Die dritte Generation der Meteosat-Satelliten überzeugt
mit erstem Bild
Redaktion
/ Pressemitteilung der ESA astronews.com
5. Mai 2023
Mit dem im Dezember gestarteten Meteosat Third
Generation Imager soll die kurzfristige Wettervorhersage in Europa
grundlegend verbessert werden. Nun lieferte der Satellit erste Bilder der Erde,
die die Verantwortlichen bei ESA und Eumetsat begeisterten: Auf den Aufnahmen
sind Details zu erkennen, die auf Bildern früherer Satelliten nicht zu sehen
waren.
Blick auf die Erde um 12:50 MEZ am 18. März
2023 mit dem Flexible Combined Imager von MTG-I1.
Bild: Eumetsat / ESA [Großansicht] |
Der am 13. Dezember 2022 mit einer Ariane-5-Rakete ins All geschossene
Meteosat Third Generation Imager-1 (MTG-I1) ist der erste einer neuen
Generation von Satelliten, die die Wettervorhersage in Europa grundlegend
verändern sollen. Voller Stolz veröffentlichen ESA und Eumetsat daher gestern
gemeinsam eine erste Aufnahme des neuen Satelliten: Das am 18. März 2023
aufgenommene Bild, welches vom Flexible Combined Imager des Satelliten
aufgezeichnet wurde, zeigt weite Teile Nord- und Westeuropas sowie Skandinaviens
in Wolken gehüllt, während der Himmel über Italien und dem westlichen Balkan
vergleichsweise wolkenfrei ist.
Die Direktorin für Erdbeobachtungsprogramme der ESA, Simonetta Cheli, sagte:
"Dieses Bild ist ein hervorragendes Beispiel dafür, was sich durch die
europäische Zusammenarbeit im Weltraum erreichen lässt. Die Detailgenauigkeit
der Bilder von MTG-I1, die von einer geostationären Umlaufbahn aus über Europa
und Afrika bislang nicht möglich war, wird uns ein besseres Verständnis unseres
Planeten und der Wettersysteme, die ihn ausmachen, vermitteln."
Die Instrumente an Bord der Meteosat-Wettersatelliten der dritten Generation
liefern Bilder mit einer weitaus höheren Auflösung und mit einer größeren
Häufigkeit als die Instrumente der Meteosat-Satelliten der zweiten Generation.
Auf dem Bild sind Details wie Wolkenwirbel über den Kanarischen Inseln, die
Schneedecke auf den Alpen und Sedimente im Wasser entlang der Küste Italiens zu
sehen. Diese Details sind auf den Bildern der Instrumente der aktuellen zweiten
Generation des Satelliten nicht so deutlich oder gar nicht zu erkennen.
Das neue Bild offenbart auch einen größeren Detailgrad bei den
Wolkenstrukturen in hohen Breitengraden. Dadurch können die Wettervorhersagen
die Entstehung von sich schnell entwickelnden Unwettern in dieser Region genauer
verfolgen. "Dieses bemerkenswerte Bild bestärkt uns in unserer Erwartung, dass
das MTG-System eine neue Ära bei der Vorhersage von Unwetterereignissen
einläuten wird", so Phil Evans, Generaldirektor von Eumetsat. "Es hört sich
vielleicht seltsam an, sich über einen bewölkten Tag in den meisten Teilen
Europas so zu freuen. Aber die Detailgenauigkeit der Wolken auf diesem Bild ist
für Meteorologinnen und Meteorologinnen außerordentlich wichtig. Durch die
zusätzliche Detailgenauigkeit der Bilder mit höherer Auflösung in Verbindung mit
der Tatsache, dass die Bilder häufiger erzeugt werden, können Unwetterereignisse
genauer und schneller erkannt und vorhergesagt werden."
"Die hohe Auflösung und die häufigen Wiederholungszyklen des Flexible
Combined Imager werden der Weltorganisation für Meteorologie bei der
Verbesserung der Vorhersage von Unwettern, der langfristigen Klimaüberwachung,
bei marinen Anwendungen und in der Agrarmeteorologie von großem Nutzen sein und
einen wichtigen Beitrag zur Initiative Early Warnings For All leisten,
insbesondere auf dem afrikanischen Kontinent", unterstreicht Natalia Donoho,
Leiterin der Abteilung Weltraumsysteme und -nutzung der Weltorganisation für
Meteorologie (WMO).
MTG-I1 durchläuft derzeit eine 12-monatige Inbetriebnahmephase, in der die
Instrumente, der Flexible Combined Imager und der Lightning Imager,
eingeschaltet und die von ihnen erzeugten Daten kalibriert werden. Die Daten des
Satelliten werden dann Ende 2023 an die meteorologischen Dienste in Europa und
an andere Länder übermittelt, um sie für die Wettervorhersage zu nutzen. Die
Infrastruktur am Boden, die für die routinemäßige Verarbeitung von Bildern
erforderlich ist, wurde für die Erstellung dieses ersten Bildes genutzt und gibt
einen Vorgeschmack auf die in diesem Jahr anstehenden Aktivitäten. Sobald das
System voll funktionsfähig ist, werden alle zehn Minuten Bilder der gesamten
Erdscheibe erstellt.
Die MTG-Satelliten werden von einem Konsortium europäischer Unternehmen
gebaut, das von Thales Alenia Space in Zusammenarbeit mit OHB geleitet wird.
MTG-I1 ist der erste von sechs Satelliten, die das gesamte MTG-System bilden,
das in den nächsten 20 Jahren wichtige Daten für die kurzfristige und
frühzeitige Erkennung möglicher extremer Wetterereignisse liefern wird. Die
Mission besteht im Vollbetrieb aus zwei MTG-I-Satelliten und einem
MTG-Sondierungssatelliten (MTG-S), die im Tandem arbeiten.
Die MTG-S-Sondierungssatelliten – eine Premiere für Meteosat – werden einen
Infrarot-Sounder und ein Spektrometer für Messungen im ultravioletten,
sichtbaren und nahinfraroten Spektralbereich an Bord haben. Durch die
dreidimensionale Überwachung der atmosphärischen Instabilität in den Wolken wird
der Sounder bei der Frühwarnung vor schweren Gewittern einen großen Schritt nach
vorn darstellen. Er soll aus der geostationären Umlaufbahn einzigartige
Informationen über die Zusammensetzung der Atmosphäre aus Ozon, Kohlenmonoxid
und Vulkanasche liefern.
Das Infrarot-Sondierungsinstrument befindet sich derzeit in der
abschließenden Leistungsprüfung, bevor es zur Integration in den
MTG-S-Satelliten nach Bremen geliefert wird. Es wird erwartet, dass der Satellit
bis Mitte 2024 fertiggestellt sein wird und noch vor Ende des Jahres in die
Umlaufbahn gebracht werden kann. "Nach dem Start des MTG-I1-Satelliten ist die
Dynamik des MTG-Programms ungebrochen", so Paul Blythe, Leiter des
Meteosat-Programms der ESA. "Zum einen unterstützen wir den Betrieb und die
Datenanalyse des ersten Satelliten in der Umlaufbahn, zum anderen arbeiten wir
mit Hochdruck an der Verfügbarkeit und Leistungsfähigkeit des neuen
MTG-Sondierungssatelliten. Die ersten Ergebnisse von MTG-I1 sind für alle, an
diesem Programm beteiligten Personen äußerst motivierend und geben einen
wichtigen Anstoß, die gesamte MTG-Konstellation bis 2026 fertigzustellen."
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