Wie extrasolare Planeten ihre erste Atmosphäre verlieren
Redaktion
/ Pressemitteilung des Leibniz-Instituts für Astrophysik Potsdam astronews.com
9. Dezember 2024
Die Atmosphären von extrasolaren Planeten sind für die
Astronomie von besonderem Interesse, können sie doch etwas über die
Lebensfreundlichkeit der fernen Welten verraten. Exoplaneten dürften
ursprünglich eine dichte Wasserstoff-Helium-Atmosphäre aufweisen, die sie
verlieren, um dann eine neue Hülle auszubilden. Wie das genau funktioniert, will
das Projekt "Evaporator" in Potsdam erforschen.
Künstlerische Darstellung des Roten
Zwergsterns GJ 3470 und seines
Planeten GJ 3470b, der gerade große Teile seiner
Wasserstoffatmosphäre verliert (bläulich
dargestellt). Bild:
NASA, ESA und D. Player (STScI) [Großansicht] |
Die Ausmaße und chemische Zusammensetzung von Planetenatmosphären geben
Hinweise auf die Umstände der Planetenentstehung. Mithilfe photometrischer und
spektroskopischer Methoden erforscht der Forschungsbereich "Sterne, Sonne und
Exoplaneten" des Leibniz-Instituts für Astrophysik Potsdam unter Leitung von
Katja Poppenhäger die Atmosphären von Exoplaneten und die intensiven
Strahlungsbedingungen, denen diese ausgesetzt sind.
Exoplaneten beginnen ihr Dasein mit einer dichten Hülle aus Wasserstoff und
Helium. Diese ursprüngliche Atmosphäre wird jedoch oft durch vom Zentralstern
ausgelöste Verdampfungsprozesse zerstört, was wiederum zu einer Neubildung
führen und die Entwicklung von Leben ermöglichen kann. Für das Verständnis der
Verdampfung der ersten Atmosphären sind Transitbeobachtungen von Exoplaneten
anhand ihrer metastabilen Heliumlinien das beste Beobachtungsfenster. Das
Projekt "Evaporator" zielt darauf ab, die Mechanismen hinter diesem Verlust der
Atmosphäre besser zu verstehen.
Die Interpretation der dabei gewonnenen Daten ist jedoch extrem komplex, da
der Anteil des metastabilen Heliums in der Planetenatmosphäre von einem sehr
kleinen, aber unglaublich schwer zu beobachtenden Teil des extrem-ultravioletten
Spektrums des Zentralsterns kontrolliert wird. Um diese Lücke zu schließen, wird
das Team um Poppenhäger mit dem Projekt "Evaporator" ein Verfahren entwickeln,
mit dem der entscheidende Teil des stellaren Spektrums genau rekonstruiert
werden kann. "Die Projektförderung erlaubt uns, die Verdampfung von
Exoplanetenatmosphären präzise zu bestimmen und ihre Rolle für die Entwicklung
potenziell lebensfreundlicher Planeten fundiert nachzuvollziehen", sagt
Poppenhäger. "Mit 'Evaporator' schlagen wir ein völlig neues Kapitel der
Exoplanetenforschung auf."
Der Europäische Forschungsrat finanziert herausragende Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler aller Nationalitäten und Altersgruppen, die Projekte in
Europa durchführen. Der "Consolidator Grant" geht an Forschende, die einer
vielversprechenden wissenschaftlichen Karriere entgegensehen. Aus über 2300
Anträgen hat der Europäische Forschungsrat in der aktuellen Ausschreibungsrunde
der ERC Consolidator Grants 328 exzellente Projekte ausgewählt. "Evaporator"
wird über die kommenden fünf Jahre mit einer Fördersumme von zwei Millionen Euro
unterstützt.
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Ferne
Welten - die astronews.com Berichterstattung über die Suche nach
extrasolaren Planeten |
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