Raumfahrtagentur beendet weitere Projekte mit Russland
Redaktion
/ Pressemitteilung der ESA astronews.com
14. April 2022
Auf seiner gestrigen Tagung hat der ESA-Rat wichtige
Weichenstellungen für Projekte vorgenommen, die ursprünglich einmal mit der
russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos geplant waren. So werden für europäische
Instrumente auf den Luna-Missionen zum Mond neue Flugmöglichkeiten gesucht. Das
gilt auch für den europäischen Marsrover.
Der geplante ESA-Marsrover Rosalind
Franklin.
Foto: ESA / ATG medialab
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Infolge der russischen Aggression gegen die Ukraine hat der ESA-Generaldirektor
eine umfassende Überprüfung aller derzeit in Zusammenarbeit mit Russland und der
Ukraine durchgeführten Tätigkeiten eingeleitet. Ziel ist es, die möglichen
Auswirkungen dieses neuen geopolitischen Kontexts auf die Programme und
Tätigkeiten der ESA zu ermitteln und eine resilientere und robustere
Weltrauminfrastruktur für Europa zu schaffen, schreibt die europäische
Weltraumagentur in einer Pressemitteilung.
Der ESA-Rat hatte sich gestern mit diesem Thema befasst und beschlossen, die
Gemeinschaftsvorhaben mit Russland bei Luna-25, -26 und
-27 einzustellen. Wie schon bei ExoMars würde die russische
Aggression gegen die Ukraine und die damit verbundenen Sanktionen auch hier
einen grundlegenden Wandel der Umstände bedeuten und es der ESA unmöglich
machen, die geplante Zusammenarbeit bei der weiteren Erkundung des Mondes
umzusetzen.
Die für diese Missionen entwickelte Wissenschaft und Technologie der ESA sei
jedoch nach wie vor von entscheidender Bedeutung. Für die der Entnahme von
Bodenproben und der Analyse von flüchtigen Substanzen dienende (für Luna-27
geplante) Mondnutzlast PROSPECT wurde schon eine alternative Fluggelegenheit an
Bord einer von der NASA geleiteten CLPS-Mission sichergestellt. CLPS steht für
"Commercial Lunar Payload Services". Die NASA setzt hier auf kommerzielle
Anbieter, die im NASA-Auftrag Nutzlasten wie beispielsweise Rover oder Lander
zum Mond transportieren.
Auch zur Erprobung der (für Luna-25 geplanten) Navigationskamera PILOT-D der ESA
wird bereits eine alternative Fluggelegenheit von einem kommerziellen
Dienstleister beschafft. Unterdessen wird das weitere Vorgehen für die (für
Luna-27 geplante) Präzisionslande- und Gefahrenabwehrtechnologie PILOT
festgelegt. Dieses Know-how wird für die europäischen
Monderkundungsvorhaben wie das große europäische Logistiklandegerät (EL3)
benötigt, das auf der Ministerratstagung 2022 zur Beschlussfassung vorgelegt
werden soll.
Ferner haben der ESA-Generaldirektor und der Präsident der
japanischen Raumfahrtagentur JAXA letzte Woche eine Vereinbarung über den Flug
des ESA-Instruments EMS-L, des Exosphären-Massenspektrometers an Bord der Mondrovermission LUPEX der JAXA und der ISRO unterzeichnet. Damit wird die Liste
der europäischen Experimente, die in den nächsten Jahren auf den Mond fliegen
werden, noch erweitert.
Die ESA bestätigte außerdem, dass obwohl alle Bestandteile der ExoMars-Rovermission
(Träger, Modulträger, Abstiegsmodul und Rosalind-Franklin-Rover) inzwischen ihre
Flugbereitschaftsüberprüfung bestanden haben, die Mission aufgrund der
Einstellung der Zusammenarbeit mit Roskosmos bei ExoMars nicht im September
dieses Jahres gestartet werden kann. Stattdessen wird nun unter der Leitung von
Thales Alenia Space Italien eine Schnellstudie zur Bewertung der Optionen für
das weitere Vorgehen durchgeführt.
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