Neuer Blick auf die Atmosphären von Exoplaneten dank KI
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung des Exzellenzclusters ORIGINS astronews.com
11. September 2024
Bei der Analyse von Exoplaneten-Atmosphären ist Forschenden
ein vielleicht wichtiger Durchbruch gelungen: Mithilfe physikalisch trainierter
neuronaler Netze konnte die komplexe Lichtstreuung in den Atmosphären von
Exoplaneten genauer als bisher möglich modelliert werden. Ein besonderes
Augenmerk galt dabei dem Einfluss von Wolken.
Künstlerische Darstellung eines Exoplaneten
vor seinem Zentralgestirn, erstellt von den
Autoren der Studie mit Unterstützung von DALL-E.
Bild:
Exzellenzcluster ORIGINS [Großansicht] |
Wenn weit entfernte Exoplaneten vor ihrem Zentralstern vorbeiziehen,
blockieren sie einen kleinen Teil des Sternlichts, während ein noch kleinerer
Teil durch die Planetenatmosphäre dringt. Diese Wechselwirkung führt zu
Variationen im Lichtspektrum, die die Eigenschaften der Atmosphäre wie chemische
Zusammensetzung, Temperatur und Wolkenbedeckung widerspiegeln. Um diese
gemessenen Spektren analysieren zu können, benötigen die Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler jedoch Modelle, die in der Lage sind, Millionen
synthetischer Spektren in kurzer Zeit zu berechnen. Erst der anschließende
Vergleich der berechneten mit dem gemessenen Spektrum, gibt Aufschluss über die
Atmosphärenzusammensetzung des beobachteten Exoplaneten. Gerade mit den neuen
detaillierten Beobachtungen des James Webb Space Telescope (JWST)
werden ebenso detaillierte und komplexe Atmosphärenmodelle benötigt.
Ein zentraler Aspekt der Exoplanetenforschung ist die Lichtstreuung in der
Atmosphäre, insbesondere an Wolken. Bisherige Modelle konnten diese Streuung nur
unzureichend erfassen, was zu Ungenauigkeiten in der Spektralanalyse führte.
Physikalisch trainierte neuronale Netze bieten hier einen entscheidenden
Vorteil, da sie in der Lage sind, komplexe Gleichungen effizient zu lösen. In
der jetzt veröffentlichten Studie haben die Forschenden zwei solcher Netze
trainiert. Das erste Modell, das ohne Berücksichtigung der Lichtstreuung
entwickelt wurde, zeigte eine beeindruckende Genauigkeit mit relativen Fehlern
von meist unter einem Prozent. Das zweite Modell integrierte Näherungen für die
sogenannte Rayleigh-Streuung – derselbe Effekt, der auf der Erde den Himmel blau
erscheinen lässt. Obwohl diese Näherungen noch verbessert werden müssen, war das
neuronale Netz in der Lage, die komplexe Gleichung zu lösen, was einen wichtigen
Fortschritt darstellt.
Möglich wurden diese neuen Erkenntnisse durch eine einzigartige
interdisziplinäre Zusammenarbeit von Physikerinnen und Physikern des
Exzellenzclusters ORIGINS, der Ludwig-Maximilians-Universität München, des
Max-Planck-Instituts für extraterrestrische Physik und des ORIGINS Data Science
Lab, das auf die Entwicklung neuer KI-basierter Methoden in der Physik
spezialisiert ist. "Diese Synergie bringt nicht nur die Exoplanetenforschung
voran, sondern eröffnet auch neue Horizonte für die Entwicklung von KI-basierten
Methoden in der Physik", erklärt David Dahlbüdding von der
Ludwig-Maximilians-Universität. "In Zukunft wollen wir unsere interdisziplinäre
Zusammenarbeit weiter ausbauen, um die Lichtstreuung an Wolken noch genauer zu
simulieren und damit das Potenzial neuronaler Netze auszuschöpfen."
Über die Ergebnisse berichtete das Team in einem Fachartikel, der in der
Zeitschrift Monthly Notices of the Royal Astronomical Society erschienen ist.
|
Ferne
Welten - die astronews.com Berichterstattung über die Suche nach
extrasolaren Planeten |
|