forschende auf die Eigenschaften der
Milchstraße schließen, einschließlich der
entfernten Regionen, die von unserer Position in
der Mitte der Milchstraßenebene aus nicht direkt
beobachtet werden können.
Bild:
AIP / S. Khoperskov [Großansicht] |
Mit jedem neuen Beobachtungsprogramm und der Erweiterung der Anzahl an
beobachteten Sternen hat sich unser Verständnis der Milchstraße erheblich
weiterentwickelt. Von frühen Beobachtungen bis hin zu systematischen
Himmelsdurchmusterungen mit immer fortschrittlicheren weltraum- und
bodengestützten Teleskopen hat jeder Meilenstein neue Schichten der komplexen
Struktur und Dynamik unserer Galaxie enthüllt. Obwohl die Zahl der
Sternbeobachtungen weiter zunimmt, ist unser Blick auf die Milchstraße nach wie
vor stark beeinträchtigt und der Großteil der beobachtbaren Sterne ist auf die
Sonnenumgebung begrenzt. Der Grund dafür liegt in der Einschränkung unserer
Beobachtungsmöglichkeiten, die sich aus unserer Position in der zentralen Ebene
der Milchstraßenscheibe ergibt. Unser Standort begrenzt das Volumen der
potenziell beobachtbaren Sterne, je nachdem, wie hell sie erscheinen. Die
beobachtete Helligkeit der Sterne wird wiederum durch Staub und Gas
beeinträchtigt, welche ihr Licht blockieren oder abschwächen können, was als
interstellare Extinktion bezeichnet wird.
Forschende des Leibniz-Instituts für Astrophysik Potsdam (AIP) haben in
Zusammenarbeit mit der Universität Wien und dem Pariser Observatorium eine
innovative Methode entwickelt, um die Lücken in unserem Verständnis der Struktur
der Milchstraße zu schließen. Sie haben gezeigt, dass man sich nicht nur auf die
Beobachtungen einzelner Sterne stützen muss, sondern die Umlaufbahnen bekannter
Sterne nutzen kann, um die Struktur und Dynamik der Galaxie zu entschlüsseln. Da
sich die Sterne um das galaktische Zentrum bewegen, dienen sie als Hilfsmittel
zur Kartierung von Regionen, die außerhalb der direkten Reichweite unserer
Teleskope liegen, darunter auch die Gebiete auf der anderen Seite der
Milchstraße. Anhand eines Modells für die Verteilung der Masse in der
Milchstraße und der beobachteten Positionen und Geschwindigkeiten der Sterne
berechneten sie nicht nur die Umlaufbahnen der Sterne, sondern ermittelten
außerdem, wie viel Masse mit jeder Umlaufbahn verknüpft sein sollte.
Mithilfe einer neuartigen Technik, die auf eine große Anzahl von Sternen aus
der APOGEE-Durchmusterung, die Teil des Sloan Digital Sky Survey ist,
angewendet wurde, haben die Forschenden die stellare Kinematik in der gesamten
Milchstraße kartiert. Zum ersten Mal deckten sie die komplizierten Bewegungen
der Sterne in der Balkenregion im Zentrum auf, ohne dabei durch Unsicherheiten
bei der Entfernungsmessung der Sterne beeinträchtigt zu werden. Durch die
Rekonstruktion von Sternbahnen anhand echter Milchstraßensterne mit genau
bestimmten Parametern konnte das Team so die chemischen Häufigkeiten und die
Altersstruktur der Galaxie ermitteln. Dieser Ansatz überwindet die
Herausforderungen, die sich durch die dichten inneren Regionen der Milchstraße
und die interstellare Extinktion ergeben, und liefert ein umfassendes Bild der
Sternpopulationen, einschließlich der bisher unbeobachteten Regionen auf der
anderen Seite der Milchstraße.
"Wir können diesen Aspekt aus einer anderen Perspektive betrachten",
verdeutlicht AIP-Wissenschaftler Sergey Khoperskov. "Stellen Sie sich vor, dass
es für jeden Stern, den wir beobachten, eine große Anzahl von Sternen gibt, die
genau dieselbe Umlaufbahn haben, aber aus verschiedenen Gründen nicht von der
Untersuchung erfasst wurden. Wir rekonstruieren die Positionen,
Geschwindigkeiten und stellaren Parameter dieser nicht sichtbaren Sterne und
ergänzen so die fehlenden Teile der Galaxienstruktur."
Die neuen Daten deuten stark darauf hin, dass sich die Milchstraße in zwei
verschiedenen Phasen gebildet hat, was sich durch unterschiedliche Beziehungen
zwischen Alter und der Häufigkeit chemischer Elemente in den Sternen bemerkbar
macht. Die innere Scheibe, die sich weit innerhalb des Sonnenradius befindet,
entstand demnach relativ schnell in den frühen Phasen der Entwicklung der
Galaxie. Vor etwa sechs bis sieben Milliarden Jahren begann sich die äußere
Scheibe zu bilden, wodurch sich die radiale Ausdehnung der Milchstraße schnell
vergrößerte und ihre heutige Struktur entstand.
Über ihre Methode und die Ergebnisse berichtet das Team in drei Fachartikeln,
die bei der Zeitschrift Astronomy & Astrophysics zur Veröffentlichung
eingereicht wurden.
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