Ein bisschen Sonnenfinsternis zur Mittagszeit
von
Stefan Deiters astronews.com
24. Oktober 2022
Am morgigen Dienstag, dem 25. Oktober 2022, lässt sich von
Mitteleuropa aus eine Sonnenfinsternis beobachten. Allerdings wird der Mond die
Sonne nicht vollständig verdunkeln, sondern nur einen Teil der Sonnenscheibe
verdecken. Das Ereignis findet zur Mittagszeit statt, so dass die Sonne
verhältnismäßig hoch am Himmel steht. Auf keinen Fall sollte man mit bloßem Auge
in die Sonne schauen.
Die partielle Sonnenfinsternis (hier eine Fotomontage) morgen wird
auch von Deutschland aus zu sehen sein.
Bild: NASA / GSFC / Solar Dynamics
Observatory (Sonnenscheibe) / astronews.com (Montage)
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Finsternisfans kommen in Mitteleuropa derzeit kaum auf ihre Kosten, so dass
schon partielle Finsternisse von Sonne und Mond eine Meldung wert sind. Morgen
zur Mittagszeit ist nun wieder soweit: Im deutschsprachigen Raum (und auch
darüber hinaus) wird eine partielle
Sonnenfinsternis zu sehen sein. Der Kernschatten des Mondes verdunkelt die Sonne
also nur teilweise, sie erscheint lediglich "angeknabbert". Im Vorteil sind
dabei Beobachter im Norden und Osten: Während in der Schweiz und in
Österreich nur 16 bis 20 Prozent der Sonne durch den Mond bedeckt werden, sind
es in Hamburg knapp 30 Prozent und in Berlin und Dresden sogar noch etwas mehr.
Wann die Finsternis genau beginnt, hängt vom jeweiligen Beobachtungsort ab.
Für alle wird das Maximum aber günstig in der Mittagspause und bei hochstehender
Sonne zu beobachten sein: In Hamburg beispielsweise beginnt die sichtbare
Bedeckung um 11:08 MESZ, das Maximum ist um 12:09 MESZ erreicht, die Bedeckung
endet um 13:12 MESZ. Der Mond ist dabei am linken oberen Sonnenrand zu sehen.
Damit es eine Sonnenfinsternis geben kann, müssen Mond, Erde und Sonne in
einer ganz bestimmten Position zueinander stehen, die es ermöglicht, dass - von
der Erdoberfläche aus betrachtet - die Scheibe des Mondes genau die
Sonnenscheibe verdeckt. Wenn also der Mond - von der Erde aus gesehen - vor der
Sonne steht, handelt es sich um die Neumondposition. Eine Sonnenfinsternis kann
es also nur bei Neumond geben. Eine Mondfinsternis, bei der der Schatten der
Erde auf den Mond fällt, nur bei Vollmond.
Da die Bahn des Mondes um die Erde leicht gegen die Bahn der Erde um die
Sonne geneigt ist, kommt es jedoch nicht bei jedem Vollmond zu einer
Mondfinsternis und auch nicht bei jedem Neumond zu einer Sonnenfinsternis. Schon die Astronomen im alten Babylon hatten bemerkt, dass sich bestimmte
Finsterniskonstellationen nach einer gewissen Zeit wiederholen - und zwar genau
nach 18 Jahren, 11 Tagen und 8 Stunden. Man nennt den sich daraus ergebenden
Zyklus den Saroszyklus. Jeder einzelne Zyklus besteht aus über 70 Finsternissen
und ist zwischen 12 und 13 Jahrhunderte lang.
Wer nun morgen die Finsternis selbst beobachten möchte, dem sei noch
dringend geraten, rechtzeitig nach seiner Sonnenfinsternis-Brille zu suchen. Ein
ungeschützter Blick in die Sonne nämlich kann das Augenlicht kosten. Eine
normale Sonnenbrille bietet keinen ausreichenden Schutz. Die
Sonnenfinsternis-Brillen wiederum eignen sich nicht als Vorsätze für Teleskope
oder Ferngläser.
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