Neuzugang für Europas Wettersatelliten-Flotte
Redaktion
/ Pressemitteilung der ESA astronews.com
2. Januar 2023
Mitte Dezember wurde die Flotte europäischer Wetterspäher im
All durch den ersten Satelliten einer neuen Generation von Wettersatelliten
erweitert. Meteosat Third Generation Imager soll die kurzfristige
Wettervorhersage in Europa grundlegend verändern. So wird es erstmals möglich
sein, einzelne Blitze zu erfassen - und dies bei Tag und bei Nacht.
Der Satellit Meteosat Third Generation
Imager-1 soll die Wettervorhersage
entscheidend verbessern helfen.
Bild:
ESA / Mlabspace [Großansicht] |
Im Rahmen der langjährigen Partnerschaft zwischen ESA und Eumetsat ist der
Meteosat Third Generation Imager-1 (MTG-I1) der erste Satellit einer
neuen Generation, der entscheidende Beobachtungen für die frühzeitige Erkennung
und Vorhersage von schnell aufziehenden schweren Stürmen, die Wettervorhersage
und die Klimaüberwachung liefert. Diese dritte Generation von Wettersatelliten
garantiert nicht nur die Kontinuität der Daten für die Wettervorhersage aus der
geostationären Umlaufbahn für die nächsten zwei Jahrzehnte, sie ermöglicht auch
eine erhebliche Verbesserung der aktuellen Funktionen des Imager und eine
Blitzdarstellung nahezu in Echtzeit – ein Novum für europäische
Wettersatelliten.
Paul Blythe, Leiter des Meteosat-Programms der ESA, erklärte: "Nach über
einem Jahrzehnt enger Zusammenarbeit und intensiver Anstrengung aller
Beteiligten ist es für mich ein ergreifendes Gefühl, den ersten MTG-I-Satelliten
in den Himmel aufsteigen zu sehen. Mein Dank gilt allen, die dies ermöglicht
haben, darunter unsere Freunde in den Industrieteams in ganz Europa unter der
Leitung von Thales Alenia Space France, mein ESA-Team, das mich die ganze Zeit
über unterstützt hat und von dem viele seit Beginn dieses Abenteuers dabei sind,
sowie Eumetsat, unsere Partner und letztendlich Eigentümer der MTG-Satelliten.
Zuletzt muss ein großes Dankeschön an Arianespace und an die Mitarbeiter:innen
des europäischen Weltraumbahnhofs in Französisch-Guayana ausgesprochen werden,
und zwar für eine einwandfreie Startkampagne, die in diesem wunderschönen Start
gipfelte."
Die Direktorin für Erdbeobachtungsprogramme der ESA, Simonetta Cheli, sagte:
"Ich bin sehr stolz auf den Beginn einer neuen Ära der Satellitenmeteorologie.
Ich möchte mich persönlich bei den beteiligten Teams bedanken, die ihre Zeit,
ihr Talent und ihre Hartnäckigkeit für diesen Erfolg eingebracht haben. Ohne
euch wären wir nicht hier. MTG wurde dank des Fachwissens von ESA, Eumetsat und
einer äußerst wettbewerbsfähigen europäischen Raumfahrtindustrie entwickelt.
Dank des innovativen Designs des Satelliten und seines neuartigen 'Blitzfängers'
wird MTG die europäische Wettervorhersage in Richtung Zukunft führen. Ich freue
mich sehr auf die nächsten Jahrzehnte in Zusammenarbeit mit unseren europäischen
Partnern, insbesondere mit den ESA-Mitgliedstaaten, die am MTG-Programm
teilnehmen und mit ihrem Beitrag die weltweite Führungsposition Europas in der
Satellitenmeteorologie sicherstellen werden, sowie mit Eumetsat und allen
beteiligten Partnern. Unsere Zusammenarbeit verdeutlicht den wahrhaft globalen
Geist der Erdbeobachtung."
"Meteosat Third Generation ist eine europäische Erfolgsgeschichte. Ziel
dieser milliardenschweren Investition ist die Versorgung der Wetterdienste mit
erheblich mehr und präziseren Informationen, damit sie Leben, Eigentum und
Infrastruktur schützen können. Dieses System wird im wahrsten Sinne des Wortes
Leben retten", fügt Phil Evans, Generaldirektor von Eumetsat, hinzu.
MTG-I1 hob am 13. Dezember 2022 mit einer Ariane-5-Rakete vom
europäischen Weltraumbahnhof in Französisch-Guayana ab. Fünfunddreißig Minuten
nach dem Start trennte sich MTG-I1 in einer Höhe von 250 km von der Ariane 5
und begann mit der automatischen Sequenz nach der Abtrennung. Dazu gehörten
das Ausfahren der Solarzellen und die Ausrichtung auf die Sonne, um die
Sicherheit des Satelliten zu gewährleisten. Bei den ersten Umläufen um die Erde
schaltete das Team den Satelliten ein, um seine Solarzellen zu öffnen, und
drehte sie in Richtung Sonne. Anschließend brachte das Team den Satelliten durch
eine Reihe von Zündungen des Haupttriebwerks im Apogäum von der anfänglichen
stark elliptischen geostationären Transferumlaufbahn auf eine kreisförmige
geostationäre Umlaufbahn bringen. Diese Phase dauerte etwa fünf Tage, bevor der
Satellit in der Nähe seines endgültigen Einsatzortes auf dem nullten Längengrad
direkt über der Elfenbeinküste positioniert wurde. MTG-I1 und seine beiden
Begleiter – die Telekommunikationssatelliten Galaxy 35 und Galaxy
36 von Intelsat – hatten eine Gesamtnutzlast von nahezu elf Tonnen,
einschließlich des entsprechenden Adapters, der sie für den Flug ins All
zusammensetzte. Das ist fast der Massenrekord für einen Ariane-5-Start in die
geostationäre Transferumlaufbahn.
MTG-I1 ist der erste von sechs Satelliten, die das gesamte MTG-System bilden,
das in den nächsten 20 Jahren wichtige Daten für die kurzfristige und
frühzeitige Erkennung möglicher extremer Wetterereignisse liefern wird. Die
Mission besteht im Vollbetrieb aus zwei MTG-I-Satelliten und einem
MTG-Sondierungssatelliten (MTG-S), die im Tandem arbeiten. Die MTG-I-Satelliten
sind mit zwei vollkommen neuen Instrumenten ausgerüstet, einem Flexible
Combined Imager und Europas erstem Lightning Imager, um
hochwertige Daten für eine bessere kurzfristige Wettervorhersage zu liefern. Der
innovative Lightning Imager kann einzelne Blitze am Himmel erfassen,
egal ob bei Tag oder bei Nacht.
Dies ist das erste Mal, dass ein geostationärer Wettersatellit Blitze über
Europa, Afrika und den umliegenden Gewässern aufspüren kann. Er wird mehr als 80
Prozent der Erdscheibe fortlaufend auf Blitzentladungen überwachen, die entweder
zwischen Wolken oder zwischen Wolken und dem Boden auftreten. Der Flexible
Combined Imager nutzt zwei Scandienste, um ein Bild von sich schnell
entwickelnden Ereignissen zu erstellen. Der Imager scannt mit seinem
Full Disc Scanning Service die gesamte Erdscheibe in nur zehn Minuten.
Mithilfe des Rapid Scanning Service wird der Imager Europa und
Nordafrika alle 2,5 Minuten scannen. Die über 16 verschiedene Spektralbänder
gewonnenen Daten liefern präzise Informationen über alle Aspekte, von Wolken
über Wasserdampf und Ozeane bis hin zu lokalen Bränden.
Mithilfe der Bilder können extreme Wetterereignisse früher vorhergesagt, die
Vorhersagen verbessert und wichtige meteorologische Systeme und die Erkennung
von Umweltereignissen verbessert werden. Die MTG-I-Satelliten tragen auch zwei
kleinere Nutzlasten für die Datenerfassung von entfernten wissenschaftlichen
Funkbaken und für die Suche und Rettung durch das Aufspüren von Notfunkbaken.
Mit diesen neuartigen Instrumenten können schwere Stürme bereits im Frühstadium
erkannt werden, was für eine rechtzeitige Warnung von entscheidender Bedeutung
sein wird.
Die MTG-Mission ist eine Kooperation zwischen Eumetsat und der ESA. Die ESA
ist für die Entwicklung und Beschaffung der sechs MTG-Satelliten zuständig.
Eumetsat definiert die Systemanforderungen, entwickelt die Bodensysteme,
beschafft die Startdienste, betreibt die Satelliten und stellt die Daten für die
Benutzerinnen und Benutzer bereit. Die MTG-Satelliten werden von einem
umfassenden Konsortium europäischer Unternehmen gebaut, das von Thales Alenia
Space in Zusammenarbeit mit OHB geleitet wird. Der innovative Lightning Imager
wird von Leonardo in Italien entwickelt. Telespazio versorgt Eumetsat mit
Startdiensten und Dienstleistungen in der Umlaufbahn.
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