Ballon aus Gießen nimmt kosmische Strahlung ins Visier
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Universität Gießen astronews.com
9. Dezember 2022
Ein Höhenforschungsballon eines Teams aus Forschenden und
Studierenden der Universität Gießen hat während eines dreieinhalbstündigen Flugs
im November eine Höhe von fast 35 Kilometern erreicht und dabei die kosmische
Strahlung in verschiedenen Atmosphärenschichten gemessen. Faszinierend ist auch
ein Video, das den gesamten Flugverlauf zeigt.
Faszinierende Aussichten: Die Ballonkamera
auf fast 35.000 Kilometer Höhe, nicht einmal drei
Stunden nach dem Start in Gießen und kurz vor dem
Platzen des Ballons.
Foto: Physik / JLU [Großansicht] |
Es sind besondere Daten, die die orangefarbene Sonde mit dem Logo der
Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) aus der Stratosphäre mitgebracht hat: Der
kleine Kasten konnte kürzlich nach einem dreieinhalbstündigen Ballonflug in
einem Waldstück in Franken geortet werden und hatte nicht nur spannende
Messdaten an Bord. Faszinierend für Laien ist vor allem das rund
dreieinhalbstündige Video, das mittlerweile bei YouTube den Flug vom Start bis
zur Landung zeigt – vom Campusbereich Seltersberg über die schneebedeckten
Dächer von Gießen durch die Wolkendecke bis auf knapp 35.000 Meter Höhe. Das
Projektteam aus der JLU-Physik – beteiligt waren Forschende und Studierende
unter der Leitung von Dr. Hans-Georg Zaunick vom II. Physikalischen Institut –
freute sich sehr über den Erfolg der Mission.
Das Team hatte den Stratosphärenballon mit verschiedenen wissenschaftlichen
und didaktischen Experimenten an Bord am 19. November 2022 fliegen lassen. Die
auf den Namen "STRATO-II" getaufte Sonde wurde unter den Augen von rund 30
Personen um 11:36 Uhr gestartet. Während der gesamten Flugzeit von 3,5 Stunden
wurden Telemetriedaten über mehrere Kommunikationsbänder empfangen. Der Ballon
stieg auf eine maximale Höhe von 34.800 Metern auf, bevor seine Hülle unter dem
niedrigen Umgebungsdruck in der Stratosphäre von nur sechs Millibar platzte und
die Sonde mit den Experimenten zur Erde fiel.
Die Landung, die ursprünglich in der Nähe von Coburg in Franken
prognostiziert wurde, fand tatsächlich etwas weiter östlich an der
thüringisch-bayerischen Grenze statt. Ein GPS-Tracker teilte schließlich die
Landekoordinaten über eine mobile Internetverbindung mit, so dass am nächsten
Tag ein in der Gegend beheimateter Funkamateur gezielt die Sonde einsammeln und
dankenswerterweise nach Gießen zurückschicken konnte.
Der Ballon war seinerzeit auch Gegenstand der fränkischen
Lokalberichterstattung, da die Sonde zunächst keine genaue Position sendete und
die Bevölkerung über die örtliche Polizei um Mithilfe gebeten wurde.
Glücklicherweise sendete ein weiterer Telemetriesender an Bord der Sonde am
nächsten Tag die genauen Daten. Aus den übermittelten Messdaten der Sonde konnte
unter anderem ein Profil der kosmischen Strahlung in den unterschiedlichen
Atmosphärenschichten ermittelt werden.
An der Gruppe waren neben Dr. Zaunick und Schirmherr Prof. Sören Lange die
Studierenden Marvin Peter, Simon Glennemeier-Marke, Nico Krug, Alex Stamm,
Joachim Konrad, Silas Moos, Fiene Bremer, Viktoria Bauer, Stefanie Käs, Selin
Demirci, Jennifer Döring, Hartmut Schotte, Anna Komjagin und Lara Dippel
beteiligt. Für die technische Betreuung waren Rene Schubert und Thomas Köster
verantwortlich. Das für die Erteilung der Fluggenehmigung erforderliche
Rufzeichen DN5FCG wurde dem Projektteam von dem ehemaligen JLU-Mitarbeiter
Winfried Senger zur Verfügung gestellt. Unter diesem Rufzeichen ist der Flugpfad
der Sonde auf bekannten Online-Sondentrackern nachzuvollziehen.
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