Der 3D-Druck ist längst weit mehr als eine Spielerei und
findet auch in der Raumfahrt immer mehr Anwendung: Im Rahmen eines von der ESA
geförderten Projekts wurde nun erstmals ein Heißgastest eines 3D-gedruckten
Aerospike-Triebwerks mit einer nachhaltigeren Treibstoffkombination aus
hochkonzentriertem Wasserstoffperoxid und Kerosin erfolgreich durchgeführt.
Der Arbeitsgruppe "Raumtransportsysteme" an der Professur für
Raumfahrtsysteme der Technischen Universität Dresden ist ein Durchbruch in
der Raumfahrttechnik gelungen: Im Rahmen des von der europäischen
Weltraumorganisation ESA geförderten Projekts ASPIRER führten die
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler den weltweit ersten Heißgastest
eines 3D-gedruckten Aerospike-Triebwerks mit einer nachhaltigeren
Treibstoffkombination aus hochkonzentriertem Wasserstoffperoxid und Kerosin
erfolgreich durch. Das Projekt wird in Kooperation mit dem
Fraunhofer-Institut für Werkstoff- und Strahltechnik IWS, der ArianeGroup
und dem Warschauer Institute of Aviation umgesetzt.
Aerospike-Triebwerke sparen im Vergleich zu klassischen
Raketentriebwerken mit Glockendüsen deutlich Treibstoff und punkten durch
ihre hohe Effizienz. Sie sind jedoch auch komplexer und schwieriger
beherrschbar. Während der Testkampagne lief das Triebwerk sowohl im Mono-Propellant-Modus
mit nur einem Treibstoff als auch im Bi-Propellant-Modus mit beiden
Treibstoffen. Im Mono-Propellant-Modus wird das Wasserstoffperoxid durch
einen integrierten chemischen Katalysator unter hohen Temperaturen zersetzt.
Als Endprodukte verbleiben lediglich Wasserdampf und Sauerstoff, wodurch der
Treibstoff eine umweltfreundlichere Alternative zu herkömmlichen
Antriebsstoffen darstellt.
Im Bi-Propellant-Modus wird zudem Kerosin eingespritzt, wodurch sich das
Gemisch ohne zusätzliche mechanische Komponenten selbst entzündet. Das
Triebwerk ist für einen operativen Betriebsdruck von 20 bar ausgelegt und
liefert bei Volllast sechs Kilonewton Schub. Ein Kilonewton entspricht in
etwa der Gewichtskraft einer Masse von 100 Kilogramm. Die Herausforderungen
bei Aerospike-Triebwerken liegen vor allem in der Kühlung. Erst durch den
Einsatz der additiven Fertigung in Form von modernen 3D-Druckverfahren wie
der Laser Powder Bed Fusion (LPBF), können diese Triebwerke sinnvoll
konstruiert und hergestellt werden.
Zudem testeten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erfolgreich
eine neu entwickelte, hitzebeständige Keramikbeschichtung für die
Brennkammerelemente. Dank ihrer leichten und kompakten Bauweise eignen sich
Aerospike-Triebwerke für verschiedene Missionsszenarien, wie etwa für
Trägerraketen, Expeditionen zum Mars und Saturnmond Titan oder
Mondlandefähren. Insbesondere im letztgenannten Anwendungsszenario könnten
Aerospike-Triebwerke eine nachhaltigere Alternative zu herkömmlichen,
hydrazinbasierten Antrieben darstellen, deren Einsatz aufgrund
gesundheitlicher und ökologischer Risiken kritisch betrachtet wird.
Die besondere Form der Triebwerke ermöglicht zudem größere
Gestaltungsfreiheit, so dass Mondlandefähren flacher gebaut werden können.
Dies vereinfacht das Be- und Entladen durch Astronautinnen und Astronauten
sowie das Entsenden von Rovern. Das Institut für Luft- und Raumfahrttechnik
untersucht darüber hinaus die Eignung alternativer Verfahren zur
Triebwerkssteuerung und deren Vorteile gegenüber konventionellen Systemen.
Langfristig sollen so der geringe technologische Reifegrad und die damit
verbundenen Unsicherheiten bei Aerospike-Triebwerken überwunden werden.