Riesenplanet um massereichen Doppelstern
von
Stefan Deiters astronews.com
9. Dezember 2021
Mithilfe des Very Large Telescope der Europäischen
Südsternwarte ESO wurden jetzt ein Planet um das Doppelsternsystem b Centauri
entdeckt, der die beiden Sonnen in großem Abstand umkreist. Zuvor war noch nie
ein Planet um so massereiche Zentralsterne entdeckt worden.
Aufnahme des Systems b Centauri mit dem Instrument SPHERE des
Very Large Telescope der ESO. Der Planet ist der helle
Lichtpunkt rechts unten, der Stern ist oben links zu sehen,
der Lichtpunkt oben rechts ist ein Hintergrundstern.
Bild: ESO / Janson et al. [Großansicht] |
"Die Entdeckung eines Planeten um b Centauri hat uns sehr begeistert, da sich
dadurch das Bild über massereiche Sterne und das mögliche Vorhandensein von
Planeten um sie völlig verändert", erklärt Markus Janson, Astronom an der
Universität Stockholm. Das von ihm und seinem internationalen Team beobachtete
System befindet sich 325 Lichtjahre von der Erde entfernt im Sternbild Zentaur.
b Centauri ist ein Doppelsternsystem und die beiden Sterne haben zusammen eine Gesamtmasse von mindestens der
sechsfachen Masse unserer Sonne. Bislang hatte man um Sterne mit mehr als der
dreifachen Masse der Sonne keine Planeten entdeckt.
Und das hat im Grunde genommen auch niemanden überrascht, sorgen doch massereiche
Sterne nicht unbedingt für Bedingungen, unter denen sich Planeten problemlos
bilden können: So sind sie in der Regel sehr heiß und senden eine intensive und
energiereiche Strahlung im ultravioletten und im Röntgen-Bereich aus. b Centauri
ist da keine Ausnahme: Beim Hauptstern dürfte es sich um einen B-Stern handeln, der
drei Mal heißer als unsere Sonne ist.
"B-Sterne sorgen generell für ziemlich zerstörerische und gefährliche
Umgebungen, sodass man glaubte, dass die Bildung großer Planeten um sie herum
äußerst schwierig sein müsste", erläutert Janson. Doch wie die jetzt
vorgestellte Entdeckung beweist, heißt das offenbar nicht, dass die Planetenentstehung
unmöglich ist: "Der Planet von b Centauri ist eine fremdartige Welt in einer
Umgebung, die sich völlig von dem unterscheidet, was wir hier auf der Erde und
in unserem Sonnensystem kennen", beschreibt Teammitglied Gayathri Viswanath,
Doktorandin an der Universität Stockholm, den Fund. "Es ist eine raue Umgebung, die von
intensiver Strahlung beherrscht wird und in der alles in einem gigantischen
Maßstab abläuft: die Sterne sind größer, der Planet ist größer, die Entfernungen
sind größer."
Der Planet b Centauri b hat die zehnfache Masse des Jupiter und zählt damit
zu den massereichsten bislang entdeckten Planeten. Er hat zudem eine der
weitesten Umlaufbahnen, die man bei einem extrasolaren Planeten bislang entdeckt
hat: Von Zentrum seines Sternsystems ist er hundert Mal weiter entfernt als der
Jupiter von der Sonne. Vermutlich ist diese sehr große Entfernung dafür
verantwortlich, dass es den Planeten überhaupt gibt.
Die jetzt vorgestellten Ergebnisse basieren auf Beobachtungen mit dem
Spectro-Polarimetric High-contrast Exoplanet REsearch-Instrument (SPHERE)
am Very Large Telescope der europäischen Südsternware ESO in Chile. Der Planet
wurde allerdings - wenn auch unbemerkt - schon vorher abgebildet: Das Team
entdeckte den Planeten nämlich auch auf Archivdaten des Systems b Centauri, die
vor mehr als 20 Jahren vom 3,6-Meter-Teleskop der ESO aufgenommen worden war.
Über ihre Ergebnisse berichtet das Team in einem Fachartikel, der jetzt in
der Zeitschrift Nature erschienen ist.
|