Bergbau wird auf absehbare Zeit unverzichtbar bleiben, um
den Bedarf an Rohstoffen zu decken. Doch Bergbau kann auch zu erheblichen
Sicherheits- und Umweltrisiken führen. Im Rahmen des europäischen
Forschungsprojekts MOSMIN sollen nun unter anderem Copernicus-Satellitendaten
genutzt werden, um den Bergbau sicherer und effizienter zu machen.
Bergbau ist mit Risiken verbunden; doch aufgrund unseres Bedarfs an
Rohstoffen ist er unabdingbar. Bei der Bergbautätigkeit fallen Rückstände
aus Abbau und Aufbereitung an, die in Abraum- und Spülhalden gelagert
werden. Diese Materialien können Umwelt- und Sicherheitsrisiken bergen, wie
geotechnische Instabilitäten und Wasser- und Bodenverschmutzungen.
Überwachung und Risikoabschätzung der Halden sind wichtig, um Gefahren zu
erkennen und bestenfalls zu vermeiden. Bisher basieren Risikoabschätzungen
vorrangig auf stationär an der Erdoberfläche oder im Untergrund gewonnenen
Daten. Auf Erdbeobachtung basierende Techniken wie Satellitendaten werden
derzeit nicht in vollem Umfang genutzt, um bergbaubezogene Ablagerungen zu
überwachen.
Das Helmholtz-Institut Freiberg für Ressourcentechnologie (HIF) am
Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf mit seiner Expertise in Fernerkundung
und Maschinellem Lernen möchte diese Lücke gemeinsam mit elf internationalen
Partnern schließen. Im Rahmen des Projekts MOSMIN (die Abkürzung steht für "Multiscale
Observation Services for Mining-related Deposits") werden die
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vor allem Satellitendaten des
europäischen Copernicus-Erdbeobachtungsprogramms nutzen und mit
In-Situ-Daten kombinieren. Die Copernicus-Daten geben Aufschluss über
Bodenverformungen und die Oberflächenbeschaffenheit in großflächigem
Maßstab. "Wir kombinieren die Satellitendaten mit den Daten, die wir durch
Sensoren auf Drohnen oder am Boden gewonnen haben. Diese Daten werden
mithilfe von Verfahren des Maschinellen Lernens so aufbereitet, dass wir
Veränderungen erkennen und deren Ursache identifizieren können2, erläutert
Projektkoordinator Dr. Moritz Kirsch vom HIF.
In Zusammenarbeit mit internationalen Bergbauunternehmen werden die
fernerkundungsbasierten Überwachungsmethoden an mehreren Pilotstandorten in
Europa, in Südamerika und in Afrika entwickelt und erprobt. So können die
MOSMIN-Dienste unter unterschiedlichen Bedingungen getestet werden.
Neuartige, nicht-invasive geophysikalische Techniken wie die "Distributed
Acoustic Sensing"-Technologie, bei der Glasfaserkabel als Sensoren
eingesetzt werden, liefern Informationen über den Untergrund, um das
Ressourcenpotenzial und Risiken wie interne Verformungen und
Sickerströmungen zu ermitteln.
"Die integrativen MOSMIN-Dienste und -Instrumente werden die Effizienz
und Zuverlässigkeit der Überwachung verbessern, die Ressourcennutzung
maximieren und dazu beitragen, Umweltrisiken und die Auswirkungen des
Bergbaus zu mindern", zeigt sich HIF-Direktor Prof. Jens Gutzmer
zuversichtlich. Nach Abschluss des Projekts sollen die entwickelten Dienste
und Produkte einem breiten Spektrum von Anwendern zur Verfügung gestellt
sowie von drei kleinen und mittelständischen Unternehmen kommerzialisiert
werden. Dies ist integraler Bestandteil der Förderung durch die Agentur der
Europäischen Union für das Weltraumprogramm, die auf Technologietransfer
ausgerichtet ist. Die Agentur fördert das Projekt mit knapp drei Millionen
Euro.