Galileo-Satelliten 27 und 28 sind im All
Redaktion
/ Pressemitteilung der ESA astronews.com
6. Dezember 2021
An Bord einer Sojus-Trägerrakete sind am Wochenende
zwei weitere Galileo-Satelliten in eine Erdumlaufbahn gebracht wurden.
Die Konstellation der europäischen Navigationssatelliten hat sich damit auf 28
Satelliten erweitert. Zusätzliche zehn Satelliten sollen in den kommenden drei
Jahren gestartet werden. Anschließend folgen Galileo-Satelliten der nächsten
Generation.
Start von zwei weiteren Galileo-Satelliten
am Sonntagmorgen von Kourou aus.
Foto: ESA / CNES / Arianespace [Großansicht] |
Mit dem Start von zwei weiteren Galileo-Navigationssatelliten mit
einer Sojus-Trägerrakete vom europäischen Raumflughafen in
Französisch-Guayana am 5. Dezember ist die größte Satellitenkonstellation
Europas nun noch ein Stück größer geworden. Die Galileo-Satelliten 27
und 28 vervollständigen die bestehende Konstellation aus 26 Satelliten in der
Umlaufbahn und bieten den mehr als 2,3 Milliarden Nutzern rund um den Globus die
präziseste Satellitenortung der Welt.
"Der heutige Start markiert den elften Start von betriebsbereiten Galileo-Satelliten
innerhalb von zehn Jahren: ein Jahrzehnt harter Arbeit von europäischen
Galileo-Partnern und der europäischen Industrie, in dessen Verlauf
Galileo zunächst als funktionierendes System etabliert wurde und 2016 die
ersten Dienste startete. Mit diesen Satelliten erhöhen wir nun die Robustheit
der Konstellation, sodass ein höheres Maß an Dienstgarantien geboten werden
kann", unterstreicht der ESA-Direktor für Navigation Paul Verhoef.
Die von Arianespace betriebene und von der ESA in Auftrag gegebene Sojus-Trägerrakete
VS-26 hob am 5. Dezember um 01:19 Uhr MEZ mit den beiden 715 Kilogramm schweren
Satelliten von Französisch-Guayana ab. Alle Sojus-Stufen verhielten
sich planmäßig, wobei die Fregat-Oberstufe die Satelliten etwa drei
Stunden und 54 Minuten nach dem Start in den Zielorbit in 23.525 Kilometer Höhe
entlassen hat. In den kommenden Wochen werden die Satelliten mithilfe der
eingebauten Triebwerke in ihre endgültige Arbeitsumlaufbahn in 23.222 Kilometer
Höhe gelenkt, während gleichzeitig ihre Bordsysteme schrittweise für den
operativen Einsatz getestet werden – dies ist als so genannte Start- und
Frühbetriebsphase bekannt.
Die ESA, die mit der Konzeption, Entwicklung, Beschaffung, Erprobung und
Qualifizierung des Galileo-Systems und der Überwachung seiner
technischen Entwicklung betraut ist, nahm vor Kurzem ein Upgrade des weltweiten
Bodenkontrollsegments von Galileo vor. Damit wird erstmals ermöglicht,
dass die Launch and Early Orbit-Phase (LEOP) – d. h. Start- und frühe
Orbit-Phase – vom Galileo-Betreiber SpaceOpal im Galileo-eigenen
Kontrollzentrum in Oberpfaffenhofen gesteuert wird und nicht von einem externen
Missionskontrollzentrum aus. Die LEOP-Operationen werden unter der Verantwortung
der EU Agency for the Space Programme (EUSPA) durchgeführt.
"Das jüngste Update des Bodenkontrollsegments ermöglicht es den
Missionskontrolleuren, mehr Galileo-Satelliten gleichzeitig zu
überwachen", betont Pascal Claudel, Chief Operating Officer der EUSPA, die mit
der Verwaltung des Galileo-Betriebs und der Bereitstellung von Diensten
beauftragt ist. "Das ist wichtig, denn es stehen noch viele weitere Galileo-Starts
an – Galileo ist zu einer weltweiten Konstante geworden, deren
Kontinuität und technische Exzellenz auf lange Sicht gesichert sind."
Bei den heute gestarteten Satelliten handelt es sich um die ersten beiden
Satelliten der verbleibenden zwölf Galileo-Satelliten der ersten
Generation – eine verbesserte Version des bestehenden Full Operational
Capability-Konzepts. Jeder dieser Satelliten wird von OHB in Deutschland
hergestellt und getestet, die Navigationsnutzlasten stammen von Surrey Satellite
Technology Ltd. in Großbritannien und verwenden zudem Bauteile aus anderen
europäischen Ländern. Bevor die Satelliten zum Start nach Französisch-Guayana
weiterreisen, werden sie im ESTEC-Testzentrum der ESA in den Niederlanden, dem
größten Satellitentestzentrum Europas, strengen Weltraumflugtests unterzogen.
Derzeit befinden sich sechs Galileo-Satelliten entweder in der Testphase oder
sind am Standort für den Transport nach Südamerika gelagert. Alle verbleibenden
zehn Satelliten der ersten Generation werden in den nächsten drei Jahren
gestartet. Danach werden sie von den fortschrittlichsten, leistungsstärksten und
vollständig rekonfigurierbaren Navigationssatelliten abgelöst, die jemals gebaut
wurden. Diese tragen den Namen "Galileo Second Generation".
Die ESA entwickelt diese G2G-Satelliten derzeit gemeinsam mit europäischen
Industrieunternehmen – aus zwei verschiedenen Konsortien, um
Wettbewerbsfähigkeit und Redundanz zu gewährleisten – und plant ihren ersten
Start für 2024. "Galileo liefert bereits überall auf der Erde
metergenaue Ergebnisse. Die Galileo-Partner sind jedoch weit davon
entfernt, sich auf ihren Lorbeeren auszuruhen. Diese beiden Satelliten werden
die Galileo-Mission weiter voranbringen und – zusammen mit weiteren
Starts, die noch folgen werden – neuartige Signale und Leistungen ermöglichen,
die dazu beitragen werden, dass die Spitzenposition der Galileo-Mission
auch in den kommenden Jahren erhalten bleibt," zeigt sich Matthias Petschke, der
zuständige Direktor bei der Europäischen Kommission, überzeugt.
Galileo ist derzeit das präziseste Satellitennavigationssystem der
Welt, das von mehr als zwei Milliarden Nutzern rund um den Globus verwendet
wird. Die Phase der vollen Betriebsfähigkeit des Galileo-Programms wird
von der Europäischen Union verwaltet und finanziert. Die Europäische Kommission,
die ESA und die EUSPA (die EU-Agentur für das Raumfahrtprogramm) haben eine
Vereinbarung unterzeichnet, nach der die ESA als Designbehörde und
Hauptauftragnehmer für die Systementwicklung im Auftrag der Kommission, und die
EUSPA als Betreiber und Betriebsleiter von Galileo/EGNOS fungiert.
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