Magnetische Umgebung könnte günstig für Leben sein
Redaktion
/ Pressemitteilung des Leibniz-Instituts für Astrophysik Potsdam astronews.com
11. Januar 2024
Bisher ging die Wissenschaft davon aus, dass das Magnetfeld
von Sternen ihre eigene Rotation immer weiter verlangsamt. Neue Beobachtungen
von 51 Pegasi ergaben nun, dass dies offenbar nicht so ist. Die Daten deuten
darauf hin, dass insbesondere Sterne in mittlerem und höherem Alter die besten
Voraussetzungen für Leben bieten könnten.
Künstlerische Darstellung von 51 Pegasi und
seinem gemessenen Magnetfeld. Die entdeckte "schwache
magnetische Bremsung" von 51 Peg stellt eine relativ
plötzliche Veränderung dar, die eine stabilere magnetische
Umgebung verursacht. Die aktuelle Studie legt nahe, dass die
Sonne diesen Übergang bereits vollzogen hat, was die
Entwicklung von komplexerem Leben begünstigte.
Bild: AIP / J. Fohlmeister [Großansicht] |
Die Schweizer Astronomen Michael Mayor und Didier Queloz gaben 1995 die erste
Entdeckung eines Planeten außerhalb unseres Sonnensystems bekannt, der einen
fernen, sonnenähnlichen Stern mit der Bezeichnung 51 Pegasi umkreist. Seitdem
wurden über 5500 sogenannte Exoplaneten gefunden, die um andere Sterne in
unserer Galaxie kreisen. 2019 erhielten die beiden Wissenschaftler für ihre
Pionierarbeit gemeinsam den Nobelpreis für Physik. Jetzt hat ein internationales
Team neue Beobachtungen von 51 Pegasi veröffentlicht, die darauf hindeuten, dass
die derzeitige magnetische Umgebung um den Stern besonders günstig für die
Entwicklung von komplexem Leben sein könnte.
Sterne wie unsere Sonne entstehen mit hoher Eigenrotation, was ein starkes
Magnetfeld verursacht, das heftig ausbrechen und ihre Planetensysteme mit
geladenen Teilchen und schädlicher Strahlung bombardieren kann. Im Laufe von
Jahrmilliarden verlangsamt sich die Rotation des Sterns allmählich, wenn sein
Magnetfeld durch einen von seiner Oberfläche ausgehenden Wind schwächer wird –
ein Prozess, der als magnetische Bremsung bezeichnet wird. Die langsamere
Rotation erzeugt ein schwächeres Magnetfeld, und beide Eigenschaften nehmen
gemeinsam ab, wobei sie sich gegenseitig bedingen.
Bis vor kurzem ging die Astronomie davon aus, dass diese magnetische Bremsung
unbegrenzt anhält, aber neue Beobachtungen haben begonnen, diese Annahme infrage
zu stellen. "Wir müssen die Bücher dahingehend neu schreiben, wie sich Rotation
und Magnetismus in älteren Sternen wie der Sonne nach der Mitte ihrer Lebenszeit
verändern", sagt Teamleiter Travis Metcalfe, ein leitender Wissenschaftler der
White Dwarf Research Corporation in Golden im US-Bundesstaat Colorado.
"Unsere Ergebnisse haben wichtige Auswirkungen für Sterne mit Planetensystemen
und deren Aussichten auf die Entwicklung fortgeschrittener Zivilisationen."
Klaus Strassmeier, Direktor am Leibniz-Institut für Astrophysik in Potsdam (AIP)
und Mitautor der Studie fügt hinzu: "Das liegt daran, dass eine geschwächte
magnetische Bremsung stellare Winde drosselt und verheerende, eruptive
Ereignisse damit weniger wahrscheinlich macht."
Das Team aus den Vereinigten Staaten und Europa kombinierte Beobachtungen von
51 Pegasi vom Transiting Exoplanet Survey Satellite (TESS) der NASA mit
hochmodernen Messungen seines Magnetfeldes durch das Potsdam Echelle
Polarimetric and Spectroscopic Instrument (PEPSI) am Large Binocular
Telescope (LBT) in Arizona. Obwohl der Exoplanet, der 51 Pegasi umkreist,
von der Erde aus gesehen nicht vor seinem Mutterstern vorbeizieht, zeigt der
Stern selbst in den TESS-Beobachtungen subtile Helligkeitsschwankungen, die zur
Messung des Radius, der Masse und des Alters des Sterns verwendet werden können
– eine Technik, die als Asteroseismologie bekannt ist.
Unterdessen bewirkt das Magnetfeld des Sterns im Sternenlicht eine kleine
Polarisation, sodass PEPSI am LBT eine magnetische Karte der Sternoberfläche
erstellen kann, während sich der Stern dreht – eine Zeeman-Doppler-Bildgebung
genannte Technik. Mit diesen Messungen konnte das Team die aktuelle magnetische
Umgebung des Sterns bewerten. Frühere Beobachtungen des NASA-Weltraumteleskops
Kepler deuteten bereits darauf hin, dass die magnetische Abbremsung
jenseits des Sonnenalters deutlich schwächer werden könnte, wodurch die enge
Beziehung zwischen Rotation und Magnetismus bei älteren Sternen aufgehoben
würde.
Die Beweise für diese Veränderung waren jedoch indirekt und beruhten auf
Messungen der Rotationsrate von Sternen mit einer großen Altersspanne. Es war
klar, dass die Rotation irgendwann in der Nähe des Alters der Sonne (4,5
Milliarden Jahre) aufhörte, sich zu verlangsamen und dass eine geschwächte
magnetische Bremsung in älteren Sternen dieses Verhalten reproduzieren könnte.
Allerdings können nur direkte Messungen des Magnetfelds eines Sterns die
zugrundeliegenden Ursachen ermitteln und die von Kepler beobachteten
Objekte waren zu schwach für LBT-Beobachtungen.
Die TESS-Mission begann 2018 mit der Sammlung von Messungen – ähnlich wie bei
Kepler, jedoch für die nächstgelegenen und hellsten Sterne am Himmel,
darunter 51 Pegasi. In den letzten Jahren hat das Team begonnen, mit PEPSI am
LBT die Magnetfelder mehrerer TESS-Ziele zu messen und so nach und nach ein
neues Verständnis dafür zu entwickeln, wie sich der Magnetismus in Sternen wie
der Sonne verändert, wenn sie älter werden.
Die Beobachtungen ergaben, dass sich die magnetische Bremswirkung bei
Sternen, die etwas jünger als die Sonne sind, plötzlich ändert. Zu diesem
Zeitpunkt wird sie mehr als zehnmal schwächer und nimmt mit zunehmendem Alter
der Sterne weiter ab. Das Team führt diese Veränderungen auf eine unerwartete
Verschiebung der Stärke und Komplexität des Magnetfelds sowie den Einfluss
dieser Verschiebung auf den Sternwind zurück. Die neu gemessenen Eigenschaften
von 51 Pegasi zeigen, dass er – genau wie unsere eigene Sonne – diesen Übergang
zu einer geschwächten magnetischen Bremsung bereits durchlaufen hat.
"Es ist sehr erfreulich, dass das LBT und PEPSI eine neue Perspektive auf
dieses Planetensystem aufzeigen konnten, das eine so zentrale Rolle in der
Exoplanetenastronomie spielte", sagt Strassmeier, der auch leitender Forscher
des PEPSI-Spektrographen ist. "Diese Forschung ist ein wichtiger Schritt auf der
Suche nach Leben in unserer Galaxie". In unserem eigenen Sonnensystem fand der
Übergang des Lebens von den Ozeanen auf das Land vor mehreren hundert Millionen
Jahren statt und fiel mit dem Zeitpunkt zusammen, an dem die magnetische
Bremswirkung der Sonne nachließ.
Junge Sterne bombardieren ihre Planeten mit Strahlung und geladenen Teilchen,
die der Entwicklung von komplexem Leben entgegenstehen. Ältere Sterne scheinen
jedoch ein stabileres Umfeld zu bieten. Metcalfe zufolge deuten die Ergebnisse
des Teams darauf hin, dass die besten Orte für die Suche nach Leben außerhalb
unseres Sonnensystems auf Planeten um Sterne mittleren und höheren Alters liegen
könnten.
Über ihre Studie berichtet das Team in einem Fachartikel, der in der
Zeitschrift Astrophysical Journal Letters erscheinen ist.
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