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Direkt nachweisbar mithilfe von Quantensensoren?
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der TU Darmstadt astronews.com
11. März 2024
Die Natur der Materie eines Großteils des Universums ist
der Physik unbekannt - sie beobachten nur ihre Wirkung auf die sichtbare Materie,
ohne zu wissen, um was es sich dabei eigentlich handelt. Bisher hat sich diese
Dunkle Materie nämlich jedem direkten Nachweis entzogen. Das könnte sich nun, dank neuer
Quantensensoren, ändern, hofft ein Forschungsteam aus Darmstadt und Ulm.
Auch mit modernen Detektoren sehen wir nur einen geringen
Teil der Masse des Universums.
Bild: NASA, ESA, G. Illingworth, D. Magee und
P. Oesch (University of California, Santa Cruz),
R. Bouwens (Leiden University) und das
HUDF09-Team [Großansicht] |
Mit Sensoren, die dank der Regeln der Quantenphysik extrem empfindlich
sind, wollen Physiker die wohl geheimnisvollste Substanz im Universum aufspüren:
die Dunkle Materie. Sie macht etwa 80 Prozent der Materie im All aus. Die
sichtbare Materie, aus der die Erde, Planeten, Sonne und Galaxien bestehen,
macht also nur einen kleinen Teil des Universums aus. Physiker vermuten, dass
Dunkle Materie aus einer unbekannten Art von Teilchen besteht. Die
Dunkle-Materie-Teilchen wären zwar überall vorhanden, aber äußerst schwer zu
detektieren, da sie nur sehr schwach mit normaler Materie, also Atomen oder
Elektronen wechselwirken.
In bisherigen Beobachtungen macht sie sich nur
indirekt durch ihre Schwerkraft, die weitaus schwächste der vier Grundkräfte der
Physik, bemerkbar. Bisherige Detektoren konnten noch keine Dunkle Materie direkt
nachweisen. Physiker der Technischen Universität Darmstadt haben nun maßgebliche
Beiträge zum Design von neuen Quantensensoren geleistet, die Dunkle Materie mithilfe hochpräziser Messungen detektieren sollen.
"Wir stellen uns die Frage, wie
man den perfekten Sensor für Dunkle Materie baut", sagt Daniel Derr aus der
Arbeitsgruppe "Theoretische Quantenoptik" der Technischen Universität Darmstadt.
Doch was ist eigentlich ein solcher
Quantensensor? Eines der erstaunlichsten Phänomene der Quantenphysik ist das
wellenartige Verhalten von Materie. Atome oder Elektronen stellen wir uns als
winzige Teilchen vor. Aber sie können auch Wellenphänomene zeigen. Elektronen
etwa, die man durch einen Spalt sendet, bilden dahinter ähnliche Streifenmuster
wie es Lichtwellen tun. Auch größere Materieobjekte können diese
"Interferenzstreifen" bilden. Dazu gehören etwa Wolken aus Zehntausenden von
Atomen, die sich zu einer Art Superatom verbinden. Da das Superatom relativ
schwer ist, hat es eine sehr kurze Materiewellenlänge. Das bedeutet, dass die
Interferenzstreifen solcher Superatome sehr empfindlich auf Kräfte und
Beschleunigungen reagieren. Schon die relativ schwache Gravitation kann das
Muster der Streifen verändern. Dieser Effekt ermöglicht hochempfindliche
Gravitationssensoren, die zur Navigation oder zum Aufspüren von Bodenschätzen
genutzt werden können. Neben der Schwerkraft könnten solche Interferometer auch
eine mögliche Wechselwirkung mit Dunkler Materie nachweisen.
Die Physiker
diskutieren mehrere Modelle der Dunklen Materie. "Ein vielversprechender
Kandidat, die sogenannte ultraleichte Dunkle Materie, würde mit den Elektronen
und den Quarks in den Atomkernen wechselwirken", erklärt Derr. Damit würde diese
rätselhafte Materieform die Energiestruktur des Superatoms beeinflussen und sich
indirekt auf das Interferenzmuster auswirken. Diese Signatur der Dunklen Materie
zu isolieren, ist jedoch eine große Herausforderung. Physiker wollen dazu die
Interferenzstreifen zweier Superatome vergleichen. Diese müssen räumlich und
zeitlich möglichst weit voneinander entfernt erzeugt und zudem mit demselben
Laser manipuliert werden. "So kann man lokale Unterschiede in der Dunklen
Materie sehen und das Rauschen unterdrücken", erklärt Derr.
Geplant sind
Quantendetektoren mit einer Länge von etwa 100 Metern. "Perspektivisch sollen
sie einmal bis zu einem Kilometer groß werden", sagt Professor Enno Giese, der
die Arbeitsgruppe leitet. "Unsere Ergebnisse
haben direkten Einfluss auf das Design von Quantendetektoren für ultraleichte
Dunkle Materie", sagt Giese. So gibt es vielversprechende Ansätze, wie man den
verfügbaren Platz in den Detektoren am besten ausnutzt oder wie man das Atom am
geschicktesten manipuliert. Auch die Standortwahl könnten die Darmstädter
Ergebnisse beeinflussen. Das Team will sich nun an internationalen Konsortien
beteiligen, die solche Detektoren bauen. "In diesem Gebiet ist gerade viel
Schwung", sagt Derr. Vielleicht wird gerade der Grundstein für eine
bahnbrechende Entdeckung gelegt.
Über ihre Ergebnisse berichten die Wissenschaftler in drei Fachartikeln, die in
AVS Quantum Science erschienen sind.
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Bott, A., Di Pumpo, F. &
Giese, E. (2023): Atomic diffraction from single-photon transitions
in gravity and Standard-Model extensions, AVS Quantum Sci., 5,
044402 Derr, D.
& Giese, E. (2023): Clock transitions versus Bragg diffraction in
atom-interferometric dark-matter detection, AVS Quantum Sci., 5,
044404 Di Pumpo,
F., Friedrich, A. & Giese, E. (2024): Optimal baseline exploitation
in vertical dark-matter detectors based on atom interferometry, AVS
Quantum Sci., 6, 014404
TU Darmstadt |
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