Der Erdbeobachtungssatellit Arctic Weather Satellite (AWS) ist
am 16. August 2024 mit einer Falcon-9-Rakete von der Vandenberg Space
Force Base in Kalifornien gestartet. Der Erstkontakt zum Satelliten
erfolgte rund sechs Stunden nach dem Start, um 03:06 Uhr MEZ am Sonnabend.
Der Kleinsatellit mit nur 150 Kilogramm Gesamtmasse startet damit seinen
einjährigen Betrieb. Mit einem passiven Mikrowellenradiometer misst er
Temperatur- und Feuchteprofile der Arktis, einer Region, in der es bislang
an Daten für genaue kurzfristige Wettervorhersagen fehlte. Die Daten von AWS
werden die kurz- und mittelfristige Wettervorhersage in den nördlichen
Polarregionen wesentlich verbessern.
Das arktische Wetter ist ein wesentlicher Einflussfaktor für das globale
Wetter, daher werden die Daten auch zu einer deutlichen Verbesserung der
globalen Wettervorhersage beitragen. In Deutschland und Europa besteht ein
großes Interesse an einer Nutzung der Daten, da eine verbesserte Vorhersage
in der Polregion auch zu einer deutlichen Verbesserung der Wettervorhersagen
auf dem europäischen Kontinent führt. Dies gilt insbesondere für ausgedehnte
Hitze- und Kälteperioden. AWS dient dabei als Demonstrator für die geplante
Satellitenkonstellation EPS Sterna. Sie soll von der europäischen
Weltraumorganisation ESA im Auftrag der Europäischen Organisation für die
Nutzung Meteorologischer Satelliten (EUMETSAT) gebaut werden.
EPS Sterna wird aus drei Generationen von sechs Kleinsatelliten
in drei Erdumlaufbahnen bestehen, die langfristig genaue Wetterdaten der
Polarregionen liefern werden. Die Konstellation wird eine wichtige Ergänzung
von Messdaten der bestehenden Satellitensysteme MetOp-SG von EUMETSAT und
JPSS der US-amerikanischen National Oceanic and Atmospheric
Administration (NOAA) sein. AWS ist dabei Demonstrator für die
Funktionsfähigkeit des Satelliten und seiner Instrumente sowie für den
Nutzen des kosten- und zeiteffizienten New-Space-Ansatzes.
Bei der Entwicklung von AWS wurden im Sinne des New-Space-Ansatzes
gänzlich neue Wege begangen, um kosteneffizient und mit hoher Zeitplantreue
zum Ergebnis zu kommen. Dazu wurden insbesondere die technischen
Anforderungen und die Prüfprozeduren wesentlich vereinfacht. Von der
Erteilung des Auftrags durch die ESA an den Hauptauftragnehmer OHB Schweden
bis zur Fertigstellung des Satelliten vergingen dadurch nur 36 Monate. Die
Kostentreue war dabei bemerkenswert hoch.
Dr. Walther Pelzer, DLR-Vorstand und Generaldirektor der Deutschen
Raumfahrtagentur im DLR, betont die Bedeutung für die deutsche Wirtschaft
und Forschungslandschaft: "Ich freue mich sehr, dass wir mit AWS Deutschland
als Raumfahrtstandort stärken können. Deutsche Forschungseinrichtungen und
mittelständische Raumfahrtunternehmen sind stark an der Entwicklung des
Satelliten beteiligt. Bei der geplanten Produktion von insgesamt 20
Satelliten im Rahmen des Programms EPS Sterna werden sich
langfristig zahlreiche Aufträge für den deutschen Mittelstand ergeben."
Deutschland ist über die Europäische Weltraumorganisation ESA mit ungefähr
18 Prozent an den Kosten für AWS beteiligt, die aus Mitteln des
Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) stammen.
Die geplante Konstellation EPS Sterna wird über EUMETSAT
betrieben und durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV)
finanziert werden. "Es ist der ESA gelungen, in kürzester Zeit ein
Proto-Flugmodell des AWS zu entwickeln, um dessen operationelle
Einsatzbereitschaft in Vorbereitung auf ein mögliches, zukünftiges
EUMETSAT-Programm zu demonstrieren. Hier zeigt sich wie mithilfe von
New-Space-Ansätzen erfolgreich und effizient Satelliten entwickelt und
gebaut werden können. Genau dieses Innovationsökosystem wollen wir mit
unserer Raumfahrtstrategie vorantreiben", sagt Dr. Anna Christmann,
Koordinatorin der Bundesregierung für die Deutsche Luft- und Raumfahrt.
Stefan Schnorr, Staatssekretär im Bundesministerium für Digitales und
Verkehr (BMDV), ergänzt: "Mit dem neuen Erdbeobachtungssatelliten erhalten
wir so detailreiche Einblicke wie niemals zuvor in die klimatischen
Entwicklungen in der Arktis – einer Region, die maßgeblich vom Klimawandel
betroffen ist. AWS steht für Spitzentechnologie, die Maßstäbe setzt. Der
neue Satellit wird dazu beitragen, die Wettervorhersagen in Deutschland und
Europa weiter zu verbessern."